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Moderner, offener und multifunktional: Feuerwehrmuseum wird um THW-Sammlung erweitert

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Von: Sabrina Mehler

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Künftig wird es hier wohl anders aussehen: Auf „thematischen Inseln“ soll die Geschichte von Feuerwehr und THW dargestellt werden. © Sabrina Mehler

Das Feuerwehrmuseum soll moderner, offener, umfangreicher werden: Künftig wird in der Fulda-Aue nicht nur die Historie des Brandschutzwesens, sondern auch des Technischen Hilfswerks (THW) gezeigt. Das Rahmenkonzept für das ambitionierte Millionenprojekt der zwei Organisationen steht, jetzt geht es an die Details. 

Fulda - „Die Feuerwehren und das Technische Hilfswerk sind zwei Seiten einer Medaille“, sagt THW-Urgestein Bernd Müller-Strauß. „Die eine Seite ist rot, die andere blau. Aber es ist dieselbe Münze.“ Weil das so ist und beides ineinandergreift, soll das Deutsche Feuerwehrmuseum um die historische Sammlung des Hilfswerks erweitert und als „Museum des deutschen Bevölkerungs- und Zivilschutzes“ konzipiert werden.

Fuldas Feuerwehrmuseum soll um THW-Sammlung erweitert werden

Bisher befinden sich die Objekte und Dokumente des THW noch an mehreren Standorten in ganz Deutschland – beziehungsweise werden bereits in einer Halle im Gewerbegebiet von Burghaun-Gruben gelagert. Nun soll diese Sammlung neu strukturiert werden. Bis sie aber tatsächlich mit der Feuerwehr-Sammlung zusammengelegt wird und das neue Museum öffnet, wird noch einige Zeit ins Land gehen.

Seit September gibt es ein Rahmenkonzept, jetzt wird das Feinkonzept erarbeitet, das bis Ende 2024 stehen soll, erklärt Müller-Strauß. Er gehört dem THW-Ortsverband Hünfeld sowie der Arbeitsgruppe „THW-historische Sammlung“ an und ist als studierter Historiker neben Feuerwehrmuseums-Leiter Rolf Schamberger maßgeblich an den Planungen beteiligt.

Das bisher eher altbackene Haus in der Fulda-Aue soll komplett umgekrempelt werden – und erhält ein modernes und multifunktionales Gesicht. „Ein Museum ist nicht nur Aufbewahrungslager von Gegenständen, hier soll eine Begegnungs- und Studierstätte entstehen“, erklärt Müller-Strauß, der sich eine Art Forschungszentrum wünscht, an dem die Geschichte des Hilfswesens weiter erkundet wird – und Erkenntnisse auch publiziert werden.

Im Museum, so die Vision, sollen „Inseln“ entstehen, die mit wechselnden Themen gestaltet werden. „Wir denken von der Unglückslage zur Hilfeleistung und fragen uns, wie die Leute früher auf Katastrophen wie Erdbeben, Brände und Hochwasser reagiert und welche Maßnahmen sie ergriffen haben“, sagt Müller-Strauß und ergänzt: „Gezeigt werden Objekte vom Kruzifix bis hin zur Handspritze.“ Ziel ist es, jede Zielgruppe anzusprechen, indem Alltägliches transportiert wird: „Vom geplatzten Rohr in der Wohnung bis zur Katastrophe im Ahrtal“, erklärt der THWler.

Konzept

„Helfen in der Not – Museum der Deutschen Feuerwehren und des Technischen Hilfswerks“ lautet der Arbeitstitel des musealen Konzepts, das beide Organisationen derzeit entwickeln. In einer „dynamischen Dauerausstellung“ mit wechselnden Szenarien sollen die Aspekte des (zivilen) Bevölkerungsschutzes umfangreich präsentiert werden.

Das Ziel ist eine ganzheitliche Darstellung – deshalb geht es sowohl um Technikgeschichte als auch um Zeit-, Kultur- und Sozialgeschichte. Der Mensch als Schutzsuchender, aber auch als Hilfeleistender sich selbst und anderen gegenüber steht im Vordergrund, eingebettet in die jeweils vorhandene und gebrauchte Technik. Unter dem Selbstbild der humanitären Nächstenliebe und -hilfe sollen mit der Kooperation der Organisationen unter einem Dach Technik, Glauben und Mitmenschlichkeit eindrucksvoll und pädagogisch wertvoll vermittelt werden.

Auch soll sichtbar werden, was die Historie mit der Gegenwart verbindet: „Die Geschichte ist vorbei, aber sie hat immer einen Bezug zum Heute“, so formuliert es Müller-Strauß und gibt ein Beispiel: „Wir planen eine ,Gafferecke‘, denn Schaulustige gab es bei Katastrophen damals wie heute.“ Für solche Themen soll genauso sensibilisiert werden wie für die Rolle von Minderheiten im Laufe der Jahrhunderte, etwa von Frauen und Juden.

Damit wird klar, dass nicht nur reine Technikgeschichte im Fokus steht. Die Sozial- und Kulturgeschichte ist mindestens ebenso wichtig. Müller-Strauß verdeutlicht das am Beispiel der berühmten Grete Minde aus Tangermünde an der Elbe, die einst wegen Brandstiftung hingerichtet wurde. Ihre Geschichte könnte auch in Fulda erzählt werden oder besser: Eine als Grete Minde verkleidete Gästeführerin könnte Besucher durchs Museum geleiten.

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Mit welchen Vehikeln löschten die Menschen früher Brände? Das wird im Feuerwehrmuseum gezeigt. Künftig soll die gesamte Ausstellung aber moderner und interaktiver werden. © Sabrina Mehler

Durch eine „lebendige Szenerie“ soll der Besuch zum Erlebnis werden. So könnte es zudem einen Tag des Ehrenamts sowie Mitmachtage geben, bei denen die Gäste aktiv werden. Das Museum soll ein Museum zum Anfassen, Erleben und Entdecken sein: „Wer durch die Fulda-Aue spaziert, der soll Lust bekommen, hier reinzugehen.“

Dabei ist sich Müller-Strauß durchaus bewusst, dass die Aufgabe „ein Spagat zwischen unserem klassischen Bildungsauftrag und dem Wunsch nach Infotainment“ wird. „Aber die Leute sollen rausgehen und sagen: Das hat sich gelohnt.“

Erweiterung

Mit der Umgestaltung und der Integration der THW-Sammlung einher geht voraussichtlich eine bauliche Um- und Neugestaltung beziehungsweise eine Erweiterung des Museumskomplexes in Richtung Skateranlage. Geplant ist zudem ein Café unmittelbar neben dem am Museum entlang verlaufenden Fuß- und Radweg, das auch für Nicht-Besucher zugänglich sein soll.

Für den Betrieb des Museums soll laut Bernd Müller-Strauß eine Trägergesellschaft etabliert werden, die paritätisch mit Vertretern aus Feuerwehr und THW besetzt ist. Das Ziel heißt aktuell: eine solide Finanzierung auf die Beine stellen. Wie viel Neugestaltung und Erweiterung kosten werden und wie viele Mitarbeiter nötig sind, mag Müller-Strauß noch nicht sagen. Dafür sei es zu früh.

Der THW-Mann wünscht sich eine ausgewogene Mischung von Analogem und Digitalem – ob in Zukunft VR-Brillen eingesetzt werden oder Besucher über QR-Codes auf weitergehende Informationen zugreifen können. Denn auch das ist den Planern wichtig: „Die Menschen sollen das Wissen mit nach Hause nehmen, um sich dort weiter damit zu beschäftigen.“ Weiterhin kann sich Müller-Strauß eine Art Kino am Eingang vorstellen, das dem Besucher einen ersten Einblick gibt.

Der Feuerwehrmuseum-Chef Rolf Schamberger ist über die Kooperation ebenfalls erfreut und berichtet von einer „absolut harmonischen und zielorientierten Zusammenarbeit“, die ohne Konkurrenzdenken zwischen den Organisationen auskomme. Einen ersten Vorgeschmack des gemeinsamen Wirkens wird nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen: Zum einen werden sich Feuerwehr und THW gemeinsam auf der Landesgartenschau präsentieren, zum anderen wird es spätestens Ende Mai eine Sonderausstellung geben, die ein Hochwasserszenario zeigen wird.

Ein Zeichen des Zusammenhalts gab es bereits: Mit der Übergabe des „Klaviers von Ahrweiler“ an das Deutsche Feuerwehr-Museum wollten THW und Feuerwehr einen Schulterschluss nach der Flutkatastrophe von Ahrweiler symbolisieren.

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