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Verein der Köche Fulda blickt auf 100 Jahre zurück - Sorgen um den Nachwuchs

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Von: Rainer Ickler

Stefan Faulstich (Mitte in weiß) und Thomas Schmidt (Dritter von rechts) mit Nachwuchsköchinnen und -köchen der ukrainischen Nationalmannschaft, die für das Gala-Dinner kochen sollten.
Stefan Faulstich (Mitte in weiß) und Thomas Schmidt (Dritter von rechts) mit Nachwuchsköchinnen und -köchen der ukrainischen Nationalmannschaft, die für das Gala-Dinner kochen sollten. © Rainer Ickler

Der Verein der Köche Fulda, in dem 150 Mitglieder organisiert sind, kann auf 100 abwechslungsreiche Jahre zurückblicken.

Region - „Ein junger und dynamischer Verein voller bereitwilliger Mitglieder, die sich den Anforderungen der Branche stellen.“ So kennzeichnen sie sich selbst. Und tatsächlich werden die Mitglieder immer jünger, und ihre Anzahl mit 150 ist so hoch wie noch nie, die Herausforderungen aber auch. Denn die Corona-Pandemie, aber auch die Tatsache, dass immer weniger junge Frauen und Männer eine Ausbildung als Köchin oder Koch anstreben, sind Themen, die die Vereinsmitglieder umtreiben.

Die Zahl der Auszubildenden ist in den vergangenen zwölf Jahren von 60 auf nur noch 20 zurückgegangen, berichtet Stefan Faulstich, Vorsitzender der Fuldaer Köche-Vereinigung. Er selbst betreibt den Gasthof Rhönblick in Steinau. „Wir müssen bessere Rahmenbedingungen schaffen. Wir müssen einen Spagat hinbekommen zwischen fairer Entlohnung und einem familienfreundlichen Umfeld.“ Er hat beobachtet, dass schon ein Umdenken stattgefunden habe. Dazu gehöre auch, dass der Gast bereit sein müsse, dem Gastwirt faire Preise zu zahlen. (Lesen Sie hier: Wir machen den Selbsttest - Werden Corona-Impfnachweise kontrolliert?)

Fulda: Verein der Köche blickt auf 100 Jahre zurück - Sorgen um den Nachwuchs

Der Verein der Köche entwickelt sich gut. Fulda ist mit 150 Frauen und Männern der mitgliederstärkste in Hessen. Ein Grund sei, dass der Verein sich bei den Themen Aus- und Weiterbildung sowie Prüfungsvorbereitung engagiere. „Wir haben selbst Lehrgänge angeboten“, sagt Vorsitzender Faulstich. Aber auch die überbetriebliche Ausbildung sei gut. Er lobt in diesem Zusammenhang das gute Lernumfeld mit der Eduard-Stieler-Schule, die für die Köche zuständig ist, und dankt dem Landkreis Fulda für die gute Ausstattung und der Schule für die engagierten Lehrerinnen und Lehrer. „Unsere jungen Frauen und Männer bekommen eine hochprofessionelle Ausbildung.“

Im Interesse des Vereins sind die Wettbewerbe wie der Groma-Pokal oder der Service-Team Cup, in dem sich die Azubis messen können. Der Fuldaer Nachwuchs gehöre regelmäßig bei den Wettbewerben zu den besten in Hessen, sagt Faulstich.

Der Verein der Köche engagiert sich nicht nur für die Aus- und Weiterbildung, sondern setzt sich auch für soziale Zwecke ein. Thomas Schmidt, stellvertretender Vorsitzender, nennt das Spargel-Schälen, das Braten der Entenkeulen für die Bahnhofsmission oder Kochaktionen zugunsten der Feuerwehrleitstelle sowie ein Social Cooking für die Fuldaer Tafel. Mit diesen Aktionen sind in den vergangenen Jahren rund 40.000 Euro zusammengekommen, die an verschiedene caritative Organisationen gespendet wurden wie dem Palliativzentrum Kleine Helden oder dem Kunterbunten Kinderzelt, berichtet Schmidt. Die Köche selbst, die im Verein organisiert sind, treffen sich regelmäßig zu einem Stammtisch oder Seminarreisen und tauschen sich untereinander aus.

1950 war von Nachwuchssorgen keine Spur

Gegründet wurde der Verein 1921 in der Gaststätte Deutscher Schütze in Fulda. Das fiel in eine Zeit, in der sich Innungen und Zünfte zusammengeschlossen haben. Nur zwölf Jahre dauerte der erste Teil des aktiven Vereinslebens. Nach dem Krieg, Ende der 1940er Jahre, nach der Währungsreform, nahm das Vereinsleben wieder Fahrt auf. Die Leute hatten in der Wirtschaftswunderzeit Geld und gingen wieder essen. Auch um den Berufsnachwuchs musste man sich damals keine Sorgen machen, berichtet Faulstich. Es gab Köchebälle, die Berufsgruppe war fest verwurzelt im öffentlichen Leben, Köche waren angesehen.

Es sei damals einfacher gewesen, Personal zu bekommen. Restaurants hatten Hochkonjunktur. Die Leute gingen essen, zum Beispiel in Fulda in die Bahnhofsgaststätte, in das Haus Oranien oder in den Kurfürst. Das seien erste Adressen gewesen. Heute gibt es diese Gaststätten nicht mehr. Erste Probleme, Nachwuchs zu finden, gab es dann in den 1990er Jahren. „Ab 2010 haben wir gemerkt, wir müssen mehr für die Ausbildung tun“, erklärt Faulstich.

Höhepunkt im Vereinsleben war die zweifache Ausrichtung des Laurentiustages, er ist der Schutzheilige der Köche, in Fulda. 1994 kamen 1200 Köche aus ganz Deutschland in die Domstadt, im Jahr 2016 waren es rund 1000. Ein Höhepunkt sollte auch die Feier des 100-jährigen Bestehens mit Gala-Dinner und Kommers sein. Doch wegen der Corona-Pandemie lässt der Verein dies jetzt ausfallen.

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