Die Frauen in Autos von damals sind der Zeit gemäß weniger strahlende, bunte Knalltüten, eher abstrakt und eher grob im Stil – so wie Gills „Marilyn Triptych“, das das New Yorker Museum of Modern Art 1962 in seine ständige Sammlung aufnahm. Nun, im Zuge der „Wiederauferstehung“ des Künstlers mit dem Cowboyhut vor ein paar Jahren, sind die frühen Arbeiten wieder ins Rampenlicht gerückt, und der Letzte seiner Art hat sich von seinem Manager zu einem charmanten Experiment überreden lassen. (Lesen Sie hier: Erfolgsgeschichte seit 200 Jahren - Ausstellung zur Instrumentenbau-Familie Mollenhauer im Vonderau Museum)
Mit Mitte 80 hat sich der Texaner noch einmal an die „Women in Cars“ gewagt – und knüpft damit an seine Arbeiten aus den 60er Jahren an. Amon Urbank, Sohn von Galerist Thomas Stock, brachte es bei der Vernissage in einer fachkundigen Einführung auf den Punkt: „Die neuen Arbeiten saugen über ein halbes Jahrhundert später den Geist der 1960er Jahre auf und transformieren ihn in heute gängige Ausdrucksformen. Gill hat die Arbeiten dem heutigen Stil angepasst, ohne die Wurzeln zu verleugnen.“
Und so sieht der Betrachter Frauen von heute und damals in Autos von heute und damals. Frauen, die sich auf der Motorhaube räkeln, die lasziv aus dem Fenster schauen oder selbstbewusst im Cabrio den Fahrtwind genießen. Wer die Frauen sind, bleibt in den allermeisten Fällen unklar. Ähnlichkeiten mit Prominenten sind durchaus vorhanden, aber für den Künstler unwichtig.
Die Motive gleichen sich, die Technik hat sich verändert. Gill, der heute auch mit dem Computer arbeitet, gelingen farbstarke, teilweise fotorealistische Bilder, die grandios die Entwicklung des Künstlers von Jugendjahren bis ins hohe Alter aufzeigen. Das Spiel mit Vergangenheit und Gegenwart macht den Reiz der Ausstellung aus, die bei der Vernissage für volles Haus bei Bilder Fuchs sorgte.
Im Unterschied zu anderen Ausstellungen Gills in Deutschland mit demselben Titel hat die Fuldaer Schau eine Besonderheit, wie Galerist Stock erläuterte: Viele Originale des Künstlers aus den 60ern, für die Sammler inzwischen sechsstellige Beträge bezahlen, sind in Fulda zu sehen.