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37-Jähriger schlägt mit Dachlatte zu: Opfer soll Angeklagten mit Schwert bedroht haben

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Von: Hartmut Zimmermann

Landgericht Fulda: Versuchter Totschlag - Mann verletzt Kontrahenten lebensbedrohlich mit Dachlatte
Wegen versuchten Totschlags wird vor dem Landgericht Fulda unter Vorsitz von Richter Josef Richter gegen einen 37-Jährigen verhandelt. © Hartmut Zimmermann

Weil er einen anderen Mann mit einer Dachlatte lebensbedrohlich verletzt hat, muss sich ein 37-Jähriger aus Fulda vor dem Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft klagt ihn des versuchten Totschlags an. Am Donnerstag beschrieb der Angeklagte die Tat aus seiner Sicht.

Fulda - In der Nacht zum 25. Januar war es in einer Wohnung im Gallasiniring in Fulda zu einem Streit zwischen zwei stark berauschten Männern gekommen. Am Ende hatte der Angeklagte seinen 38 Jahre alten Widersacher, der ihn zuvor mit einem 1,30 Meter langen Schwert bedroht hatte, mit einer Dachlatte so massiv auf den Kopf geschlagen, dass dieser lebensbedrohlich verletzt wurde. Der Mann war daraufhin unmittelbar im Klinikum Fulda versorgt worden.

Fulda: Versuchter Totschlag - Opfer erscheint nicht vor Gericht

Josef Richter, der die Verhandlung der Schwurgerichtskammer führt, bat den Angeklagten, der mehrfach unter anderem wegen Körperverletzung vorbestraft ist, um eine Beschreibung des Tathergangs und der vorangegangenen Stunden. Richter Richter hatte ihn zuvor ausführlich nach dessen Alkohol- und Drogenkonsum gefragt, der auch am Tag der Tat beträchtlich gewesen war. Der Angeklagte schilderte das Geschehen wortreich.

Er hatte sich mit Bekannten in der Wohnung einer Frau getroffen und dort bereits Bier getrunken und Cannabis konsumiert. Von seinen Zechgenossen habe er erfahren, dass der 38-Jährige ein Schwert gekauft habe – um sich an ihm zu rächen: Denn eine Woche zuvor habe er den 38-Jährigen verprügelt. Nach den Gründen dieses Streits gefragt, antwortete er: „Der hat mich immer provoziert.“

Doch an diesem Tag war der Angeklagte offenbar auf Versöhnung aus. „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich“, sagte der Angeklagte lapidar. Daher sei er später zu dem 38-Jährigen in dessen Wohnung gegangen, um sich mit ihm auszusprechen. Man habe sich gut vertragen, sein Kumpel habe ihm sogar sein WLAN-Passwort genannt.

Gemeinsam hätten sie zwei Flaschen Wodka geleert und diverse Joints geraucht. Die Angaben des 37-Jährigen zur Menge der gerauchten Joints – „vier, fünf, sechs oder auch sieben“ – wechselten ähnlich stark wie die Angaben zu der Uhrzeit, zu der er seinen Trinkgenossen und späteren Gegner besucht hatte.

Später seien seine Bekannten ebenfalls in die Wohnung gekommen. Von diesem Zeitpunkt an habe sich das Verhalten des 38-Jährigen geändert: Er sei ihm gegenüber aggressiv geworden und habe ein auf der Fensterbank liegendes Schwert ergriffen, es aus der Scheide gezogen und ihm die Klinge an den Kehlkopf gedrückt. Er habe noch im Sitzen das Schwert packen und auf den Tisch werfen können. Daraufhin sei er aufgestanden und habe dem Mann mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Dieser sei zu Boden gegangen. Danach habe er mit seinen beiden Kumpels die Wohnung verlassen wollen.

Fulda: Streit eskaliert - Mann schlägt Kontrahenten mit Dachlatte

Doch beim Weggehen habe er bemerkt, dass er sein Handy habe liegenlassen. Das Handy sei „sein Heiligtum“. Daher sei er zurück in die Wohnung gegangen. Dort sei der 38-Jährige mit über dem Kopf erhobenen Schwert auf ihn zugestürmt. „Ich hatte Todesangst“, so der Angeklagte. Daher habe er ein auf dem Boden liegendes Stück Dachlatte ergriffen, um den Schwerthieb abzuwehren. Dabei habe er aber nicht das Schwert, sondern den Kopf des 38-Jährigen getroffen – zwei Mal. „Warum haben sie ein zweites Mal zugeschlagen?“, wollte der Richter wissen. „Nur so, aus Reflex“, lautete die Antwort.

Der Getroffene habe auf dem Sofa gesessen, als er die Wohnung verließ. Doch dann sei ihm bewusst geworden, dass er „einen Fehler gemacht“ habe, so der 37-Jährige: Er habe Kontakt zu Rechtsanwalt Theo Jahn aufgenommen und sich danach der Polizei gestellt. Seit dieser Zeit sitzt der Angeklagte in Untersuchungshaft. (Lesen Sie auch: Prozess um illegale Drogengeschäfte in großem Stil: Fünf Männer angeklagt)

Weil das Opfer des Dachlatten-Angriffs am Donnerstag (20. Oktober) der Ladung als Zeuge nicht gefolgt war, endete die Verhandlung früher als geplant. Der Prozess wird am Freitag um 9.30 Uhr im Landgericht Fulda fortgesetzt – möglichst mit dem erneut geladenen Zeugen. Und auch die zum Einsatz gekommenen Waffen, das Schwert wie auch die Dachlatte, wurden aus der Asservatenkammer angefordert.

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