YouTuber fliegt vom Weihnachtsmarkt in Fulda - Stadt entschuldigt sich mit Einladung
Der bekannte YouTuber und twitch-Streamer Adam Wolke ist bei einem Live-Stream vom Weihnachtsmarkt in Fulda geflogen. Eine Sprecherin der Stadt sprach eine Glühwein-Einladung als Entschuldigung aus. Die nahm der 33-Jährige sofort an.
Fulda/Frankfurt - Wer ist Adam Wolke? Der YouTuber und twitch-Partner Adam Wolke aus Frankfurt bereist für sein „SkylineTV“-Videoformat seit 2016 monatlich verschiedene Städte und bringt Passanten dort unter anderem auch in skurrile Situationen. Dabei sendet er per Live-Stream. Das machte er schon von Orten in ganz Europa, aber auch weltweit - aus Afrika und Nordamerika zum Beispiel.
Nun war Adam Wolke am 9. Dezember 2021 spontan in Fulda zu Besuch, wo er live streamen wollte, wie er auf dem Weihnachtsmarkt einen Glühwein oder einen Punsch trinkt. Dazu war er - im Gegensatz zu sonstigen Full-HD-Livestreams - allein unterwegs und filmte sich per Selfie-Camcorder. Per Skype war er wie üblich mit einem Sprachstudio verbunden, um auf Chatkommentare reagieren zu können.
Fulda: Rauswurf YouTuber und twitch-Streamer - Adam Wolke besucht Weihnachtsmarkt
Zunächst ging auch alles glatt. Die Mitarbeiter eines Glühweinstandes erkannten den Frankfurter und begrüßten ihn freudig, als er gegen 18.30 Uhr den Weihnachtsmarkt besuchte. Kaum hatte der 33-Jährige sich aber einen Platz gesucht, um sein warmes Getränk zu trinken, traten auch schon sechs Mitarbeiter des Security-Dienstes an ihn heran.
„Haben Sie eine Genehmigung?“, fragten diese den Streamer. Die Vorhaltungen der Security machte Adam Wolke am 14. Dezember auch außerhalb seiner twitch-Community, die zumindest den Beginn des Streits live mitverfolgen konnte, auf der Plattform YouTube öffentlich. Dort veröffentlichte er auf seinem auf Kanal „SkylineTV“ ein vierminütiges Video mit dem Titel „Ich wurde vom Weihnachtsmarkt geworfen“.
In diesem Video, das bis Freitagnachmittag, 17. Dezember, 17 Uhr, knapp 5000 Aufrufe hatte, hört man die Security-Mitarbeiter im Gespräch mit Adam Wolke. „Schon mal etwas von Datenschutz-Grundverordnung gehört?“, wird der Streamer unter anderem gefragt. Der YouTuber dürfe keine Menschen ohne deren Genehmigung aufnehmen.
Die Security-Mitarbeiter erkannten aus ihrer Sicht und nach ihren Worten einen „Verstoß gegen den Datenschutz“. Die Security sei dafür zuständig, dass sich keine Leute belästigt fühlen (Lesen Sie hier: Rhöner YouTuber nach Wildschwein-Crash auf A45 - „Audi E-Tron GT hat mir das Leben gerettet“).
Ordnungsamt Fulda verweist Adam Wolke vom Weihnachtsmarkt
Davon könne aber laut Adam Wolke nicht die Rede gewesen sein. Er habe sich nur beim Punsch-Trinken gefilmt, Passanten seien bestenfalls nur unscharf im Hintergrund zu erkennen gewesen, verteidigte sich der Streamer aus Frankfurt gegenüber der Security auf dem Fuldaer Weihnachtsmarkt.
Letztlich verwies ihn die Stadtpolizei - sprich Mitarbeiter des Ordnungsamtes - des Weihnachtsmarktes. Die Begründung: Laut Marktordnung sei Filmen mit professionellem Equipment ohne Genehmigung auf dem Weihnachtsmarkt nicht gestattet. Adam Wolke stellte die Kamera und Ton aus, der Live-Stream, den insgesamt über 5000 Nutzer sahen, lief aber mit „Gleich geht es weiter“-Bauchbinde weiter.
Adam Wolke
Adam Wolke ist vor allem durch seine IRL-Streams bekannt geworden - also „In Real Life“-Live-Übertragungen im Internet. „Ich entdecke mit euch live Orte und Menschen“, sagt Adam Wolke an seine Twitter-Follower gerichtet über sein Live-Stream-Format. Nach eigenen Angaben ist er Erfinder von FullHD-IRL in Europa.
Der 33-Jährige aus Hessen hat auch schon einige Stream-Rekorde aufgestellt. So streamte Adam Wolke im September 2019 weltweit ersten 360-Grad-IRL-Livestream auf YouTube und am Anfang September 2021 den ersten IRL-twitch-Stream in 4k. Seine Live-Streams auf dem Live-Streaming-Dienst twitch werden durchschnittlich von 800 bis 1100 Menschen zeitgleich abgerufen.
Zu seiner Reichweite sagt er, dass er 13.700 twitch-Follower hat. twitch-Partner wie ihn - erkennbar an einem „lila Haken“ hinter dem Kanalnamen - können nur Streamer werden, die sich eine feste Community an Followern aufgebaut haben. Ein twitch-Partner kann als sogenannter „Creator“ auch Geld mit dem Streaming verdienen.
Die Leute hätten sich im twitch-Stream über die „Eskalation“ gefreut, sagte Adam Wolke, der nach seinem Rauswurf den Live-Stream noch mit einem „Just Chatting“-Block beendete. „Ich habe schon bestimmt 30 bis 40 Weihnachtsmärkte für Live-Streams besucht - dazu noch diverse Mittelaltermärkte. Niemals zuvor bin ich dazu aufgefordert worden, mich vorher anzumelden“, sagte Adam Wolke gegenüber der Fuldaer Zeitung.
„Mein Format besteht ja daraus, dass ich in der Öffentlichkeit filme.“ Ein entsprechender Marktordnung-Hinweis, dass eine Film-Genehmigung erforderlich sei, sei nirgends zu sehen und auch nicht auf der Homepage der Stadt zu finden gewesen.
Auf Nachfrage erklärte die Stadt Fulda, dass der Besuch von Adam Wolke auf dem Weihnachtsmarkt „nicht ganz glücklich gelaufen“ sei.
Deshalb „möchten wir uns bei ihm und seinem Team entschuldigen“, so Stadt-Sprecherin Monika Kowoll-Ferger. Die Mitarbeiter der Security-Firma hätten telefonisch bei der Veranstaltungsleitung nachgefragt, ob ein - offensichtlich professionell ausgestattetes - Film-Team auf dem Weihnachtsmarkt filmen dürfe.
„Da es ad hoc nicht offensichtlich war, was und für welche Veröffentlichung gefilmt werden sollte und keine Vorab-Information über den Dreh vorlag, entschloss sich die Veranstaltungsleitung, einen Dreh zu untersagen.“ (Lesen Sie hier: Polizei führt verstärkt Corona-Kontrollen in Hessen durch - auch in Fulda).
Stadt Fulda entschuldigt für Rauswurf vom Weihnachtsmarkt - Adam Wolke nimmt an
Die Stadt-Sprecherin erklärte weiter: „Grundsätzlich sind Dreharbeiten zum Zwecke der aktuellen journalistischen Berichterstattung auf dem Weihnachtsmarkt natürlich möglich. Eine Genehmigung ist nur erforderlich, wenn es sich um gewerbliche Aufnahmen handelt oder eine Drohne eingesetzt werden soll.“
Es sei allerdings üblich, dass professionelle Drehteams sich vorher beim Veranstalter - also bei der Stadt Fulda - melden und angeben, wann und wo ungefähr sie filmen möchten. „Dann können Ordnungsamt und Security entsprechend informiert werden und solche missverständlichen Situationen können vermieden werden“, sagte Pressesprecherin Monika Kowoll-Ferger.

Es sei bedauerlich, dass das im vorliegenden Fall nicht geschehen ist. „Wir bedauern das unnötige Missverständnis und laden Adam Wolke gerne noch einmal zu einem Glühwein auf dem Fuldaer Weihnachtsmarkt ein – inklusive Möglichkeit zum Filmen natürlich“, teilte die Sprecherin der Stadt Fulda abschließend mit.
„In Anbetracht dessen, dass ich schon von so vielen Märkten mit Live-Streams berichtet habe, bin ich teil-überrascht von dem Verfahren, dass die Stadt Fulda vorgibt“, reagierte Adam Wolke. „Ich freue mich aber über das Angebot, dass ich nochmal vorbeikommen darf. Das mache ich - das wird bestimmt lustig. Dann trete ich einfach weniger professionell auf und filme mit dem Smartphone.“
Informationen Weihnachtsmarkt Fulda
Die Ständen und Buden auf dem am 26. November eröffneten Weihnachtsmarkt in Fulda sind voraussichtlich bis zum 23. Dezember geöffnet - täglich von 11 bis 20 Uhr. Auf dem gesamten Gelände gilt eine Corona-Maskenpflicht und beim Verzehr von Speisen und Getränken die 2G-Regel. Die Stadt Fulda behält sich vor, die Regeln für Weihnachtsmarkt-Besucher eventuell noch einmal zu verschärfen.
Und in der Tat kehrte Adam Wolke am Donnerstag, 16. Dezember, gleich nach nach der Einladung der Stadt nochmal nach Fulda auf den Weihnachtsmarkt zurück. Dort traf er dann unter anderem Dominik Höhl vom Stadtmarketing Fulda, der dem twitch-Streamer ein Getränk ausgab und ihm auch den Weihnachtsmarkt zeigte.
In unserem Video oben sehen Sie, wie die Rückkehr von Adam Wolke auf den Weihnachtsmarkt in Fulda verlief. Über seinen zweiten Besuch in Fulda berichtete Adam Wolke natürlich auch wieder per twitch-Livestream. Als dreistündiges Video ist dieser auch auf seinem Kanal „SkylineTVlive“ unter www.twitch.tv/skylinetvlive zu sehen.