Gemeinsam hätten sie zwei Flaschen Wodka geleert und diverse Joints geraucht. Die Angaben des 37-Jährigen zur Menge der gerauchten Joints – „vier, fünf, sechs oder auch sieben“ – wechselten ähnlich stark wie die Angaben zu der Uhrzeit, zu der er seinen Trinkgenossen und späteren Gegner besucht hatte.
Später seien seine Bekannten ebenfalls in die Wohnung gekommen. Von diesem Zeitpunkt an habe sich das Verhalten des 38-Jährigen geändert: Er sei ihm gegenüber aggressiv geworden und habe ein auf der Fensterbank liegendes Schwert ergriffen, es aus der Scheide gezogen und ihm die Klinge an den Kehlkopf gedrückt. Er habe noch im Sitzen das Schwert packen und auf den Tisch werfen können. Daraufhin sei er aufgestanden und habe dem Mann mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Dieser sei zu Boden gegangen. Danach habe er mit seinen beiden Kumpels die Wohnung verlassen wollen.
Doch beim Weggehen habe er bemerkt, dass er sein Handy habe liegenlassen. Das Handy sei „sein Heiligtum“. Daher sei er zurück in die Wohnung gegangen. Dort sei der 38-Jährige mit über dem Kopf erhobenen Schwert auf ihn zugestürmt. „Ich hatte Todesangst“, so der Angeklagte. Daher habe er ein auf dem Boden liegendes Stück Dachlatte ergriffen, um den Schwerthieb abzuwehren. Dabei habe er aber nicht das Schwert, sondern den Kopf des 38-Jährigen getroffen – zwei Mal. „Warum haben sie ein zweites Mal zugeschlagen?“, wollte der Richter wissen. „Nur so, aus Reflex“, lautete die Antwort.
Der Getroffene habe auf dem Sofa gesessen, als er die Wohnung verließ. Doch dann sei ihm bewusst geworden, dass er „einen Fehler gemacht“ habe, so der 37-Jährige: Er habe Kontakt zu Rechtsanwalt Theo Jahn aufgenommen und sich danach der Polizei gestellt. Seit dieser Zeit sitzt der Angeklagte in Untersuchungshaft. (Lesen Sie auch: Prozess um illegale Drogengeschäfte in großem Stil: Fünf Männer angeklagt)
Weil das Opfer des Dachlatten-Angriffs am Donnerstag (20. Oktober) der Ladung als Zeuge nicht gefolgt war, endete die Verhandlung früher als geplant. Der Prozess wird am Freitag um 9.30 Uhr im Landgericht Fulda fortgesetzt – möglichst mit dem erneut geladenen Zeugen. Und auch die zum Einsatz gekommenen Waffen, das Schwert wie auch die Dachlatte, wurden aus der Asservatenkammer angefordert.