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Planung für Windräder im Gieseler Forst beginnt bald: Naturschützer schlagen Alarm

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Von: Volker Nies

Die Errichtung von Windenergieanlagen im Gieseler Wald würde laut Naturschützern das Fledermausvorkommen – wie das der Bechsteinfledermaus – bedrohen.
Die Errichtung von Windenergieanlagen im Gieseler Wald würde laut Naturschützern das Fledermausvorkommen – wie das der Bechsteinfledermaus – bedrohen. © Tom Weller/dpa; Dr. Renate Keil/BUND-Fledermauszentrum Hannover/dpa (Collage: Fuldaer Zeitung)

Der Gieseler Forst ist eines der größten zusammenhängende Waldgebiete Hessens. Hier sollen Windräder errichtet werden – wie viele, das ist noch offen. Die Firma Juwi aus Wörrstadt bei Mainz wird schon bald Voruntersuchungen aufnehmen. Naturschützer sind besorgt. 

Kreis Fulda - Die Landesforstverwaltung („Hessen-Forst“) hat über eine Ausschreibung Unternehmen gesucht, die auf einer Fläche zwischen Kleinlüder und Oberrode im Windräder errichten wollen. Im Regionalplan gehört das Areal im Kreis Fulda zu den zwei Prozent an Landesflächen, an denen Windräder grundsätzlich zulässig sind. Die Firma Juwi bekam den Zuschlag. Das bestätigen Hessen-Forst und das Unternehmen Juwi.

Die Windrad-Projektierer aus Rheinland-Pfalz haben das Gebiet vor ihrer Bewerbung bereits unter die Lupe genommen. Jetzt beginnen die konkreteren Planungen. Für Aussagen über die Zahl der Anlagen oder die Struktur des Windparks sei es noch zu früh, heißt es vom Unternehmen.

„Aktuell befinden wir uns noch in einer sehr frühen Projektphase, in der noch keine konkreten Aussagen über Anlagenzahl und Parklayout getroffen werden kann. Dies wird geschehen, sobald alle projektrelevanten Voruntersuchen – wie Vogel- und Naturschutz oder Luftfahrt – abgeschlossen sind. Diese werden im Jahresverlauf in Auftrag gegeben und werden bis in den Jahresverlauf 2024 andauern“, erklärt Pressesprecher Felix Wächter. (Lesen Sie auch: Hünfeld: Stadtverordnete wollen keine Windkraft in den Wäldern)

Fulda: Bald Windräder im Gieseler Forst? Naturschützer schlagen Alarm

Mit Luftfahrt meint Wächer die Frage, ob das Drehfunkfeuer der Flugsicherheit bei Lütterz die Planungen beeinträchtigen könnte. Hierin sieht Großenlüders Bürgermeister Florian Fritzsch (SPD) ein großes Hindernis.

Juwi berichtet, nach den Prüfungen werde das Unternehmen die Genehmigungsunterlagen zusammentragen und einreichen. „Realistischerweise ist mit einer Genehmigung vor 2026 nicht zu rechnen“, sagt Sprecher Wächter. Die Öffentlichkeit werde in dem Genehmigungsverfahren beteiligt. „Daran anschließend wird das Projekt in die Ausschreibung der Bundesnetzagentur zur wettbewerblichen Ermittlung des Einspeisetarifs gehen. Erst nach einem Zuschlag würde es in die Realisierung gehen.“

Mit Vertretern der angrenzenden Gemeinden seien bereits erste Gespräche geführt worden. Juwi strebe eine Beteiligung und breite Information der Bürger der benachbarten Gemeinden an – auch mit einer Infoveranstaltung.

Naturschützer sorgen sich um Fledermausarten am Finkenberg

Die Hessische Gesellschaft für Ornithologe und Naturschutz (HGON), Arbeitsgruppe Fulda/Rhön, und die NABU-Gruppe Fulda-Künzell schlagen Alarm. Sie erklären, ihre Organisationen lehnten die Eingriffe in große Waldgebiete ab. Zudem fürchteten sie Schäden für die am Finkenberg lebenden Fledermausarten.

Die Errichtung von Windenergieanlagen im Gieseler Wald würde das einzige bekannte Reproduktionsvorkommen der Fransenfledermaus im Kreis Fulda und weitere Fledermausvorkommen – wie das der Bechsteinfledermaus – bedrohen. Fransenfledermäuse seien laut FFH-Richtlinie und der Roten Liste Deutschlands und Hessens streng geschützt.

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Auf der betroffenen Vorrangfläche „FD_50“ – beiderseits der Landesstraße Oberrode–Kleinlüder – befinde sich HGON- und NABU-Angaben zufolge seit Jahren eine von Fledermauskenner Lothar Herzig betreute Kolonie der Fransenfledermaus. Eine weitere im Gieseler Forst vorkommende Fledermausart sei die Bechsteinfledermaus, so HGON und NABU.

Die ebenfalls ortstreue Art genieße europaweit einen „sehr hohen Schutzstatus mit besonderer Verantwortung Deutschlands für ihre weltweite Gesamtverbreitung“. In Deutschland gelte sie als „stark gefährdet“. In dem Gebiet würden auch die Zwergfledermaus und das Braune Langohr beobachtet.

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