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Christbäume stehen schon im Advent - Osthessen warten mit Kauf nicht bis Weihnachten

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Von: Volker Nies

In seiner Schonung bei Eichenau erntet Paul Erb im Advent 300 bis 400 Nordmanntannen.
In seiner Schonung bei Eichenau erntet Paul Erb im Advent 300 bis 400 Nordmanntannen. © Volker Nies

Es ist eine alte Tradition: In der Wohnstube wird der Christbaum erst an Heiligabend aufgestellt. Diese Tradition bröckelt. Auch bei Paul Erb in Eichenau werden die Bäume früher gekauft – und dann auch früher zu Hause aufgestellt.

Eichenau - An den Samstagen im Advent ist viel los in der Tannenbaum-Schonung zwischen der Eichenauer Kirche und dem Waldrand: Kunden aus einem weiten Umkreis kommen, um sich in der Schonung selbst einen Baum auszusuchen und zu schlagen. „In diesem Jahr sind die Kunden früher dran. Sie erzählen mir, dass sie den Baum früher aufstellen – hinter auf dem Balkon, sondern im Wohnzimmer“, erklärt Paul Erb (73).

Seit 40 Jahren unterhält er die Schonung in Eichenau im Kreis Fulda. „Als gelernter Schreiner hatte ich schon früh eine enge Beziehung zu Holz und wollte gern mein eigenes Stück Wald.“ Sein Vater, auch Schreiner, zog in seinem Heimatort Poppenrod Fichten.

Fulda: Weihnachtsbäume stehen schon im Advent - Tradition bröckelt

Paul Erb stieg auf Nordmanntannen um. „Sie sind nicht nur schön, sondern sie haben auch Nadeln, die wich sind und lange am Baum bleiben.“ Weil es für sie in seinem Heimatort Poppenrod zu kalt war, suchte er für sie ein Grundstück in einem weniger kalten Teil des Vogelsbergs und wurde an einem Südhang bei Eichenau fündig.

Hier verkauft Erb im Advent die Bäume. Damit sich niemand verläuft, ist der Weg ab der Kirche ausgeschildert. (Lesen Sie hier: Entgegen dem Bundestrend: In Fulda bleiben große Weihnachtsbäume beliebt)

Wer auf die zwei Hektar Wald kommt, der hat die Auswahl: 4000 bis 5000 Nordmanntannen stehen hier – von ganz groß bis ziemlich klein. „Manche Interessenten laufen auf der Suche nach einem Baum zwei Stunden in der Schonung herum, schauen sich hier einen Baum an und prüfen da – und werden am Ende doch nicht fündig“, erzählt Erb.

Häufig kommen Familien: „Sie machen aus der Wahl des Weihnachtsbaums ein Event. Sie haben Kuchen und ihre eigene Säge dabei und nehmen sich Zeit. Oft entscheiden die Kinder, welcher Baum ausgewählt wird.“

Familien machen aus der Wahl des Weihnachtsbaums ein Event

Damit die große Auswahl in zukünftigen Jahren erhalten bleibt, pflanzt Erb jedes Jahr 500 Bäume nach. „Das Anwachsen ist in diesem Jahr perfekt gelungen. Es gab den Sommer über viel Regen, und wir wurde im Mai von einem Frost verschont, der die jungen Triebe in einer empfindlichen Zeit schädigen kann.“

Erb musste in diesem Frühjahr sogar etwas dafür tun, dass die Bäume nicht zu schnell wachsen. „Jeder Baum bekam im obersten Bereich einen Schnitt mit der Wachstumsregulierungszange, damit der Baum nicht so sehr in die Höhe, sondern schön gleichmäßig in die Breite wächst.“ Auch Triebe, die nicht gleichmäßig wachsen, schneidet er ab.

Video: Woher kommt die Tradition, den Weihnachtsbaum zu schmücken?

Das Besondere an Paul Erbs Schonung: Pflanzenschutzmittel setzt er nicht ein. Dafür setzt er auf die Hilfe der Vögel, die ihn bei der Bekämpfung der Schädlinge unterstützen. Damit Vögel in Ruhe brüten können, lässt er die Schonung zwischen den Wachstumsschnitten im Frühjahr und August ganz in Ruhe. Im August geht er dann mit der Motorsense zwischen den Bäumen hindurch, damit das Gelände nicht verwildert.

Auch beim Absägen der Bäume geht es seit diesem Jahr umweltschonender zu:Die Motorsäge von Paul Erb ist erstmals nicht benzin-, sondern elektrobetrieben.

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