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„Die Frau lag da blutüberströmt“: Zeugen sagen im Raserprozess aus

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Von: Jessica Baier

Die Polizei ermittelt zu einem Verkehrsunfall am Gallasiniring in Fulda.
Am Gallasiniring hat ein 21-Jähriger im August mit seinem BMW eine Seniorin mit ihrem Rollator erfasst. Sie starb später im Krankenhaus an ihren Verletzungen. Der junge Mann steht nun wegen Totschlags vor Gericht.  © Fuldamedia

Ein 21-Jähriger steht wegen Totschlags vor Gericht. Bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei im August hatte er am Gallasiniring eine 71-Jährige mit dem Auto erfasst und so schwer verletzt, dass sie später starb. Nun haben Zeugen ausgesagt, die diesen Tag wohl nie vergessen werden. 

Fulda - Es ist ein ganz normaler Freitag im August, circa 11 Uhr am Vormittag. An der Familienschule am Gallasiniring finden Kurse statt, am Spielplatz spielen Kinder, ein Anwohner steht in seinem Hof und unterhält sich mit einem Versicherungsfachmann über sein kaputtes Auto.

Fulda: Zeugen sagen im Gerichtsprozess um getötete 71-Jährige aus

Plötzlich rast ein schwarzer BMW um die Ecke. Der BMW-Fahrer flüchtete vor der Polizei und war mit Tempo 70 unterwegs, schätzen die Zeugen, die am Freitag (17. Februar) vor Gericht in Fulda aussagten. „Er war sehr, sehr schnell“, stellten sie übereinstimmend fest. „Er ist gefahren wie ein Henker. Der Motor hat laut aufgeheult, es tat Schläge. Das war extrem“, sagte ein Zeuge. „Wir waren froh, dass er die Kurve gekriegt hat, sonst wär er durch die Hecke gekommen und hätte uns erwischt.“

Reifen quietschten, der Motor jaulte. Es knallte. Dann war es still. „Geisterhaft still“, beschreibt der Zeuge. Dann hörte eine Frau, die auf dem Parkplatz der Familienschule aus ihrem Auto gestiegen war, Menschen schreien. Sie lief um die Ecke und sah dort eine ältere Frau mit dem Gesicht nach unten auf dem Gehweg liegen, blutüberströmt. „Ich kümmerte mich um ein kleines Mädchen, das dort stand und hysterisch weinte“, berichtete die Zeugin. Die Mutter des Mädchens leistete unterdessen Erste Hilfe an der am Boden liegenden Frau.

Es handelte sich um eine 71-Jährige. Ihr Betreuer erzählte am Freitag (17. Februar) vor Gericht, dass die Seniorin eine Freundin am Gallasiniring hatte, die sie gern besuchte. Seit ihr Mann verstorben war, unternahm die Frau aus Rothemann viele Besuche bei Freunden.

Sie befand sich mit ihrem Rollator auf Höhe der Familienschule, als der 21-Jährige mit seinem BMW angerast kam. Er sei so schnell und so unkontrolliert gefahren, dass er auf den Bürgersteig geraten war – sagte ein Anwohner, der die Verfolgungsjagd beobachtet hatte. „Ich hatte Angst, es war wie in einem Actionfilm“, beschreibt der Zeuge. Er sei erschrocken gewesen und habe seine Kinder ins Haus gebracht, die draußen spielten.

Zeugen sahen nur das Auto - nicht den Zusammenstoß

Weil die Straße, wo die Verfolgungsjagd und schließlich der Unfall passierten, U-förmig ist, hatten die meisten Zeugen zwar das Auto gesehen, den Zusammenstoß mit der Seniorin jedoch hatten sie nicht beobachten können.

Einzig die Mutter mit ihrer einjährigen Tochter, die erste Hilfe geleistet hatte und kürzlich an einem früheren Prozesstag vor Gericht ausgesagt hatte, hatte von dem Zusammenstoß berichtet. Sie behauptete, der 21-Jährige sei der Seniorin von hinten in die Beine gefahren und habe danach immer weiter Gas gegeben und sie an die Mauer gedrückt. Dass er weiter Gas gegeben habe, bestreitet der Beschuldigte. Die Zeugen, die am Freitag (17. Februar) aussagten, konnten zu dieser Anschuldigung keine Angaben machen.

Beim vorausgegangenen Gerichtstag am Mittwoch (15. Februar) wurden Chatprotokolle verlesen. Darin zu lesen: Der Angeklagte bangte um das Leben seines Opfers.

Im weiteren Prozessverlauf werden unter anderem die Aussagen des toxikologischen Gutachters erwartet. Dann wird es darum gehen, dass der 21-Jährige nicht nur ohne Führerschein, sondern auch unter Drogen unterwegs gewesen sein soll.

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