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Wochenmarkt-Händler wollen am Gemüsemarkt bleiben - wünschen sich aber mehr Sichtbarkeit

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Von: Andreas Ungermann

Händler und Gastronomen am Gemüsemarkt und in der Unterstadt wollen an einem lebendigen, attraktiven Quartier arbeiten.
Händler und Gastronomen am Gemüsemarkt und in der Unterstadt wollen an einem lebendigen, attraktiven Quartier arbeiten. © Andreas Ungermann

Am Gemüsemarkt oder auf dem Platz Unterm Heilig Kreuz? Die Frage um den Wochenmarkt-Standort wird in Fulda immer wieder diskutiert. Die Händler in der Unterstadt machen ihre Position klar.

Fulda - „Wir sind ein Quartier von Kleinunternehmern und mit inhabergeführten Geschäften. Wie sähe die Fuldaer Unterstadt wohl ohne uns aus?“, die Frage stellen gut zwei Dutzend Menschen, die rund um den Gemüsemarkt in Fulda arbeiten und leben. Die Antwort geben sie gleich selbst: „Hier wäre es ganz schön trostlos.“

Händler und Gastronomen haben zum Ortstermin geladen, um über die Attraktivität rund um den Gemüsemarkt zu sprechen. Der Anlass: Die anhaltende Diskussion um die Innenstadt, den Verkehr in der Friedrichstraße und eine Äußerung von Stefan Wehner, Sprecher der Interessengemeinschaft Friedrichstraße, der in einem Bericht unserer Zeitung das Gedankenspiel aufgebracht hatte, der Wochenmarkt könne auch auf dem Platz Unterm Heilig Kreuz stattfinden.

Fulda: Umzug in die Friedrichstraße? Wochenmarkt-Händler äußern sich

Es ist eine Idee, die in der Unterstadt auf wenig Gegenliebe stößt: „Der Wochenmarkt findet seit 200 Jahren hier unten statt. Wir leben mit dem Markt und den Beschickern zusammen. Das ist schon ein freundschaftliches Miteinander“, sind sich die Geschäftsleute einig. Der Markt, davon sind die dort ansässigen Gewerbetreibenden überzeugt, hat eine soziale Bedeutung. Hier können sich Jung und Alt treffen, auch einmal einen Kaffee trinken, sagen die Händler und wünschen sich, dass die Gastronomie am Gemüsemarkt noch besser eingebunden werden.

Das ist nicht der einzige Wunsch, den die Unterstädter hegen. Sie könnten sich eine Ausweitung des Angebots auf dem Markt durchaus vorstellen, um diesen aufzuwerten. Den Spielraum gibt die Marktsatzung indes nicht her: „Bei den vergangenen Auswahlverfahren konnten alle Standplätze für den Wochenmarkt vergeben werden. Aufgrund der begrenzten Marktfläche des Gemüsemarktes besteht aktuell keine Kapazität zur Ausweitung des Wochenmarktes“, erklärt die Stadt Fulda.

Aus Sicht der Stadt ist „der Wochenmarkt fester Bestand der innerstädtischen Infrastruktur und auch Treffpunkt und Kommunikationsplattform“. Das Angebot auf dem Gemüsemarkt und dem angrenzenden Teil der Kanalstraße zwischen Robert-Kircher-Straße und Mühlenstraße/Luckenberg wurde und werde gut angenommen.

Wochenmarkt-Händler wünschen sich mehr Touristen-Zulauf

Dennoch haben Händler und Gastronomen rings um den Gemüsemarkt noch ein weiteres Anliegen. „Es könnte noch besser auf den Gemüse- und auch den Wochenmarkt hingewiesen werden, sodass uns auch Touristen finden. In anderen Städten öffnen sich beim Bummeln durch die Stadt immer wieder neue Gässchen. Zu uns führen aber gerade aus der Oberstadt nur zwei verwinkelte Wege ohne offene Sichtachsen. Das macht es Auswärtigen schwer, zu uns zu finden“, sagen die Anlieger in der Unterstadt. Attraktive Hinweise und die Einbindung in Stadtführungen nennen sie als Möglichkeiten.

Dem stimmt Jürgen Kemmet, Käsehändler und Sprecher der Beschicker auf dem Wochenmarkt, zu. „Da bewegt sich etwas, von Unterm Heilig Kreuz und vom Dom aus soll künftig auf den Wochenmarkt hingewiesen werden“, sagt der Herbsteiner.

Wochenmarkt in Zahlen

12 Warengruppen sind laut der Satzung über den Wochenmarkt in der Stadt Fulda definiert – und auch die jeweils zulässige Anzahl an Ständen, an denen jedoch auch Nebenprodukte verkauft werden dürfen: 4 Blumen/Pflanzen, 4 Speisen/Getränke, 3 Brot-, Back- und Konditorwaren, 3 Obst und Gemüse, 2 Geflügel/Eier, 4 Fleisch- und Wurstwaren, 2 Fisch, 2 Milchprodukte, 2 südländische Spezialitäten, 4 spezialisierte Stände (zum Beispiel Honig, Pralinen, Gewürze), 2 Bioprodukte mit regionalem Bezug (Rhön/Vogelsberg), 2 Blumen/Pflanzen und Obst/Gemüse.

30 Marktbeschicker sind aktuell regelmäßig auf dem Fuldaer Wochenmarkt vertreten.

Eine Verlegung des Wochenmarktes vor die Stadtpfarrkirche war sowohl für Kemmet als auch die Anlieger am Gemüsemarkt eigentlich vom Tisch. „Der jetzige Platz ist gut eingeführt, in der Oberstadt ballen sich zudem Veranstaltungen und Angebote. Am Gemüsemarkt unterhalten wir Marktbeschicker mit den Händlern und Gastronomen in der Unterstadt ein eingespieltes Miteinander“, sagt Kemmet.

Gerade die Struktur der inhabergeführten Geschäfte sei für die Betreiber der Marktstände attraktiv. Hinzu komme, dass etwa in der Kronhofstraße oder am Schlachthof gute Parkmöglichkeiten bestünden, sagt Kemmet. Wie die Stadt registriere er eine gute Frequenz und Nachfrage. „Die Menschen haben Sehnsucht nach guten Produkten, Einkaufserlebnissen und Gesprächen an den Ständen. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr verzeichnen wir Zuwächse“, berichtet der Käsehändler.

Auf der Anbieterseite gestalte sich die Situation hingegen derzeit schwieriger, nachdem jüngst Gemüsestände und die Metzgerei Oestreich ihren Betrieb eingestellt hätten. Kemmet und die Unterstädter sind sich einig: „Quartier und Markt haben Potenzial. Und wir haben Ideen.“ Daran wollen sie intensiv arbeiten – gemeinsam mit der Stadt. Die Händler jedenfalls haben den aktiven Austausch untereinander bereits beschlossen.

Wochenmarkt: Stadt Fulda schließt Verlegung auf Platz Unterm Heilig Kreuz aus

Eine Verlegung des Wochenmarktes auf den Platz Unterm Heilig Kreuz ist auch aus Sicht der Stadt Fulda kein Thema, wie Bürgermeister Dag Wehner gegenüber unserer Zeitung erklärt: „Aufgrund der vielen Veranstaltungen – unter anderem des Weihnachtsmarkts – sowie der örtlichen Gegebenheiten ist dieser Platz für den traditionellen Wochenmarkt nicht geeignet.“

Außerdem plane die Stadt, diesen Platz und andere Bereiche der Innenstadt – wie im Vorjahr bereits begonnen – für neue kulturelle Veranstaltungsformate zu nutzen, um damit die Attraktivität der Innenstadt weiter zu steigern.

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