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Notstrom für Trinkwasser im Krisenfall: Zweckverband investiert in zwei Aggregate

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Von: Norman Zellmer

Stolz auf die gemeinsame Pionierleistung: Ralf Jost (von links), Verbandsvorsitzender Timo Zentgraf und Martin Heun vom Vorstand des Zweckverbandes Gruppenwasserwerk Florenberg, die Betriebsleiter Stephan Hahn und Jürgen Aschenbrücker sowie technischer Mitarbeiter Heiko Schleicher vor dem neuen eingeschossigen Technikgebäude in der Straße Hinterburg in Künzell.
Stolz auf die gemeinsame Pionierleistung: Ralf Jost (von links), Verbandsvorsitzender Timo Zentgraf und Martin Heun vom Vorstand des Zweckverbandes Gruppenwasserwerk Florenberg, die Betriebsleiter Stephan Hahn und Jürgen Aschenbrücker sowie technischer Mitarbeiter Heiko Schleicher vor dem neuen eingeschossigen Technikgebäude in der Straße Hinterburg in Künzell. © Norman Zellmer

Vorsorge für den Not- und Krisenfall: Das Gruppenwasserwerk Florenberg hat am Mittwoch zwei stationäre Notstromaggregate vorgestellt. Sie sollen bei einem großflächigen und anhaltenden Stromausfall die Trinkwasserversorgung in Künzell und Umgebung sicherstellen.

Künzell - Dass schwere Unwetter überall und jederzeit zuschlagen und schwere Schäden anrichten können, haben zuletzt Anfang des Jahres die Sturmtiefs Ylenia und Zeynep im Landkreis Fulda gezeigt: Wege und Felder wurden überflutet, Bäume stürzten um und blockierten Straßen; in Rasdorf Hosenfeld und Großenlüder fiel der Strom aus, wenn auch nur relativ kurzzeitig.

Fulda: Trinkwasser im Krisenfall - Zwei Notstromaggregate in Künzell

Gegen derartige Stromausfälle - auch länger anhaltende und großflächige - ist der Zweckverband Gruppenwasserwerk Florenberg nun gewappnet: Am Mittwoch stellte Verbandsvorsitzender Timo Zentgraf, zugleich parteiloser Bürgermeister der Gemeinde Künzell, mit weiteren Verbandsvertretern und Mitarbeitern zwei Notstromaggregate in Dienst.

Zum Winter hin sollen sie einsatzbereit sein und die Versorgung der Anwohner mit Trinkwasser in Krisenzeiten sicherstellen. Sie stehen im Betriebsgebäude in der Rhönstraße am Tiefbrunnen Künzell. Im August wurde das zweite Gerät mit einem 160-Tonnen-Kran in das Garagen-große Betriebsgebäude an der Hinterburg gehoben.

Das Aggregat aus Österreich hat 4,5 Liter Hubraum und leistet 64 Kilowatt. Sollte in der Gemeinde der Strom ausfallen, springt die Anlage automatisch an, um Pumpen des benachbarten Tiefbrunnens anzutreiben.
Das Aggregat aus Österreich hat 4,5 Liter Hubraum und leistet 64 Kilowatt. Sollte in der Gemeinde der Strom ausfallen, springt die Anlage automatisch an, um Pumpen des benachbarten Tiefbrunnens anzutreiben. © Norman Zellmer

Sollte einmal der Strom ausfallen, starten die dieselbetriebenen Aggregate und erzeugen Elektrizität, um Pumpen zu versorgen, damit auch in Zeiten des Blackouts Wasser gefördert werden kann. „Die Infrastruktur soll nachhaltig funktionieren“, sagte Zentgraf und verwies auf aktuell „schwierige Zeiten“ mit Bedrohungszenarien wie Anschlägen und Cyberattacken auf Stromnetze. Die Situation sei durch den Ukraine-Krieg noch einmal „kritischer“.

Mit den beiden Anlagen könnten im Falle eines weitreichenden Stromausfalls rechnerisch 50 Liter Trinkwasser je Einwohner und Tag gefördert und transportiert werden. Die Kraftstoff-Vorräte zum Betrieb der Notstromaggregate reichten 14 Tage lang, wie Betriebsleiter Hahn erklärte. Versorgt werden mit der Notfallinfrastruktur mit Ausnahme eines Gebiets um den Giebelrain das ganze Zweckverbandsgebiet: ganz Künzell sowie Dipperz-Friesenhausen, Dipperz-Dörmbach, Fulda-Edelzell und Eichenzell-Melters – insgesamt 19.600 Einwohner.

Ähnlich wie Rathauschef Zentgraf äußerte sich der technische Betriebsleiter der Gruppenwasserwerks, Stephan Hahn. Stromausfälle seien nicht nur durch Bürgerkriege und Sabotage möglich, sondern auch durch Hochwasser, Hitzeperioden und Pandemien.

Notfallversorgung im Kreis Fulda

Nach Auskunft von Heiko Stolz (CDU), Vorsitzender und Sprecher der Bürgermeisterkreisversammlung - einem Gremium der Bürgermeister im Landkreis - habe „jede Kommune das Thema Notfallversorgung auf dem Schirm“. Szenarien, die vor wenigen Jahren für undenkbar gehalten worden seien, - etwa Stromausfälle, Erdgasmangel oder Krieg -, erschienen nun im Bereich des Möglichen, wie Energiekrise und Ukraine-Krieg zeigten.

„Jede Kommune macht sich da Gedanken.“ Künzell sei in gewisser Weise Vorreiter, so Stolz über die Notstromaggregate bei der Trinkwasserversorgung. Auch Neuhof gehe das Thema an: Das Rathaus arbeite daran, noch in diesem Jahr Notstromaggregate zu bestellen.

Stolz verwies auch auf eine Sitzung der Bürgermeisterdienstversammlung - einem Gremium der Landkreisverwaltung - in der nächsten Woche, bei der das Thema Notfallversorgung besprochen werden soll. Es gelte ein umfassendes Konzept mit Kreis und Kommunen zu erarbeiten und eine entsprechende Infrastruktur aufzubauen.

Daher habe sich der Verband schon in den Vorjahren Gedanken gemacht, entsprechende Pläne für die Notstromversorgung erarbeitet und den Neubau an der Rhönstraße größer dimensioniert.

Als der Bund ein Förderprogramm zur Versorgungssicherheit aufgelegt habe, habe man Anfang 2020 relativ schnell einen Antrag stellen können. Wegen der Corona-Pandemie und Lieferschwierigkeiten seien die Aggregate erst in diesem Sommer geliefert worden, nachdem im Frühjahr das Betriebsgebäude an der Hinterburg errichtet worden war. Die Aggregate kosteten laut Hahn rund 260.000 Euro; die Hälfte des Geldes komme vom Bund.

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