Belastung durch Verkehr in Hessen sehr unterschiedlich - Anteil am Schwerverkehr in Fulda nimmt zu
Alle fünf Jahre findet eine große Straßenverkehrszählung statt. Die Ergebnisse der Datenerhebung zeigen, welche Region besonders belastet ist. Auf den Autobahnen in der Region Fulda nahm der Schwerverkehrsanteil zu.
Fulda/Wiesbaden - Der Unterschied ist enorm: An einer Stelle einer Autobahn im Rhein-Main-Gebiet kommen am Tag fast 150.000 Fahrzeuge durch. Auf einer Autobahn in Nordosthessen sind es im gleichen Zeitraum nur knapp über 800. Ergebnisse wie dieses kann man aus der aktuellen Straßenverkehrszählung herauslesen.
Die Ergebnisse zeigen, wo der Verkehr in Hessen besonders dicht ist und wo am wenigsten Fahrzeuge unterwegs sind. Eigentlich wäre 2020 wieder als Zähljahr dran gewesen, aber aufgrund der Corona-Pandemie waren weniger als Menschen als sonst unterwegs. Daher wurde die Zählung um ein Jahr verschoben.
Fulda: Anteil am Schwerverkehr in Region nimmt zu - aktuelle Erhebung in Hessen
Gezählt wurde von April bis Oktober 2021. Nun liegen die Daten aufbereitet vor. Die verkehrsreichsten Stellen im Straßennetz des Landes finden sich im Rhein-Main-Gebiet. In der Region Fulda und in Osthessen fuhren weniger Fahrzeuge, auf der A7 und der A66 nahm dort aber jeweils der Schwerverkehrsanteil zu.
Auf hessischen Bundesstraßen war der Verkehr am dichtesten auf der B45 nördlich von Weiskirchen, einem Stadtteil von Rodgau im Kreis Offenbach. An der dortigen Zählstelle 59190312 wurden laut Hessen Mobil 75.900 Kraftfahrzeuge in 24 Stunden gezählt (lesen Sie auch hier: Güterschiff auf dem Main nach zwei Tagen freigeschleppt).
Auf hessischen Landstraßen war die Belastung auf der L3005 zwischen Eschborn und Rödelheim am größten. Die Stelle liegt unmittelbar am Frankfurter Nordwestkreuz. An der Zählstelle 5817053 wurden rund 31.800 Fahrzeuge in 24 Stunden gemessen (lesen Sie auch hier: Petersberg erhält nach Bombenentschärfung mehr als 815.000 Euro vom Land Hessen).
Hintergrund: Wie die Straßenverkehrszählung funktioniert
Früher wurden die Daten manuell erhoben, heute gibt es keine Männer und Frauen mit Klickern am Straßenrand mehr: Die Zählung läuft automatisch. An den meisten Zählstellen geschieht das mit sogenannten Leitpfostenzählgeräten. Die sehen aus wie normale Leitpfosten, haben aber eine eingebaute Radartechnik. Bei der jüngsten Zählung wurde diese Technik an rund 2000 Zählstellen eingesetzt.
An den restlichen rund 1400 Zählstellen - meist auf Kreisstraßen - erfolgte die Zählung größtenteils videogestützt. Für die Zählung auf Autobahnen ist die Autobahn GmbH des Bundes zuständig. In Hessen sind 194 automatische Dauerzählstellen (DZ) auf Autobahnen installiert. An Autobahnabschnitten, an denen es diese Technik nicht gibt, wird zusätzlich an ausgewählten Tagen manuell eine Stichprobe erhoben.
Auf den Autobahnen liegt der am meisten belastete Abschnitt auf der A3 zwischen dem Offenbacher Kreuz und Obertshausen. Laut Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) fuhren dort 2021 durchschnittlich 148.281 Kraftfahrzeuge am Tag durch. Der Schwerverkehrsanteil betrug knapp 16 Prozent.
Zum Vergleich: Am ruhigsten war es auf den Autobahnen auf der A49 zwischen Neuental und Borken im Schwalm-Eder-Kreis. Dort kamen 2021 durchschnittlich gerade mal 819 Kraftfahrzeuge pro Tag vorbei. Der Schwerverkehrsanteil lag bei sieben Prozent. Generell war der Verkehr am wenigsten dicht an den Landesgrenzen.
Auf der Autobahn A66 bei Neuhof im Landkreis Fulda fuhren 2021 durchschnittlich 34.103 Kraftfahrzeuge (2010: 28.217) am Tag durch. Der Schwerverkehrsanteil lag bei 15 Prozent (2010: 13 Prozent). Die A7 bei Fulda befuhren 2021 durchschnittlich 42.885 Kraftfahrzeuge pro Tag (2015: 47.065). Der Schwerverkehrsanteil lag bei knapp 28 Prozent (2015: 20 Prozent).
Fulda: Anteil des Schwerverkehrs liegt auf der B27 bei knapp 10 Prozent
Auf hessischen Bundesstraßen gab es den wenigsten Verkehr auf der B278 bei Obernhausen (einem Stadtteil von Gersfeld im Kreis Fulda) Richtung bayerische Landesgrenze. An der Zählstelle 55250304 kamen laut Hessen Mobil gerade mal 900 Kraftfahrzeuge in 24 Stunden durch. An der B27-Zählstelle bei Hünfeld 14.063 (2015: 14.428).
Die B27 in Fulda befuhren 2021 im Schnitt 19.960 Kraftfahrzeuge pro Tag (2015: 24.280). Der Schwerverkehrsanteil lag bei knapp 10 Prozent (2015: 7,5 Prozent). Auf der B254 bei Großenlüder in Richtung Vogelsbergkreis waren 2021 im Schnitt 12.877 Kraftfahrzeuge pro Tag (2015: 12.734) unterwegs.
Auf den Landstraßen war der wenigste Verkehr auf der L3241 an einer Stelle im Werra-Meißner-Kreis, die etwa im Dreieck zwischen Bad Sooden-Allendorf, Großalmerode und Waldkappel liegt. An der Zählstelle 47250563 wurden 45 Fahrzeuge in 24 Stunden gezählt. Auf der Umgehungsstraße Nord in Schlüchtern im Kinzigtal im Main-Kinzig-Kreis waren 2021 im Schnitt pro Tag 6975 Fahrzeuge unterwegs.

Vergleiche mit der vorletzten Zählung sind nur bedingt möglich, wie ein Sprecher der Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) betont. Baumaßnahmen, Umleitungen, gesperrte Anschlussstellen oder weniger Verkehr in der Corona-Pandemie lassen keinen direkten Vergleich zu.
Was Autobahnen angeht, hat der Verkehr auf der A49 am Kreuz Kassel zwischen 2015 und 2021 laut Bast am meisten Verkehr dazubekommen. Die Steigerungsrate lag bei knapp 60 Prozent. Am meisten zurück ging der Verkehr zwischen 2015 und 2021 auf der A49 zwischen Neuental und Borken, wo mehr als 80 Prozent weniger Autos unterwegs waren.
Die Zählungen liefern nach Einschätzung des hessischen Verkehrsministeriums „wichtige Daten für die Verkehrsplanung auf allen Ebenen“, wie ein Sprecher sagte. „Aber in diese Planungen fließen noch viele andere Faktoren ein, zum Beispiel mittelfristige Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung oder auch Planungen zur Siedlungs- und Gewerbeflächenentwicklung.“
Zuwachs im Güterverkehr - Hessen wegen Lage besonders belastet
Verkehrsprojekte würden in der Regel „nicht aufgrund jährlicher Veränderungen geplant, sondern aufgrund einer fundierten Abschätzung des zukünftigen Bedarfs“ (lesen Sie auch hier: Betrunkene verursachen Frontal-Unfall - Frau aus Rhön kann nicht mehr ausweichen).
Auch wenn sich aus der alle fünf Jahre stattfinden Zählung kein unmittelbarer Handlungsbedarf ableitet - der ADAC findet eine solche regelmäßige, flächendeckende, differenzierte Zählung dennoch „wichtig und notwendig“, wie Verkehrsexperte Wolfgang Herda erklärte.
Die jüngsten Zahlen bestätigten den langfristigen Trend: Der Verkehr nimmt zu. Am deutlichsten ist der Zuwachs im Güterverkehr. Hessen ist wegen seiner zentralen Lage besonders stark belastet. „Wir gehen davon aus, dass auch so bleibt.“ Daher müsse weiter in den Erhalt der Infrastruktur investiert werden. (mit dpa-Material)