„In den letzten 14 Tagen habe ich mich jeden Tag mehrere Stunden nur mit diesem Thema beschäftigt“, verdeutlichte Bürgermeister Klaus-Dieter Vogler (parteilos) die angespannte Situation. Er habe viele Bürger, die freie Wohnungen haben, angesprochen. Doch es gab nur eine positive Reaktion. Die Lage ist so prekär, dass er persönlich drei Flüchtlinge aufgenommen hat. Kommende Woche sind weitere sechs Bürger aus der Ukraine angekündigt. Danach rechnet der Bürgermeister mit noch einmal vier Menschen aus der Ukraine.
„Ich sehe in einer Container-Lösung die einzige Möglichkeit“, machte Vogler klar. Dadurch könnten knapp 50 Personen untergebracht werden. Allerdings müsse man noch nach einem geeigneten Grundstück dafür suchen. Die Gemeinde habe schon Angebote eingeholt. Rund 225.000 Euro kostete die Container. Dazu komme das Inventar. „Es spricht alles dafür, diese Lösung zu verfolgen“, brachte Michael Mihm, Vorsitzender der Gemeindevertretung, die Stimmung der Parlamentarier auf den Punkt.
Zuvor hatte die CDU in einem Antrag das leer stehende gemeindeeigene Gebäude in der Hauptstraße 25 als Flüchtlingsunterkunft ins Gespräch gebracht. Bürgermeister Vogler erklärte, das Haus sei gegenwärtig nicht bewohnbar. Doch eine Sanierung würde 150.000 bis 200.000 Euro kosten und einige Wochen dauern. Zudem könnten dort acht, höchstens zehn Personen untergebracht werden. „Das hilft uns nicht langfristig“, sagte er.
Auf Antrag der CDU wird so bald wie möglich eine Info-Veranstaltung für Bürger zum Thema Bereitstellung von Wohnraum für Flüchtlinge stattfinden. Ein Referent des Landkreises soll Details erläutern wie: Rechte und Pflichten der Vermieter, Kostenübernahme und Vergütung. Ein Vermieter solle über seine Erfahrungen berichten. So sollen doch noch weitere Hausbesitzer gefunden werden, die Flüchtlinge aufnehmen.
Auch in Gersfeld wird das Problem immer größer, wie Bürgermeister Dr. Steffen Korell (CDU) sagt:„Unsere Kapazitäten sind ausgeschöpft. Privater Wohnraum lässt sich nicht mehr mobilisieren. Die Einweisung der Flüchtlinge in Bürgerhäuser, öffentliche Gebäude oder Gemeinschaftsunterkünfte steht bevor.“
Korell kritisierte, dass die Politik aus der Flüchtlingskrise der Jahre 2015 und 2016 nichts gelernt habe: „Unsere Bundesregierung weiß offenbar nicht um die schwierige Lage vor Ort, denn sie macht nicht den Eindruck, Flüchtlingsströme beschränken zu wollen.“ Die Schwierigkeiten, die der kommunalen Ebene daraus entstehen, ließen sich nicht, oder nur begrenzt, mit Geld lösen. Korell:„Wie viele andere meine auch ich, dass wir, bei aller Hilfsbereitschaft und Solidarität, jetzt eine Begrenzung brauchen. Sonst wird es uns nicht mehr möglich sein, wirksam zu helfen.“