Auch Klaus Schuhmacher, einer der Initiatoren des Rundwegs, der auf rund drei Kilometern durch die Stadt und an den Ausläufern des Habelbergs entlang verläuft und Informationen aus dem Leben des Reformators mit Kunstwerken und Reflektionen zur heutigen Zeit verbindet, denkt nicht, dass sich jemand wegen Aussagen des Skulpturenwegs zu der Tat provoziert gefühlt habe.
Dieser Verdacht sei ihm eher im Sommer vergangenen Jahres gekommen, als die Metalltafel an der Station über Luthers Verhältnis zu den Juden durch Gewalteinwirkung leicht verbogen worden sei, berichtet er und zeigt auf einem Foto die Verformung. Den zweiten Angriff auf eine der insgesamt acht Stationen hält er für einen Akt reiner Zerstörungswut.
Dass Souvenirdiebe am Werk gewesen sein könnten, schließt der Tanner Grafikdesigner aus. Denn von einer der Keramiken habe sich das Vorderteil mit der eingeritzten Schrift gelöst und sei achtlos liegengelassen worden.
„Eher stürzt die Mauer ein, als dass sich eine Befestigung löst, die mein Mann angefertigt hat“, sagt die zweite Initiatorin, Künstlerin Doris Reim, die die Tafeln mit den Zitaten geschaffen hat. Tatsächlich haben die Verankerungen, mit denen ihr Mann Peter Reinke die Sprüche an der im Jahr 1555 erbauten Stadtmauer fixiert hatte, der massiven Gewalteinwirkung standgehalten.
Bei dem rot leuchtenden Keramikapfel sowie allen Tafeln bis auf zweien reichte eine Neurichtung zur Schadensbehebung aus. Eine der beiden zur Reparatur befindlichen Tafeln lässt sich mit einer neuen Verschraubung wieder zusammenfügen, doch die andere muss komplett ersetzt werden.
„Das ist nur doof“, kommentiert Reim die unnötigen Beschädigungen. Aber zornig sei sie nicht. „Ich wusste, dass so etwas mit Kunst im öffentlichen Raum passieren kann.“ Statt sich zu ärgern, hat sie sich gleich an die Herstellung einer neuen Tafel mit dem Zitat „Die Ärzte sind des Herrgotts Flicker“ gemacht, obwohl sie eigentlich andere Dinge auf dem Tisch gehabt habe. Jetzt muss das Kunstwerk nur noch trocknen, dann kann die Zitatewand wieder komplettiert werden.
Bürgermeister Dänner hat im amtlichen Mitteilungsblatt der Stadt Tann auf den Vandalismus hingewiesen und darauf, dass die Tat bei der Polizei in Hilders angezeigt worden ist. Dieser liegen bislang jedoch keine Hinweise zu möglichen Tätern vor, wie eine Nachfrage unserer Zeitung ergeben hat.
Wahrscheinlich sind die Zerstörungen bereits im Zeitraum zwischen 30. Januar und 10. Februar erfolgt. Dänner hofft, dass die Bevölkerung künftig aufmerksam auf solche Sachbeschädigungen reagiert und Beobachtungen an die Polizei oder Stadtverwaltung meldet.
Ende vergangenen Jahres sorgte Vandalismus für erhebliche Schäden auf dem Trainingsplatz der SG Maberzell/Gläserzell Fulda. Laut Polizeibericht soll ein 18-Jähriger an Heiligabend Driftübungen auf dem Fußballplatz vorgenommen haben wodurch der Rasen erheblich beschädigt wurde. (Sandra Limpert)