Jede hat sich ihre Fachgebiete gesucht, um das Unternehmen voranzubringen. Die Älteste, Antonia (34), hat sich auf Kinderoptometrie spezialisiert, die Jüngste, Katharina (30), ist Fachfrau in Sachen Kontaktlinsen, und die Mittlere, Anna (32), kümmert sich um Verwaltung und Marketing.
So hochspezialisiert ging es noch nicht zu, als Manfred Ignatius Trabert 1823 seine Brillenmanufaktur in der Fuldaer Mühlenstraße eröffnete. Simon Trabert etwa, der den Betrieb 1853 in der zweiten Generation übernahm, war Messerschmied. Dessen Sohn Benedikt wiederum, der das Unternehmen von 1875 bis 1922 führte, war nicht nur als Optiker, sondern ebenso als Mechaniker und Elektroingenieur ausgebildet. Das Angebot in der Mühlenstraße umfasste in diesen Jahren neben Brillen außerdem etwa Blitzableiter, Telegraphen oder künstliche Gliedmaßen.
Die Spezialisierung auf die Optik sei dann mit der Zeit entstanden, berichtet Hermann-Josef Trabert. Womöglich sei sie auch der günstigen Lage des Geschäfts an der Ecke Mühlen-/Kanalstraße geschuldet gewesen. Dort sei nämlich mit der AOK eine der größten Krankenversicherungen angesiedelt gewesen. „Früher musste man mit dem Rezept vom Augenarzt zunächst zur Krankenkasse, dann erst zum Optiker“, erzählt der Geschäftsführer. Der Weg einfach über die Straße sei dann für die Kunden der logische gewesen.
Als diese Regelung wegfiel, hatte dies Auswirkungen auf den Standortvorteil der Traberts. Der fiel nämlich ebenso weg. Deshalb erfolgte 1972 der Umzug in das Geschäft am Buttermarkt, in dem das Unternehmen bis heute beheimatet ist.
Als Teil der stadtbekannten Optikerfamilie scheint der Berufsweg vorprogrammiert, oder? Auf gar keinen Fall, betonen die Traberts unisono. Obwohl man natürlich schon von kleinauf mit Handwerk und Geschäft in Berührung kommt. „In meiner Kindheit war die Werkstatt noch direkt neben unserer Wohnung angesiedelt. Da bin ich dort täglich ein und aus gegangen und habe vieles mitbekommen und nebenbei gelernt“, berichtet Seniorchef Hermann-Josef.
Ganz so nah dran waren seine Töchter nicht mehr, aber auch sie sind mit dem Unternehmen aufgewachsen. „Das Thema ist immer da. Die Eltern haben uns immer mit einbezogen“, erzählt Antonia Trabert, die dennoch zunächst einen Weg abseits der Optiker-Karriere eingeschlagen hat. Nach dem Abschluss ihres Studiums des Internationalen Managements zog es sie aber doch zurück ins Familienunternehmen. „Ich habe gemerkt, mein Herz hängt an der Optik“, sagt die 34-Jährige. Mittlerweile ist sie wie ihre jüngere Schwester Katharina Augenoptikermeisterin.
Im Mai feiert das Unternehmen Brillen Trabert mit seinem Tochterunternehmen Brillen Optika sein 200-jähriges Jubiläum. Zudem planen die Traberts vier Event-Samstage (6., 13., 20. und 27. Mai, Fingerfood und Getränke inklusive), an denen unterschiedliche Brillen-Designer mit ihren Kollektionen im Fokus stehen.
Für die 30-Jährige war übrigens von Kindesbeinen an klar: Sie steigt ins Unternehmen ein. „Für mich ist der Gedanke unvorstellbar, dass es in Fulda mal kein Brillen Trabert mehr geben könnte“, begründet Katharina Trabert. „Ich bin einfach stolz auf unsere Familientradition, die emotionale Bindung ist enorm.“
Die ersten Frauen in der Unternehmensführung sind die drei Trabert-Töchter allerdings nicht. Bereits von 1922 bis 1960 hat mit Paula Trabert eine Frau den Betrieb geführt. Ungewöhnlich für diese Jahre. „Sie war eine starke Frau und eine der ersten Augenoptikermeisterinnen Deutschlands“, erinnert sich Hermann-Josef Trabert, der seine Großtante als Kind noch persönlich kannte.
Und die nächste, die achte Generation der Traberts ist bisher ebenfalls eine weibliche. Antonias Töchter verbringen nach dem Kindergarten bereits die ein oder andere Stunde in den Räumen am Buttermarkt. Und führen das Unternehmen vielleicht eines Tages in die Zukunft.
Im vergangenen Oktober feierte auch die Bürgerstiftung Antonius ein Jubiläum. Genau 120 Jahre waren vergangen, seit Maria Rang in Fulda die St. Lioba-Stiftung als Trägerstiftung von Antonius gegründet hat. Heute ist aus der familiengeführten eine strukturgeführte Stiftung geworden. Mit einem neuen Namen. Die Idee ist aber immer noch die gleiche wie damals.