Im Zuge dieses Projekts entstand ein Prototyp – ausgelegt auf 70 Kilometer pro Stunde. „Da unsere Zusammenarbeit gut funktioniert hatte und ich parallel dazu privat zwei Weltrekorde mit nicht motorisierten Bobbycars aufstellen konnte, reifte in den Semesterferien die Idee, das Projekt weiterzuentwickeln“, blickt der 30-Jährige zurück. Das rasante Gefährt, dass die beiden Studenten nun entwickeln wollen, soll die Fabelgeschwindigkeit von 120 bis 130 Kilometern pro Stunde schaffen.
Die Rekorde stellte Paul am 8. Juli vergangenen Jahres im Vogelsberg auf: Mit einem klassischen Bobbycar erreichte er eine Geschwindigkeit von 106,01 Kilometern pro Stunde, mit einem eigens für den Rennsport modifizierten Bobbycar, das etwa über eine längere Lenkstange und spezielle Reifen verfügt, setzte er die rasante Marke von 132,72 Stundenkilometern.
Damit der neue Rekord auch offiziell anerkannt wird, fragte Paul das Rekord-Institut für Deutschland (RID) an. „Das RID hat uns Regeln für die Aufstellung eines Rekords für die ‚Höchste Geschwindigkeit auf einem modifizierten Bobbycar mit E-Antrieb‘ geschickt“, erklärt er. Diese Regeln sorgen dafür, dass auch andere den Rekordversuch nachmachen können. Festgelegt sind etwa die Mindestgeschwindigkeit, die Länge und das Gefälle der Messstrecke und das Gewicht des Fahrzeugs. Das dürfe maximal bei 40 Kilo inklusive Motorengewicht liegen, ergänzt Reimund. Allein der Motor wird drei Kilo wiegen. Außerdem muss das Fahrzeug von der Firma Big-Spielwaren hergestellt worden sein, da es sich beim Bobbycar um einen geschützten Gattungsbegriff handelt.
Der Bau und die Planung des Fahrgestells, auf dem der Motor montiert werden soll, finden am Computer statt. So lassen sich die entsprechenden Bauteile millimetergenau konzipieren. An der Arbeit in einer Firma, die Ionenstrahlbeschleuniger baut und über eine mechanische Fertigung mit Zerspanungsanlagen verfügt, produziert der Student die Teile. Der Motor kommt von einer bayrischen Firma, die auch Motoren für Modellflugzeuge herstellt. „Im Labor des Fachbereichs kann das Fahrzeug dann auch mit verschiedenen Gewichten beladen und etwa im Windkanal getestet werden“, ergänzt Professor Tobias Müller.
In den kommenden Wochen planen und bauen die beiden weiter an ihrem Projekt, das spätestens bis zur „Invent2Innovate“, der Campus-Erfindermesse, am Freitag und Samstag, 16. und 17. Juni, fertig gestellt sein soll. Der Weltrekord soll Anfang August aufgestellt werden.
War es das dann mit dem Bobbycar? „Nein, sagen Reimund und Paul, die noch weitere Ideen im Kopf haben. „Denkbar wäre etwa eine Erweiterung für eine Fernsteuerung – das würde sich David sehr wünschen – oder das autonome Fahren. Grundsätzlich kann man mit einem Bobbycar alles machen, was man auch mit einem richtigen Auto machen kann“, träumt Paul.
Bislang gibt es im Übrigen noch keinen Rekord mit einem motorisierten Bobbycar. Die Anforderung des RID liegt bei mindestens 70 Stundenkilometern. „Mein Ziel war aber von vorneherein ein hoher Rekord – im Bereich zwischen 120 und 130 Kilometern pro Stunde. Nicht dass die nächste Hochschule auf diese Idee kommt und unseren Rekord gleich wieder einstellt.“