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Unterbringung von Flüchtlingen immer schwieriger - Kommunen setzen auf Container

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Von: Rainer Ickler, Volker Nies

Fulda: Immer mehr Wohncontainer zur Unterbringung von Geflüchteten
In die Container an der Hochschule Fulda sind bisher 28 geflüchtete Menschen eingezogen. © Jasmin Herzberg

Die Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine ist für die Gemeinden im Kreis ein kaum zu lösendes Problem. Nach Fulda streben jetzt Neuhof, Dipperz und auch Petersberg Container-Lösungen an. Trotz intensiver Suche werden kaum Wohnungen angeboten.

Fulda/Dipperz - Die Stadt Fulda war der Vorreiter in der Region. Stadt und der Landkreis kündigten bereits vor sechs Wochen an, auf einem Gelände im Bereich der Hochschule Wohncontainer für 100 Menschen aufzustellen.

Fulda: Immer mehr Wohncontainer zur Unterbringung von Flüchtlingen

„Hier entsteht eine innenstadtnahe Unterkunft, die auch über einen längeren Zeitraum hinweg die Gewähr für eine menschenwürdige und zweckmäßige Unterbringung bietet“, erklärt Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) den Vorteil dieser Lösung. Auch die Privatsphäre jedes Einzelnen könne hier besser gewahrt werden als etwa im ehemaligen Kerber-Gebäude, das nur als Not-Unterkunft für ein oder zwei Übernachtungen gedacht war. (Lesen Sie auch: Platz für ankommende Flüchtlinge wird knapp - „Jede Kommune hat große Probleme“)

Bei der Vorstellung seiner Pläne für die Container legte der OB weiter dar: „Gleichzeitig gelingt es uns so, dass die Bürgerhäuser in den Stadtteilen, die während der vergangenen Corona-Jahre häufig geschlossen bleiben mussten, für die Nutzung durch Vereine und Gruppen sowie für sonstige Aktivitäten frei bleiben können.“ Dies werde auch die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Unterbringung steigern, so der OB. Mittlerweile wurde mit der Unterbringung begonnen. Nach Auskunft des Landkreises sind hier aktuell 28 Personen untergebracht.

Auch Neuhof hat sich bereits für den Einsatz von Containern für die Unterbringungen von Geflüchteten entschieden. „Die Gemeinde hat bereits eine Reihe von Containern bestellt“, berichtet Bürgermeister Heiko Stolz (CDU). Damit könnte die Kaligemeinde nach jetziger Einschätzung die Zuweisungen eines halben Jahres auffangen.

In Petersberg setzt die größte Fraktion, die CDU, ebenfalls auf Container. 50.000 Euro für Unterkünfte sollen nach dem Wunsch der Union in den Haushalt eingestellt werden. Zunächst sei eine Containerlösung zu favorisieren, erklären die Christdemokraten, die die Dorfgemeinschaftshäuser offen halten wollen, um weiter kulturelle Veranstaltungen und private Feiern zu ermöglichen. So solle das soziale Miteinander gestärkt werden. Zudem böten die Container den Geflüchteten ein bisschen mehr Privatsphäre als es in den DGHs möglich wäre, sagt die Petersberger CDU.

Der Landkreis hält es für nachvollziehbar, dass immer mehr Kommunen auf Wohncontainer setzen. Sprecherin Leoni Rehnert erklärt, die Kommunen stünden vor großen Herausforderungen. Sie sagt: „Genauso wie der Landkreis Fulda haben die Städte und Gemeinden mit dem Problem zu kämpfen, dass für Flüchtlinge aus der Ukraine in der Region kein Wohnraum mehr zur Verfügung steht. Um gleichwohl die vom Land zugewiesenen Flüchtlinge unterzubringen, müssen andere Alternativen gesucht und gefunden werden. Hierzu gehört auch das Aufstellen von Wohncontainern.“ Das zeige, wie notwendig es sei, dass der Bund den Flüchtlingszuzug begrenzt. (Lesen Sie auch: Rund 8000 Flüchtlinge im Main-Kinzig-Kreis: Zwei neue Unterkünfte geplant)

Unterkünfte für Geflüchtete: Container auch in Neuhof und Petersberg geplant

Auch die Dipperzer Gemeindevertreter beschäftigten sich mit dem Thema. Denn seit der Sitzung vor genau einem Monat ist dem Bürgermeister, von einer Ausnahme abgesehen, keine Wohnung gemeldet worden. 50 Flüchtlinge leben derzeit im Gemeindegebiet. Nach dem Verteilungsschlüssel könnten weitere 50 in den nächsten Wochen hinzukommen.

„In den letzten 14 Tagen habe ich mich jeden Tag mehrere Stunden nur mit diesem Thema beschäftigt“, verdeutlichte Bürgermeister Klaus-Dieter Vogler (parteilos) die angespannte Situation. Er habe viele Bürger, die freie Wohnungen haben, angesprochen. Doch es gab nur eine positive Reaktion. Die Lage ist so prekär, dass er persönlich drei Flüchtlinge aufgenommen hat. Kommende Woche sind weitere sechs Bürger aus der Ukraine angekündigt. Danach rechnet der Bürgermeister mit noch einmal vier Menschen aus der Ukraine.

„Ich sehe in einer Container-Lösung die einzige Möglichkeit“, machte Vogler klar. Dadurch könnten knapp 50 Personen untergebracht werden. Allerdings müsse man noch nach einem geeigneten Grundstück dafür suchen. Die Gemeinde habe schon Angebote eingeholt. Rund 225.000 Euro kostete die Container. Dazu komme das Inventar. „Es spricht alles dafür, diese Lösung zu verfolgen“, brachte Michael Mihm, Vorsitzender der Gemeindevertretung, die Stimmung der Parlamentarier auf den Punkt.

Zuvor hatte die CDU in einem Antrag das leer stehende gemeindeeigene Gebäude in der Hauptstraße 25 als Flüchtlingsunterkunft ins Gespräch gebracht. Bürgermeister Vogler erklärte, das Haus sei gegenwärtig nicht bewohnbar. Doch eine Sanierung würde 150.000 bis 200.000 Euro kosten und einige Wochen dauern. Zudem könnten dort acht, höchstens zehn Personen untergebracht werden. „Das hilft uns nicht langfristig“, sagte er.

Auf Antrag der CDU wird so bald wie möglich eine Info-Veranstaltung für Bürger zum Thema Bereitstellung von Wohnraum für Flüchtlinge stattfinden. Ein Referent des Landkreises soll Details erläutern wie: Rechte und Pflichten der Vermieter, Kostenübernahme und Vergütung. Ein Vermieter solle über seine Erfahrungen berichten. So sollen doch noch weitere Hausbesitzer gefunden werden, die Flüchtlinge aufnehmen.

Video: 25 Prozent der ukrainischen Flüchtlinge will für immer in Deutschland bleiben

Auch in Gersfeld wird das Problem immer größer, wie Bürgermeister Dr. Steffen Korell (CDU) sagt:„Unsere Kapazitäten sind ausgeschöpft. Privater Wohnraum lässt sich nicht mehr mobilisieren. Die Einweisung der Flüchtlinge in Bürgerhäuser, öffentliche Gebäude oder Gemeinschaftsunterkünfte steht bevor.“

Korell kritisierte, dass die Politik aus der Flüchtlingskrise der Jahre 2015 und 2016 nichts gelernt habe: „Unsere Bundesregierung weiß offenbar nicht um die schwierige Lage vor Ort, denn sie macht nicht den Eindruck, Flüchtlingsströme beschränken zu wollen.“ Die Schwierigkeiten, die der kommunalen Ebene daraus entstehen, ließen sich nicht, oder nur begrenzt, mit Geld lösen. Korell:„Wie viele andere meine auch ich, dass wir, bei aller Hilfsbereitschaft und Solidarität, jetzt eine Begrenzung brauchen. Sonst wird es uns nicht mehr möglich sein, wirksam zu helfen.“

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