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„Weltklasse in Fulda“: Villa Franz Erhard Walther beheimatet frühe Werke des Künstlers

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Von: Volker Feuerstein

Lichte, klare Ausstellungsräume mit informellen Malereien: Das macht die neue Villa Franz Erhard Walther aus.
Lichte, klare Ausstellungsräume mit informellen Malereien: Das macht die neue Villa Franz Erhard Walther aus. © Charlie Rolff

„Weltklasse in Fulda“ – das Urteil eines der ersten Besucher der Villa Franz Erhard Walther, in der frühe Werke des international renommierten Künstlers zum Verständnis seiner neuen Kunstform beitragen. Was den Präsidenten der Hochschule bildender Künste in Hamburg, Martin Köttering, begeistert, wird am Samstag einem geladenen Publikum vorgestellt.

Fulda - Wer die Villa in Fulda zum ersten Mal betritt, ist von der Präsentation der Kunstwerke und der Gestaltung des Bauwerkes mit der als Raumform aus Stahlplatten von Franz Erhard Walther gestalteten neuen Eingangssituation überrascht und fasziniert. Die Blickachse zur Straße stimmt und die Villa wird ohne Umwege von der Straße aus sichtbar.

Hier werden die Werke Walthers in Form, Raum und Anordnung in einem Umfeld gezeigt, das ohne Ablenkung in eine Phase von Franz Erhard Walthers künstlerischem Weg führt, auf dem er noch um Anerkennung kämpfen musste. Wer sich darauf einlässt, wird von Ideen gefangengenommen, die mutig waren, und schon damals durch plakative Aufforderung die Einbeziehung des Betrachters durch körperliche und geistige Bewegung möglich machte. Eine neue Kunstform, die konservative Betrachter noch immer herausfordert.

Fulda: Villa Franz Erhard Walther beheimatet frühe Werke des Künstlers

In der Villa empfangen den Besucher weiße Räume, die sich um einen Vorplatz mit Treppe gruppieren, bei dem der Besucher sich nicht klein und allein gelassen fühlt, wie in überdimensionierten Ausstellungshallen. Er spürt, hier wohnt die Kunst. Anordnung und Auswahl in einem perfekten Rahmen ergeben einen schlüssigen Gesamteindruck, ein Erlebnis von Kunst, Atmosphäre und Zeitreise.

Für die künstlerische Konzeption und das Ausstellungsprogramm stehen Walthers Frau Susanne und die Kuratorin Carolin Köchling, die eng zusammengearbeitet haben. „Für mich eine spannende Aufgabe“, erinnert sich Susanne Walther, die hier keinen typischen, großen Ausstellungsraum vorfand, wie bei Präsentationen in der ganzen Welt, die sie mit den Werken ihres Mannes gestaltet. (Lesen Sie auch: König-Konrad-Denkmal am Domplatz: Stadt Fulda enthüllt renoviertes Kunstwerk)

Sie fand die Intimität eines ehemaligen Wohnhauses ideal für die Rückkehr der frühen Werke in die Nähe des historischen Zentrums einer Stadt mit Charakter. Dies sei eine Ergänzung der vielen Werke, die in Fulda öffentlich installiert sind. Walther lobte die Zusammenarbeit mit der Stadt, insbesondere mit OB Dr. Heiko Wingenfeld und Dr. Frank Verse, der sich mit der Organisation beschäftigte.

Kernstück der rund 320 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche in der früheren „Villa Schmitt“ am Paulustor, wo kräftig gewerkelt wurde, ist die Sammlung Gisbert Seng. Sie umfasst neben frühen Hauptwerken eine Vielzahl experimenteller Arbeiten aus den späten 1950er und den frühen 1960er Jahren. Ergänzt wird die Sammlung Seng durch Schlüsselarbeiten der Franz Erhard Walther Foundation und weiterer Leihgaben.

Franz Erhard Walther und Volker Feuerstein trafen sich zum Gespräch am Kunst-Tisch.
Franz Erhard Walther und Volker Feuerstein trafen sich zum Gespräch am Kunst-Tisch. © Charlie Rolff

Zwischen den wechselnden Sammlungspräsentationen sollen jährlich Ausstellungsprojekte stattfinden, die Walthers Frühwerke in transkulturelle und generationsübergreifende Dialoge stellen. Dabei werden auch frühe Werke Franz Erhard Walthers mit Arbeiten von Lygai Clark und Jimmy Robert gezeigt.

Möglich wurde das Projekt durch die Sammlung Seng. In einem Umfeld, in dem Walthers Werke auf Unverständnis und Ablehnung stießen, gehörten Gisbert Seng und seine erste Frau Helga zu den ersten Zeitgenossen, mit denen Walther die Idee seiner Kunst teilen konnte und Verständnis erfuhr.

Vor dem Umzug Walthers nach New York im Jahre 1967 hatte Gisbert Seng wichtige Werke Walthers aufbewahrt. Nachdem Seng fünf Jahrzehnte mit den Werken gelebt und sie mit seiner zweiten Frau Katharina Bongartz aufbewahrt hatte, übergab Seng das Konvolut als Teil-Schenkung an die Stiftung mit dem Wunsch, dass sie in Fulda gezeigt würden.

Öffnungszeiten und Eintritt

Die Villa am Paulustor in Fulda wird ab Sonntag, 25. September, 11 Uhr zugänglich sein. Die Öffnungszeiten sind zunächst an Wochenenden freitags und samstags von 14 bis 20 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr festgelegt. Donnerstags und freitags wird die Villa auch für Gruppenführungen zur Verfügung stehen, die zuvor gebucht werden müssen.

Die Öffnungszeiten sind laut Dr. Verse aus konservatorischen Gründen begrenzt. Im Eröffnungsmonat (bis 30. Oktober) ist der Eintritt kostenlos. Der Besuch bleibt danach für Besucher bis zum Alter von 25 Jahren frei. Ab 1. November zahlen Erwachsene 9 Euro, ermäßigt 6 Euro. 

Franz Erhard Walther macht Betrachter zu Partizipient

Wer die Villa besucht, findet auch das Wortbild Auge, das Walther 1958 schuf. Eine wunderbare Aufforderung, die Ausstellung zu sehen, natürlich mit dem Auge. Aber auch mit der eigenen Vorstellungskraft und dem inneren Auge ein persönliches Bild entstehen zu lassen, eine schöne Frau, den Künstler bei der Arbeit oder das schönste Fußballtor, an das man sich erinnert. Und schon ist man Teil des Bildes geworden, Partizipient, wie das in der Fachsprache heißt. (Lesen Sie auch: Fuldaer Künstler Franz Erhard Walther erhält Bundesverdienstkreuz)

Franz Erhard Walther mit Kissenformen als Kunstobjekte.
Franz Erhard Walther mit Kissenformen als Kunstobjekte. © Charlie Rolff

Kurz, es ist ein Erlebnis, sich auf die Welt von Franz Erhard Walther einzulassen in einem Haus, das einen engen Bezug zu seiner Heimatstadt besitzt. Und es korrespondiert mit dem Wortbild „Ich war draußen“. Franz Erhard Walther fertigte es nach seinem Aufenthalt in Frankfurt an der Hochschule. Inzwischen aber hat es noch eine weitere Bedeutung: Er war in der ganzen Welt, die seine Werke anerkannte und bewunderte. Und er ist zurückgekehrt von draußen, in seine Heimatstadt. Das Ergebnis: Weltklasse in Fulda.

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