1. Fuldaer Zeitung
  2. Fulda

Ukrainischer Konsul besucht ehrenamtliche Helfer in Steinau

Erstellt:

Von: Sabrina Mehler

Konsul Sergij Dragan (Vierter von links) besuchte den Gasthof in Steinau, in dem bis heute ukrainische Geflüchtete leben. Von den Hilfsaktionen berichteten Stefan Faulstich (Sechster von links), Jörg Witzel (Dritter von links) und Bürgermeister Carsten Froß (Zweiter von links).
Konsul Sergij Dragan (Vierter von links) besuchte den Gasthof von Stefan Faulstich in Steinau, in dem bis heute ukrainische Geflüchtete leben. © Sabrina Mehler

In Steinau sind nach dem Kriegsausbruch im Februar viele Fäden der Ukraine-Hilfe zusammengelaufen: Von hier aus starteten Hilfstransporte zur Grenze und hier sind bis heute Geflüchtete untergebracht. Am Freitag hat der ukrainische Konsul Sergij Dragan die Helfer besucht.

Steinau - Wie steht es eigentlich um die deutsche Willkommenskultur? Nachdem der frühere – mitunter umstrittene – ukrainische Botschafter Andrij Melnyk mit der hiesigen Gastfreundschaft scharf ins Gericht gegangen ist, war die Empörung groß. Auch beim Steinauer Gastronom Stefan Faulstich, der die Gaststätte Rhönblick betreibt und Vorsitzender des Vereins der Köche ist, sowie bei Jörg Witzel, Tanner FDP-Kommunalpolitiker und Mitglied der Nachbarschaftshilfe Rhön.

Um zu zeigen, wie groß die Hilfsbereitschaft ist, verschickte Witzel zahlreiche Einladungen an ukrainisches Konsulat und Außenministerium – und war damit erfolgreich. Letzteres entsandte nun den Kiewer Sergij Dragan, der seit April dieses Jahres Konsul im Generalkonsulat der Ukraine in Frankfurt ist. „Eigentlich wollte Herr Melnyk selbst kommen, aber der wurde mittlerweile als Botschafter abberufen“, erklärte Witzel.

Fulda: Sergij Dragan besucht ehrenamtliche Helfer in Steinau

Bei dem Treffen berichteten er und Stefan Faulstich von den Aktionen. So waren kurz nach Ausbruch des russischen Angriffskriegs Helfer an die rumänisch-ukrainische Grenze gefahren, um dort Flüchtlinge zu unterstützen. Faulstich berichtete von insgesamt 300 Tonnen Hilfsgüter, die von unzähligen Personen aus der Region gespendet und in den vergangenen Monaten mit Konvois und Lkw-Transporten in die Ukraine geschafft wurden.

„Insgesamt haben wir auch 50 geflüchtete Menschen mit nach Deutschland gebracht“, sagte der Gastronom. Elf Personen leben derzeit in seinem Gasthof, einige Ukrainer arbeiten für ihn als Koch oder Servicekraft.

Während Faulstich schätzte, dass die meisten Ukrainer irgendwann in ihre Heimat zurückkehren möchten – sei es, weil sie dort Familie haben oder ein noch unbeschädigtes Haus –, glaubte dies Sergij Dragan nicht: „Ein Großteil wünscht sich in Deutschland einen festen Wohnsitz.“ Ein Ende des Krieges sei nicht absehbar: „Aber wir hoffen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.“

Der Konsul bedankte sich für die Aufnahme ukrainischer Menschen und für die Hilfe: Sie sei „unüberschätzbar“. Das Engagement von Verein der Köche und Nachbarschaftshilfe Rhön sei ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Unterstützung funktioniere. „Die Menschen in Deutschland haben Herzblut gezeigt und den Ukrainern mit großem Mitgefühl geholfen.“

Aus seiner Sicht – und anders als der ehemalige Botschafter Melnyk dies sieht – hätten die Deutschen alles dafür getan, dass sich die Geflüchteten hier wohlfühlen. Er ergänzte allerdings auch, dass dieses Lob nicht unbedingt für die Bundespolitik gelte. Diese und die eher zögerlichen Waffenlieferungen mochte der Konsul bei seinem Besuch nicht kommentieren.

Stefan Faulstich will Hilfsgüter-Transporte in die Ukraine fortsetzen

Der Petersberger Bürgermeister Carsten Froß (CDU), der im Laufe des Gesprächs dazustieß, nutzte die Gelegenheit ebenfalls, um auf die Hilfe der Gemeinde im Landkreis Fulda hinzuweisen und berichtete, dass kürzlich eine ukrainische Erzieherin eingestellt wurde und überdies „mehrere Hundert Geflüchtete“ in der Gemeinde aufgenommen worden seien.

Dass die Hilfen fortgesetzt werden sollen, machte Faulstich klar. So werde derzeit überlegt, eine Partnerschaft mit einer ukrainischen Stadt aufzubauen. Hilfsmaterial werde ebenfalls weiterhin ins Kriegsgebiet geliefert. Er bewertete dieses Engagement so: „Es gibt viele positiv Verrückte, die etwas bewegen wollen. Und es ist schön, wie unsere Region – für die Ukraine – zusammenhält.“

Auch interessant