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„Viele Bilder brennen sich ins Gedächtnis ein“: Zweiter Band zur Reihe „Tatort Osthessen“ erschienen

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Daniela Petersen Tatort Osthessen
Journalistin Daniela Petersen hat ihren zweiten Band „Tatort Osthessen – spektakuläre Kriminalfälle in der Region“ herausgebracht. © Christoph Reichwein/dpa/Redaktion

Daniela Petersen hat ihren zweiten Band „Tatort Osthessen – spektakuläre Kriminalfälle in der Region“ herausgebracht. Darin hat sich die Redakteurin unserer Zeitung intensiv und respektvoll mit den Abgründen der menschlichen Psyche auseinandergesetzt. 

Frau Petersen, hätten Sie einmal gedacht, dass Sie in dem Genre „Wahres Verbrechen“ zwei Bände herausbringen würden?

Nein, das hat sich vielmehr ergeben. Aber schon meine Magisterarbeit habe ich über den britischen Frauenmörder „Jack the Ripper“ geschrieben und zu Unizeiten Kurzgeschichten veröffentlicht. Verbrechen und Psychologie haben mich schon immer interessiert.

So kam es auch, dass ich für die Fuldaer Zeitung eine Serie zu Kriminalfällen veröffentlicht habe. Erst danach kam die Idee auf, daraus doch ein Buch zu machen. Dass es nun sogar zwei geworden sind, freut mich. Auch das Layout ist wieder gut geworden, Peter Link von Parzellers Buchverlag in Fulda hat da ganze Arbeit geleistet.

Was war Ihnen bei der Recherche besonders wichtig?

Die beiden Bände sollten keine bloße Nacherzählung der Verbrechen sein. Mir war es wichtig, die Fälle auch mit Hintergrundwissen zu versehen. Hierzu habe ich Experten gesprochen, die mir zum Beispiel erklärt haben, wie die Polizeiarbeit durch forensische DNA-Ahnenforschung revolutioniert werden könnte, wie Femizide verhindert werden können oder wie jemand zum Sexualmörder wird.

Auch historische Fälle, die in der Region zum Teil in Vergessenheit geraten sind, wollte ich aufgreifen. Mein Anspruch war es, dass Leser Sachverhalte besser einordnen und daraus etwas lernen können. Was kommt woher? Wie kommt es dazu? Dem nachzuspüren, war nicht immer leicht. 

Fulda: Zweiter Band zu „Tatort Osthessen“ von Daniela Petersen erschienen

Was waren die Herausforderungen?

Ich habe mit einigen Opfern gesprochen, die mir von ihren schlimmsten Erfahrungen erzählt haben. Hier ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und den richtigen Ton zu treffen, ist eine Herausforderung und eine Gratwanderung.

Auch die Frage nach der Täterperspektive habe ich mir gestellt. Darf man einen Täter zitieren oder nicht? Ich meine ja. Denn nur, wenn man auch diese Seite hört, kann man erfahren, wie es zu dem Verbrechen kommen konnte und kann Prävention betreiben.

Stellen Sie das deutsche Rechtssystem manchmal infrage?

Nein, wir haben ein gutes Rechtssystem. Ich war als Redakteurin bei vielen Gerichtsverhandlungen und habe großen Respekt, vor allem vor den Richtern. Ich habe es nie erlebt, dass jemand vorverurteilt wurde. Jedem Menschen sind sie mit Respekt begegnet und haben sich stets um ein faires Urteil bemüht.

Aber natürlich gibt es Fälle, bei denen das Recht nicht dem Gerechtigkeitsempfinden entspricht. Selbst bei einem Mörder, der für seine Tat eine lebenslange Freiheitsstrafe bekommen hat, kann die Strafe nach 15 Jahren zur Bewährung ausgesetzt werden. Er kommt dann raus, und lebt sein Leben. Unser Rechtssystem gibt zweite Chancen, das ist als Betroffener mitunter schwer hinzunehmen. 

Lesen Sie hier: FZ-Redakteurin Daniela Petersen über Band 1 von „Tatort Osthessen“: „Ungeklärte Mordfälle gehen unter die Haut“

Sie haben 15 Fälle im zweiten Band aufgegriffen. Wie geht es Ihnen persönlich damit?

Ich habe versucht, die Fälle nicht mit nach Hause zu nehmen. Das ist mir zum Teil gelungen. Es ist allerdings nicht einfach. Viele Bilder brennen sich ins Gedächtnis ein. Durch Bilder erhält man noch mal einen ganz anderen Bezug zu Fällen – sie gehen einem mehr unter die Haut. Ich merke, dass es nun Zeit ist, ein paar Wochen Abstand zu all den Straftaten zu bekommen. 

Kamen Sie nach all der Zeit, in der Sie sich mit den Abgründen der menschlichen Psyche beschäftigt haben, zu einer Erkenntnis?

Zu mehreren sogar: Eine gewaltfreie Erziehung ist ganz wichtig. Denn Kinder, die mit Gewalt aufwachsen, sind später oft auch gewalttätig. Eine andere erschreckende Erkenntnis ist, dass es oft eher die Umstände sind, die Menschen zum Täter machen und nicht, weil sie per se böse sind. Und ich habe durch die Recherche gelernt, dass der Polizei inzwischen Mittel zur Verfügung stehen, die es Tätern schwer machen, unerkannt zu bleiben. 

Das Buch

Daniela Petersen:

Tatort Osthessen. Band 2. 12,90 Euro. Parzellers Buchverlag.

ISBN 978-3-7900-0576-9

Beiträge in der Reihe „Tatort Osthessen“ erscheinen regelmäßig in der Printausgabe der Fuldaer Zeitung und im E-Paper.

Die Fragen stellte Nadine Ladewig.

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