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Ruheforst bei Kerzell wird heute eingeweiht - erstmals Wald-Bestattungen im Raum Fulda möglich

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Von: Volker Nies

Hinter der Fatimakapelle beginnt der Waldbereich, der für den Ruheforst vorgesehen ist.
Hinter der Fatimakapelle beginnt der Waldbereich zwischen Rothemann und Kerzell, der für den Ruheforst vorgesehen ist. © Volker Nies/fuldaerzeitung.de

Die Nachfrage ist groß: Immer mehr Menschen möchten die Urne mit ihren sterblichen Überresten in einem Wald beisetzen lassen. Bei Kerzell sind jetzt erstmals im Raum Fulda solche Beisetzungen möglich. Am heutigen Samstag wird der Ruheforst feierlich eingeweiht.

Kerzell - Schon der Ort spendet ein bisschen Trost: Hier, zwischen zum Teil jahrhundertalten Bäume, kommt man zur Ruhe. Auch deshalb sind Wälder als Stätte der letzten Ruhe immer beliebter geworden. Im Raum Fulda gab es bisher keinen Wald, in dem man sich beisetzen lassen konnte. Das ändert sich nun mit dem Ruheforst zwischen Rothemann und Kerzell. Das markanteste Gebäude am Rande des Waldes ist die Fatimakapelle.

Fulda: Erstmals Wald-Bestattungen möglich - Ruheforst eingeweiht

Eine Beisetzung im Wald hat den Vorteil, dass sich die Nachkommen nicht mehr um das Grab der Eltern oder der Großeltern kümmern müssen. Eine Grabpflege wird nicht nur unnötig, sie wird auch gar nicht gern gesehen, denn der Ruheforst soll naturnah bleiben.

Die Familie hat aber zugleich einen Ort, an dem sie ihrem verstorbenen Vorfahren nah sein kann, denn an dem betreffenden Baum hängt eine kleine Tafel mit dem Namen und den Lebensdaten des Verstorbenen.

An der Andachtsstelle am Rande des Ruheforsts an der Fatimakapelle zwischen Kerzell und Rothemann ist ein hölzernes Kreuz aufgestellt worden.
An der Andachtsstelle am Rande des Ruheforsts an der Fatimakapelle zwischen Kerzell und Rothemann ist ein hölzernes Kreuz aufgestellt worden. © Ruheforst

Weil ein personalisiertes Gedenken möglich ist und die Erinnerung einen Ort findet, tragen die christlichen Kirchen eine Bestattung im Wald mit. In dem Ruheforst wird eine kompostierbare Urne an einem Baum beigesetzt – durchaus auch in einer kirchlichen Zeremonie, sofern die Familie des oder der Toten das wünscht.

In den meisten Fällen suchen sich die Menschen schon zu Lebzeiten den Wald und den speziellen Baum aus, an dem sie beigesetzt werden wollen – und zwar sehr oft viele Jahre im vorhinein. Zwei Drittel der Grabstellen werden zu Lebzeiten gekauft – auch in Kerzell.

Fakten zum Kerzeller Ruheforst

- Nutzer müssen nicht in Kerzell oder Eichenzell wohnen. Die Waldgenossenschaft Kerzell erwartet, dass die meisten Nutzer aus dem Landkreis Fulda kommen werden.

- Wenn die Angehörigen es wünschen, begleiten Vertreter der Kirchen die Urne auf ihrem letzten Weg. Auch Trauerredner können bei einer Beisetzung sprechen.

- Ein Grabstein und anderer Grabschmuck sind in dem Ruheforst nicht erlaubt.

- Die Ruhezeit für den gesamten Forst beträgt 99 Jahre. Nach 75 Jahren werden keine Plätze mehr vergeben.

Kontakt: Ruheforst Eichenzell, (06659) 98 33 999, E-Mail: info@ruheforst-eichenzell.de

„Die Nachfrage ist groß. Die ersten Bestattungen sind bereits erfolgt“, berichtet Willi Reith von der Waldgenossenschaft Kerzell. Der Genossenschaft gehört der Wald. In ihm sind 200 so genannte Biotope angelegt worden. Ein Biotop entspricht einem Familien- und Gemeinschaftsgrab. In jedem dieser Biotope können bis zu zwölf Urnen beigesetzt werden. Das Waldstück ist rund sechseinhalb Hektar groß.

Video: Letzte Reise mit der Harley - Bestattungen für Biker

Der Ruheforst wird am heutigen Samstag, 6. Mai, ab 14 Uhr eingeweiht. Treffpunkt ist an der Fatimakapelle, die Zufahrt ab Kerzell ist ausgeschildert. Am Zugang zu dem Wald geben Schautafeln weitere Informationen. In der Region konnte man sich schon bisher in Lauterbach, Rasdorf, Gelnhausen und Zeitlofs im Wald beisetzen lassen – aber noch nicht im Raum Fulda.

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