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Tempo 120 mit dem Bobbycar: Zwei Studenten wollen Geschwindigkeitsrekord aufstellen

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Von: Max Wenisch

Bobbycar
Die Studenten David Reimund (links) und Marcel Paul, der auf dem Bobbycar sitzt, in das der Motor passen soll, wollen den ersten Geschwindigkeitsrekord mit einem solchen Fahrzeug aufstellen. © Max Wenisch

Es ist eine verrückte Idee: Marcel Paul (30), Weltrekordhalter für die schnellste Fahrt mit einem Bobbycar, und David Reimund (22) wollen ein elektrisch angetriebenes Bobbycar bauen und einen Geschwindigkeitsrekord aufstellen.

Fulda - Mit ihrer Semesterarbeit im Kurs mechanische Konstruktion an der Hochschule Fulda haben die Elektrotechnik-Studenten Marcel Paul (Gedern) und David Reimund (Neuhof) den Grundstein für ein Projekt gelegt, an dessen Ende nicht weniger als ein Weltrekord stehen soll: der Bau eines Bobbycars mit Elektroantrieb – und das, obwohl Paul auch schon Rekorde ohne Motor aufgestellt hat. Betreut wird das Projekt von Professor Dr. Tobias Müller. Der Ingenieur lehrt an der Hochschule Fulda im Fachbereich Mechatronik.

Fulda: Zwei Studenten wollen Geschwindigkeitsrekord mit Boddycars aufstellen

„Im vierten Semester sollten wir ein mechanisches Modell konstruieren – entweder nach einer Vorgabe unseres Professors oder aus einer eigenen Idee heraus“, berichtet Paul. Da er selbst Bobbycar-Rennen fährt, ist ihm die Idee gekommen, ein Bobbycar mit Elektromotor zu entwickeln. Bei Bobbycar-Rennen handelt es sich um einen Wettbewerb ähnlich den Seifenkistenrennen.

Im Zuge dieses Projekts entstand ein Prototyp – ausgelegt auf 70 Kilometer pro Stunde. „Da unsere Zusammenarbeit gut funktioniert hatte und ich parallel dazu privat zwei Weltrekorde mit nicht motorisierten Bobbycars aufstellen konnte, reifte in den Semesterferien die Idee, das Projekt weiterzuentwickeln“, blickt der 30-Jährige zurück. Das rasante Gefährt, dass die beiden Studenten nun entwickeln wollen, soll die Fabelgeschwindigkeit von 120 bis 130 Kilometern pro Stunde schaffen.

Die Rekorde stellte Paul am 8. Juli vergangenen Jahres im Vogelsberg auf: Mit einem klassischen Bobbycar erreichte er eine Geschwindigkeit von 106,01 Kilometern pro Stunde, mit einem eigens für den Rennsport modifizierten Bobbycar, das etwa über eine längere Lenkstange und spezielle Reifen verfügt, setzte er die rasante Marke von 132,72 Stundenkilometern.

Damit der neue Rekord auch offiziell anerkannt wird, fragte Paul das Rekord-Institut für Deutschland (RID) an. „Das RID hat uns Regeln für die Aufstellung eines Rekords für die ‚Höchste Geschwindigkeit auf einem modifizierten Bobbycar mit E-Antrieb‘ geschickt“, erklärt er. Diese Regeln sorgen dafür, dass auch andere den Rekordversuch nachmachen können. Festgelegt sind etwa die Mindestgeschwindigkeit, die Länge und das Gefälle der Messstrecke und das Gewicht des Fahrzeugs. Das dürfe maximal bei 40 Kilo inklusive Motorengewicht liegen, ergänzt Reimund. Allein der Motor wird drei Kilo wiegen. Außerdem muss das Fahrzeug von der Firma Big-Spielwaren hergestellt worden sein, da es sich beim Bobbycar um einen geschützten Gattungsbegriff handelt.

Der Bau und die Planung des Fahrgestells, auf dem der Motor montiert werden soll, finden am Computer statt. So lassen sich die entsprechenden Bauteile millimetergenau konzipieren. An der Arbeit in einer Firma, die Ionenstrahlbeschleuniger baut und über eine mechanische Fertigung mit Zerspanungsanlagen verfügt, produziert der Student die Teile. Der Motor kommt von einer bayrischen Firma, die auch Motoren für Modellflugzeuge herstellt. „Im Labor des Fachbereichs kann das Fahrzeug dann auch mit verschiedenen Gewichten beladen und etwa im Windkanal getestet werden“, ergänzt Professor Tobias Müller.

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In den kommenden Wochen planen und bauen die beiden weiter an ihrem Projekt, das spätestens bis zur „Invent2Innovate“, der Campus-Erfindermesse, am Freitag und Samstag, 16. und 17. Juni, fertig gestellt sein soll. Der Weltrekord soll Anfang August aufgestellt werden.

War es das dann mit dem Bobbycar? „Nein, sagen Reimund und Paul, die noch weitere Ideen im Kopf haben. „Denkbar wäre etwa eine Erweiterung für eine Fernsteuerung – das würde sich David sehr wünschen – oder das autonome Fahren. Grundsätzlich kann man mit einem Bobbycar alles machen, was man auch mit einem richtigen Auto machen kann“, träumt Paul.

Bislang gibt es im Übrigen noch keinen Rekord mit einem motorisierten Bobbycar. Die Anforderung des RID liegt bei mindestens 70 Stundenkilometern. „Mein Ziel war aber von vorneherein ein hoher Rekord – im Bereich zwischen 120 und 130 Kilometern pro Stunde. Nicht dass die nächste Hochschule auf diese Idee kommt und unseren Rekord gleich wieder einstellt.“

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