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Volker Bouffier diskutiert mit Schülern und Studenten im Bildungsunternehmen Jordan

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Einen Fuldaer Rucksack als Dankeschön für eine Diskussionsrunde im Bildungsunternehmen Dr. Jordan übergaben Lothar Jordan (links), und Wolfgang Dippel (rechts) an Ministerpräsident Volker Bouffier.
Einen Fuldaer Rucksack als Dankeschön für eine Diskussionsrunde im Bildungsunternehmen Dr. Jordan übergaben Lothar Jordan (links), und Wolfgang Dippel (rechts) an Ministerpräsident Volker Bouffier. © dreizehnnullvier media

Über die demokratische Regierungsform im Allgemeinen und deren Ausgestaltung in der Landespolitik hat der frühere Ministerpräsident Volker Bouffier in Fulda gesprochen.

Fulda - „Zeitenwende, das bedeutet, dass besonders unsere Jugend mit den heutigen Krisen zurechtkommen muss und das funktioniert idealerweise, wenn die Jugendlichen bestens informiert und bestens ausgebildet sind.“ Mit diesen Worten begrüßte der Inhaber und Direktor des Bildungsunternehmens, Professor Dr. Lothar Jordan, den Ministerpräsidenten a.D. Volker Bouffier in Fulda, der mit Schülern und Studenten über das Thema „Für Demokratie muss man kämpfen“ diskutierte.

Fulda: Volker Bouffier diskutiert mit Schülern und Studenten über Demokratie

Den rund 100 Gästen und Kooperationspartnern des Bildungsunternehmens stellte Direktor Professor Dr. Wolfgang Dippel den Werdegang des Gastes vor: Geboren 1951, war Bouffier von 2010 bis 2022 hessischer Ministerpräsident. Der Jurist führte die erste schwarz-grüne Landesregierung an.

„Wichtig war für mich schon in jungen Jahren die Erkenntnis, dass es nur zwei Entscheidungsmöglichkeiten gibt: Gleichgültigkeit oder Engagement.“ Dass Demokratie eine Organisationsform ist, verdeutlichte der Politiker mit einfachen Worten: „Alle dürfen mitmachen, aber es muss eine Entscheidung geben. Wenn eine Mehrheit entscheidet, müssen trotzdem alle mitziehen.“

Wichtig sei darüber hinaus, dass Entscheidungen grundsätzlich nur getroffen werden können, wenn Wissen vorhanden ist: „Sie müssen die andere Meinung verstehen, nicht unbedingt teilen. Der Kern der Demokratie ist ein Wertegerüst und der Schlüssel der Demokratie ist die Freiheit.“

Demgegenüber gründe die Diktatur auf Angst und Gewalt. Es sei daher lohnenswert, so Bouffier, sich für die Demokratie zu engagieren. Und weiter sagte der Christdemokrat zu den Schülern und Studenten: „Ich erwarte nicht, dass Sie Widerstandskämpfer werden. Aber es gibt schleichende Bedrohungen, die Sie kennen sollten.“

Social Media sei keinesfalls ein soziales Medium, sondern im Gegenteil unsozial: „Da kann jemand massenweise gefährliche Fake News verbreiten, ohne sein Gesicht zeigen zu müssen.“ Diese Entwicklung habe gerade in jüngster Vergangenheit fatale Auswirkungen mit sich gebracht und müsse gestoppt werden.

Video: Bouffier tritt als Ministerpräsident ab - Rhein soll Nachfolge antreten

Nachfolgend beantwortete der Landespolitiker Fragen der jungen Zuhörer. Als Antwort auf die Frage „Welchen Einfluss hat Bildung auf die Demokratie?“ sagte er: „Je mehr ich weiß, desto besser kann ich urteilen. Man muss in der Historie nicht jede Jahreszahl kennen, aber die Geschichte gibt den Kompass für die Zukunft.“ Und weiter: „Wollen wir uns zukünftig von einem sogenannten Influencer abhängig machen?“

Auch die Frage von Bedrohungen wie Amokläufe und Attentate beantwortete Bouffier ausführlich: „Freiheit und Sicherheit bedingen sich gegenseitig. Es gibt keine generelle Prävention für Amok. Wir verhindern fast täglich Anschläge.“ In seiner Amtszeit sei das Gesetz zur Videoüberwachung auf öffentlichen Plätzen etabliert worden. „Das hat mir den Spitznamen ‚Schwarzer Sheriff‘ eingebracht.“

Abschließend richtete Bouffier einen Appell an die jungen Zuhörer: „Wir sind eine Demokratie auf dieser Welt, die sich sehen lassen kann. Die Demokratie ist in guter Verfassung, aber nicht gänzlich ohne Bedrohung.“ So sei die von Professor Dr. Jordan erwähnte Zeitenwende der richtige Begriff, denn die Welt verändere sich grundlegend.

„Wir müssen unsere Zukunft intelligent bauen. Eine Antwort auf die vielfältigen Fragen wäre ein stärkeres Europa. Der gemeinsame Markt ist unsere größte Waffe, diesen zu erhalten, bedarf es eines politischen Rahmens. Wir müssen weitere Bündnispartner finden und sie wertschätzen. Es lohnt sich für euch, euch einzubringen und euch Gedanken zu machen, ob ihr auch in 20 Jahren noch frei leben wollt.“

Zuletzt war die Konrad-Adenauer-Schule aus Petersberg zu Gast beim 50. Geburtstag des Schülerwettbewerbs der Bundeszentrale für politische Bildung. Eine 17-Jährige aus Künzell diskutierte dabei mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. (nz)

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