Gründe dafür könnten zum Beispiel demografisch bedingt sein. Tatsächlich sei es nämlich so, dass es im vergangenen Jahr etwa neun bis zehn Prozent weniger Schulentlassungen gegeben hat, sagt Dombrowski. Zudem gebe es Hinweise, dass ein nennenswerter Teil der jungen Menschen, der prinzipiell für einen Ausbildungsplatz in Frage kommt, angesichts der unübersichtlichen und unsicheren Lage länger zur Schule geht.
Dieser „Verbleib-im-Nest-Effekt“ sei menschlich nachvollziehbar und in Krisenzeiten nicht unüblich, sagte Dombrowski. Dass es in diesem Jahr nur so wenige unversorgte Bewerber gibt, sahen die Netzwerkpartner bei der Ausbildungskonferenz aber alles andere als positiv, denn: „Was uns heute an Auszubildenden fehlt, fehlt uns später an Fachkräften“, machte Gabriele Leipold, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, deutlich. Sie appellierte an die anderen Teilnehmer: „Wir müssen nach vorne schauen!“ Das habe man auch in der Agentur für Arbeit gemerkt, sagte Ottokar Schwerd, Teamleiter in der Berufsberatung.
Man stehe hier vor ganz neuen digitalen Herausforderungen als in Zeiten vor der Pandemie. „Zum Beispiel haben wir seit der Einführung im Oktober 2020 rund 550 Beratungen per Video abgehalten.“ Das sei nötig gewesen, denn viele junge Menschen hätten nach der Schule unzählige Fragen im Kopf. Und weil diese aufgrund von Hygienemaßnahmen nicht vor Ort beantwortet werden konnten, musste die Berufsorientierung digital vonstattengehen. (Lesen Sie hier: Corona-Pandemie kann guter Ausbildungssituation im Kreis Fulda nichts anhaben)
Auch Informationsveranstaltungen für Eltern oder die Bildungsmesse musste digital stattfinden. Letztere kann im nächsten Jahr wieder in Präsenz stattfinden. Und die vielen Anmeldungen von Betrieben, die es schon jetzt gibt, machten deutlich: Für Unternehmen war die Corona-Pandemie und der damit einhergehende Mangel an Auszubildenden eine Herausforderung.