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Ukraine-Krieg beeinflusst Kaufverhalten der Fuldaer - Notfallnahrung stark nachgefragt

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Der Ukraine-Krieg sorgt dafür, dass in einem Fuldaer Outdoor-Laden vermehrt Notfallnahrung, Gaskocher und Wasserfilter nachgefragt werden.
Der Ukraine-Krieg sorgt dafür, dass in einem Fuldaer Outdoor-Laden vermehrt Notfallnahrung, Gaskocher und Wasserfilter nachgefragt werden. (Symbolfoto) © Aleksandar Kosev/stockadobe.com

Inflation und Ukraine-Krieg stellen den Handel vor neue Herausforderungen: Produktions- und Transportkosten steigen, und die Kundschaft zögert. Geschäfte in Fulda nehmen die Situation unterschiedlich wahr. Nachgefragt wird unter anderem Notfallnahrung.

Fulda - Für den Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda, Michael Konow, steht außer Frage, dass die Preissteigerungen an der Zapfsäule den Geldbeutel aller belasteten. Der Ukraine-Krieg führe zu Zurückhaltung im Einkaufsverhalten. „Selbst in Reisebüros, wo die Nachfrage zuletzt wieder anstieg, ist sie jetzt wieder gebremst“, sagt Konow.

Zusätzlich wirkten sich die steigenden Energiepreise auf den Handel aus: „Unsere Wirtschaft funktioniert fossilbasiert. Hinzu kommen die Transportkosten“, erklärt er. „Bisher trägt der Einzelhandel die allgemeinen Preissteigerungen durch Inflation und Krieg größtenteils noch selbst, statt sie an die Kundschaft weiterzugeben“, erklärt der IHK-Geschäftsführer. Bis dies geschehe, sei es aber wohl nur noch eine Frage der Zeit.

Fulda: Ukraine-Krieg beeinflusst Kaufverhalten - Notfallausrüstung nachgefragt

Laut Edeltraud Leib vom City-Marketing Fulda ist der Wegfall der Corona-2G-Regelung und der damit verbundenen Kontrollen eine große Erleichterung für die Geschäfte gewesen. Dennoch besuchten immer noch rund 30 Prozent weniger Menschen als vor der Pandemie die Geschäfte der Fuldaer Innenstadt.

Aufgrund der gestiegenen Spritpreise, die vor allem Familien und Pendelnde belasteten, liege der Fokus der Menschen nun auf alltäglichen Einkäufen. Daher komme weniger Kundschaft von außerhalb in die Stadt gefahren. Gleichzeitig zwinge die Inflation Händlerinnen und Händler dazu, ihre Preise anzupassen. Der Krieg bewirke schließlich zusätzlich eine Kaufzurückhaltung bei den Menschen.

Dies bestätigt auch Jürgen Diener, Vorsitzender der CDU-Mittelstandsvereinigung (MIT) Fulda: „Geld kann nur ein Mal ausgegeben werden, und das wird es momentan an der Tankstelle. Hinzu kommt die Angst vor dem Krieg.“ Wegen des Frühlingswetters habe das Geschäft in der Innenstadt aber zuletzt angezogen. Und auch die Lockerungen der Corona-Regeln verbesserten die Lage im Einzelhandel. (Lesen Sie hier: Leere Supermarkt-Regale - Experten finden Hamsterkäufe unnötig)

Reiseveranstalter, Modegeschäft, Elektrofachhändler und Co. - Das sagen Geschäfte in Fulda

Wie sehen die Geschäfte in Fulda die derzeitige Situation? Stellen sie im Alltagsgeschäft zögerliches Kaufverhalten bei den Kunden fest? Wir haben uns in fünf Branchen umgehört.

Laut Cordula Bollbuck, Geschäftsführerin des Modehauses Erna Schneider am Universitätsplatz, macht sich der Ukraine-Krieg sehr wohl beim Kaufverhalten der Menschen bemerkbar: „Es ist eine deutliche Kaufzurückhaltung spürbar.“ In der Fuldaer Innenstadt nehme sie eine „traurige Stimmung“ wahr – „die Menschen haben einfach keinen Kopf mehr für Konsum in diesen Zeiten“, meint Bollbuck. Und auch für die kommenden Wochen schätzt die Geschäftsführerin das Kaufverhalten weiterhin verhalten ein. (Lesen Sie auch: Einstige Bunker in Fulda aufgegeben - Warum es in Deutschland keine Schutzräume mehr gibt)

Ganz anders ist es im Modehaus Mützel, das sich auf Festtagsmode für Damen und Herren spezialisiert: „Wir haben beim Kaufverhalten keine Veränderung feststellen können“, sagt Klaus-Dieter Mützel, Geschäftsführer des Modezentrums. „Die Kunden, die extra den Weg zu unserer Filiale nach Euerdorf auf sich nehmen, zögern nicht, wenn sie etwas kaufen wollen“, fügt er hinzu.

Dennoch würden sich die Gespräche hauptsächlich um den Ukraine-Krieg und auch die gestiegenen Energiepreise drehen und machen der Kundschaft sowie ihm selbst zu schaffen. Mützel sehe vor allem in Zukunft dramatische Folgen für den Einzelhandel: „Ich denke, die nächsten Wochen werden für viele Händlerinnen und Händler eine große Herausforderung werden.“

Den Geldbeutel im Blick: Kunden kaufen bewusster ein

Für Josef Wirth, Geschäftsinhaber von Möbel Wirth in Hünfeld, macht sich die Angst vor allem in Gesprächen mit Kunden bemerkbar. Dennoch ändere das nichts an dem Kaufverhalten der Menschen: „Wir haben glücklicherweise eine recht stabile Frequenz, mit der wir nicht gerechnet haben.“

Ob sich das zukünftig ändern wird, könne er nicht vorhersehen. Der Geschäftsinhaber geht aber davon aus, dass das Kaufverhalten seiner Kunden weitgehend unverändert bleibt, sollte sich die Situation in der Ukraine nicht maßgeblich wandeln.

Udo Müller, Inhaber des Elektro-Fachmarkts Müller in Fulda, schließt sich dem an. „Im Moment gibt es zum Glück noch keine Einbrüche im Kaufverhalten.“ Doch er bemerke, dass die Kunden bewusster kaufen: „Die Kunden denken derzeit länger darüber nach, ob sie nun zu einem Gerät für 1000 Euro oder zu einer billigeren Alternative greifen“, so Müller.

Video: Experten: Diese Vorräte sollten Sie im Notfall immer zuhause haben

„Die Leute kaufen weniger, aber deutlich gezielter“, berichtet Florian Hörath. Vor allem Notfallprodukte seien im Outdoor-Laden Auf und Davon in der Fuldaer Innenstadt zufolge derzeit „extrem gefragt“. Die Kundschaft erkundige sich gezielt nach Gaskochern und Notfallnahrung, falls der Strom ausfalle, sowie Wassertabletten und Wasserfilter. (Lesen Sie auch: Notfallvorrat für 10 Tage anlegen - So geht es ganz leicht)

„Die Leute wollen sich auf den Notfall vorbereiten. In den letzten dreieinhalb Wochen haben wir so viele Wasserfilter verkauft wie in den vergangenen fünf Jahren insgesamt“, sagt Hörath. Dadurch würden diese Waren knapp. Einer seiner Zulieferer sei bereits für das gesamte Jahr ausverkauft. 

Kriegsbeginn ließ Reisebuchungen einbrechen

„Der Kriegsausbruch in der Ukraine hat unter unseren Kunden Unsicherheit verbreitet, wie wir in vielen Gesprächen und Telefonaten deutlich gespürt haben“, erzählt Dennis Krug. Der Geschäftsführer des Neuhofer Reisebüros Reisewelt Teiser & Hüter habe sofort reagiert und die geplante Baltikum-Rundreise sowie die Wolga-Kreuzfahrt abgesagt.

Auch werde er in diesem Jahr keine weiteren Reisen nach Russland organisieren. „In den ersten Wochen nach Kriegsbeginn sind die Reisebuchungen merklich zurückgegangen“, berichtet Krug weiter. Mittlerweile lasse der Schock aber nach und die Nachfrage ziehe wieder an.

Die gestiegenen Energiekosten wolle das Unternehmen bei seinen eigenen Busreisen selbst kompensieren und die Preise für die Kundschaft entsprechend nicht erhöhen. „Wo wir keinen Einfluss haben – zum Beispiel bei Flugreisen oder Kreuzfahrten – müssen wir fallweise entscheiden“, sagt der Geschäftsführer der Reisewelt. (Von Marie-Louise Zein und Sophie Brosch)

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