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40 Jahre lang Stadtpfarrer in Fulda: Trauer um Winfried Reith

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Von: Volker Nies

Fulda: Trauer um ehemaligen Stadtpfarrer Winfried Reith
Winfried Reith wirkte von 1974 bis 2014 als Fuldaer Stadtpfarrer. © Volker Nies

Seine Fröhlichkeit und Herzlichkeit waren ansteckend: Dass „Evangelium“ frohe Botschaft bedeutet, das lebte Winfried Reith vor. Von März 1974 bis Mai 2014 wirkte er als Stadtpfarrer in Fulda – so lange wie kein anderer Pfarrer vor ihm. Im Alter von 83 Jahren ist er jetzt verstorben.

Fulda - Wenn Winfried Reith zu Fuß durch die Stadt ging, dann brauchte er immer etwas länger, bis er sein Ziel erreichte. Denn der Stadtpfarrer liebte die Menschen. Das spürten sie. Als er sich nach 40 Jahren im Amt mit einem Dankgottesdienst in seiner Stadtpfarrkirche verabschiedete, ging er zum Friedensgruß von Kirchenbank zu Kirchenbank und gab jedem Gemeindemitglied die Hand.

Fulda: Trauer um ehemaligen Stadtpfarrer Winfried Reith

Mit fast jeder Familie in seinen Gemeinden verband ihn, dass er sie an einer wichtigen Wegmarke ihres Lebens begleitet hatte:bei einer Taufe oder einer Firmung, bei einer Hochzeit oder einer Beisetzung – und nicht zuletzt der Feier einer Erstkommunion. Die Vorbereitung mit den Kommunionkindern in der Zeit vor dem Weißen Sonntag und die Feier der Kindergottesdienste am Sonntagmorgen, das machte Winfried Reith besonders Spaß. „Der regelmäßige Familiengottesdienst am Sonntag war mir geradezu heilige Verpflichtung“, sagte er beim Abschied. Mit seiner aufrichtigen, herzlichen, authentischen Art fand er schnell Zugang zu Kindern – und zu Erwachsenen.

Winfried Reith war in Lütter aufgewachsen, machte am Domgymnasium Abitur, studierte in Fulda und München Theologie, wurde 1967 im Fuldaer Dom durch Bischof Dr. Adolf Bolte zum Priester geweiht und wurde zunächst Kaplan in Wächtersbach (Main-Kinzig-Kreis). 1971 kam er als Seelsorger nach Fulda in die Stadtpfarrei St. Blasius und wurde im März 1974 als einer der jüngsten Priester in ihrer Geschichte zum Stadtpfarrer ernannt. „Die Stadtpfarrkirche hatte mich schon als Schüler im damals benachbarten Domgymnasium angezogen. Es war eine wundersame Fügung, dass ich seit 1971 hier wirken durfte. In dieser Audienzhalle Gottes fühlte ich mich geborgen“, sagte er.

Vier Jahrzehnte lang war er das fröhliche Gesicht der katholischen Kirche in Fuldas Innenstadt – und der Pfarrer, der eine Menge baute. Allein sieben Großprojekte hatte er zu verantworten:die Errichtung des Pfarrzentrums, den Pfarrhausneubau, die Außenrenovierung der Stadtpfarrkirche, die Innensanierung derselben, die Renovierung der Severikirche, der Kindergartenneubau und die Innenrenovierung der Heilig-Geist-Kirche.

Anfang 1988 wurde Pfarrer Reith auch Administrator der Pfarrei Heilig Geist in Fulda. In Würdigung seiner Verdienste wurde er 1987 von Erzbischof Johannes Dyba zum Geistlichen Rat ernannt. 2008 verlieh ihm Papst Benedikt XVI. den Titel „Päpstlicher Kaplan“ (Monsignore). Bischof Heinz Josef Algermissen ernannte ihn 2017 zum Ehrendomkapitular.

Als Winfried Reith mit 75 Jahren in Ruhestand trat, da wurde er zum Pfarrer i.R. – in Reichweite, wie er scherzte. Er lebte in einer Wohnung in einer Wohnanlage am Frauenberg – nicht weit weg von der Stadtpfarrkirche. Zuletzt häuften sich aber gesundheitliche Probleme. In der Nacht zu Samstag schlief er friedlich ein. Im Februar wäre er 84 Jahre alt geworden. Seine Trauerfeier wird auf seinen Wunsch bei den Franziskanern am Frauenberg stattfinden – vermutlich am Freitag.

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