So war Weihnachten früher: Ursula Römmelt aus Fulda feiert zum 100. Mal

Alle Jahre wieder feiern wir an Weihnachten das wohl schönste Fest des Jahres: mit vielen Geschenken, einem Christbaum und dem Besuch der Christmette. Wie war das eigentlich früher? Wurde damals wirklich anders gefeiert? Die 100-jährige Ursula Römmelt erinnert sich.
Gersfeld/Fulda - Als Ursula Römmelt in Fulda geboren wurde, da war der Erste Weltkrieg noch nicht lange vorbei. Es waren die schwierigen Anfangsjahre der Weimarer Republik. In Fulda war Georg Antoni Oberbürgermeister und Joseph Damian Schmitt Bischof. 1922 war auch das Jahr, in dem Ursula Römmelt ihr allererstes Weihnachtsfest erlebte.
2022 feiert sie ihr Hundertstes. Ihre Eltern führten einst den Musikverlag Maier, der damals in der Friedrichstraße ansässig war. Das Elternhaus stand in der Marienstraße am Frauenberg. Ein Bild von dem stattlichen Gebäude hängt noch heute in ihrem Zimmer im Seniorenzentrum Rhön in Gersfeld.
Fulda: Ursula Römmelt feiert zum 100. Mal Weihnachten - Erinnerung an Kindheit
Immer wieder zeigt sie darauf und berichtet, dass dort die ganze Familie wohnte: Sie selbst, die Einzelkind war, mit den Eltern, und in der mittleren Etage auch die Großeltern. Und so feierten in jedem Jahr drei Generationen das Weihnachtsfest gemeinsam (lesen Sie auch hier: xx).
„Meine Familie hatte Geld“, erzählt Römmelt, die am 20. Juni des Jahres 100 Jahre alt wurde. Früher beschäftigten ihre Eltern Angestellte, die den Christbaum schmückten, der erst an Heiligabend aufgestellt wurde. „Und der war fast so hoch wie das Zimmer, und ich durfte ihn als Kind erst sehen, wenn die Weihnachtsfeier stattfand.“
Jeder Wunsch wurde mir erfüllt: Puppen, ein Fahrrad und ein Roller. Es war wunderbar.
„Er war mit elektrischen Kerzen geschmückt“, erinnert sich Römmelt. „Und wir hatten eine tolle Krippe mit schönen alten Hirtenfiguren, die noch von den Großeltern stammten.“ An Weihnachten kam im Hause Maier, so Römmelts Geburtsname, nicht der Weihnachtsmann, sondern das Christkind zu Besuch.
Auch wenn sie eine „sehr strenge Erziehung“ genossen habe, manchmal sogar zu streng, wie sie heute findet, habe sie an Weihnachten viele Geschenke bekommen: „Jeder Wunsch wurde mir erfüllt: Puppen, ein Fahrrad und ein Roller. Es war wunderbar.“ (lesen Sie auch hier: „Die Krippe mittendrin“: Fuldaer Bischof zeigt in Christmette ein Handy-Foto).
Doch erst einmal musste sie sich am Heiligen Abend gedulden: „Um 18 Uhr gingen wir in die Christmette am Frauenberg. Wir haben damals immer viel gebetet“, sagt die 100-Jährige. „Und wir hatten ein Harmonium und eine Orgel, denn mein Vater und meine Mutter waren Musiker. Auch ich habe von klein auf Klavier gespielt.“
Klar, dass die kleine Ursula am Christfest schöne Weihnachtsweisen anstimmte: „Stille Nacht“ und „Ihr Kinderlein kommet“ zum Beispiel (lesen Sie auch hier: Klein-Bethlehem in Fulda - antonius feiert Christmette mit vielen Gästen im Kuhstall).
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In diesem Jahr wird sie ihre 100. Weihnachtsfeiertage begehen: vielleicht im Seniorenzentrum in Gersfeld, wo sie Ende der 1940er Jahre mit ihrem 1991 verstorbenen Mann Winfried Römmelt hingezogen war; vielleicht aber auch bei einer ihrer beiden Töchter, den Enkel- und Urenkelkindern.
So ganz genau weiß sie das noch nicht. Doch so unterschiedlich Weihnachten heute und vor fast 100 Jahren war, eines bleibt gleich: Ursula Römmelt wird die Geburt Jesu wieder im Kreise all ihrer Lieben feiern (lesen Sie auch hier: Bischof Gerber aus Fulda erinnert in Video-Botschaft zu Weihnachten an Menschen in Ukraine).