Erdbeerfelder in der Region sind geöffnet - Preise steigen trotz Ukraine-Krieg nur leicht

Die Erdbeersaison hat begonnen und auf den Feldern von Bauer Würfl wird seit Anfang Juni fleißig gepflückt. Doch Trockenheit, Inflation und Ukraine-Krieg gehen auch am Geschäft mit den süßen Früchten nicht spurlos vorbei.
Sickels - Wolfgang Würfl ist in einer Familie großgeworden, in der die Erdbeere quasi zu den Grundnahrungsmitteln gehörte. Für ihn ist die rote Frucht alles andere als ein Luxusgut, sagt er und beißt herzhaft in eine Erdbeere, die er gerade von einer Pflanze auf einem der fünf Felder gepflückt hat, die er mit seiner Familie im Landkreis Fulda bewirtschaftet. Seit dem 1. Juni ist das Feld bei Sickels für Selbstpflücker geöffnet.
Bei gutem Wetter herrscht auf dem Erdbeerfeld in Sickels viel Betrieb. Auf 12 .000 Quadratmetern kommen täglich viele Menschen, um die süßen Früchte zu pflücken und in bunte Eimer zu legen. Schaffen sie es, mehr als 20 Kilogramm zu sammeln, zahlen sie 3,10 Euro pro Kilo. Bis 10 Kilo sind es 4,10 für 1000 Gramm. Bauer Würfl betont, dass er die Preise für die selbstgepflückten Früchte lediglich moderat angehoben habe - trotz des Krieges in der Ukraine.
Fulda: Trotz Inflation und Ukraine-Krieg hat Wolfgang Würfl die Preise kaum erhöht
„Der Preis für die bereits gepflückten Beeren ist genau gleich geblieben“, sagt er über die Früchte, die er am Stand verkauft. Dabei hätte er eigentlich allen Grund dazu, alle Preise mehr als nur moderat anzuheben. Für die Menschen, die er beschäftigt, muss er aufgrund des Mindestlohns mehr zahlen, die Energiekosten sind gestiegen, und die Inflation tut ihr Übriges. „Aber das wollen wir nicht an den Verbraucher weitergeben“, sagt Würfl. Unter den Landwirten ist er damit einer der wenigen: Weil Erdbeeren immer seltener gekauft werden, haben sich einige von ihnen dazu gezwungen gesehen, ihre Ernte zu vernichten und auf andere Produkte umzusteigen.

Wolfgang Würfl findet das irgendwie verständlich. Er kann nachvollziehen, dass das Geschäft mit der roten Frucht gerade nervenaufreibend sein kann. Verantwortlich dafür sind nicht nur die Verbraucher, die gerade wohl sehr genau darauf achten, für was sie ihr Geld ausgeben, sondern auch der Handel, an den Würfl deswegen nicht mehr verkauft. Denn dieser zahle oft viel zu wenig. So sei das Geschäft mit dem Obst nicht ertragreich, vor allem in Zeiten von gestiegenen Personal- und Energiekosten, sagt der 71-Jährige, dessen Familie seit den 1960ern auf den Anbau von Erdbeeren setzt.
„Eine Hitzewelle wäre jetzt nicht gut für uns“: Bauer Würfl wünscht sich Regen
Die Würfls bewirtschaften im Landkreis Fulda fünf Felder. Auf dem bei Sickels wachsen vier verschiedene Sorten, erzählt Würfl, als er über das große Feld läuft. Ab und zu bückt er sich, um eine Frucht zu pflücken und sich in den Mund zu stecken. Der 71-Jährige liebt Erdbeeren und erkennt am Aussehen, ob sie gut schmecken. „Schön ausgeformt“ und prall müssen sie sein, ob sie schon rundherum rot sind oder an manchen Stellen noch grün, spiele gar nicht unbedingt eine Rolle.
Der sonnige und trockene Jahresbeginn habe dafür gesorgt, dass der Ertrag auf den Feldern „sehr gut“ sei. Aber jetzt könne es mal regnen, damit die Erdbeerpflanzen ihren Durst stillen können. „Eine Hitzewelle wäre jetzt nicht gut für uns“, sagt Würfl. Denn dann würden die Erdbeeren sehr schnell reifen– zu schnell, um gepflückt zu werden. (Lesen Sie auch: Es muss mehr regnen: Forst und Landwirtschaft leiden unter der Trockenheit)
Und dann müsste der fünfjährige Lennart auf die Erdbeermarmelade verzichten, die er tagsdrauf mit seiner Oma aus den gepflückten Erdbeeren kochen will. Und das wäre doch schade, denn Lennart liebt die roten Früchte genauso sehr wie Wolfgang Würfl. Als er aus dem Feld stapft, hat der Fünfjährige einen ganz roten Mund von den saftigen Erdbeeren. Er konnte einfach nicht widerstehen, sie bereits beim Pflücken zu naschen.