Die personelle Situation ist auch in der Tourismuswirtschaft in Poppenhausen angespannt, sagt Bürgermeister Manfred Helfrich (CDU). Das sei die Konsequenz aus dem Umgang mit der Pandemie in den vergangenen Jahren: „Die finanzielle Unterstützung des Staates durch Ausgleichszahlungen, die Möglichkeit der Kurzarbeit sowie die Aussetzung der Verpflichtung der Insolvenzanmeldung waren seinerzeit in der Hochphase der Pandemie zwar wichtige Bausteine zur Unterstützung der Tourismuswirtschaft, doch mit Zeitablauf suchten sich immer mehr Beschäftigte dieser Branche einen neuen Arbeitsplatz“, so Helfrich.
Zahlreiche Kräfte seien für immer verloren gegangen. „Wer soll jetzt, wenn die Pandemie wegen der deutlichen Reduzierung der Infektionslage ihren Schrecken verloren hat und nach dem erklärten Ende der Pandemie, die Arbeit machen, wenn Gastronomie und Beherbergungsgewerbe wieder voll öffnen können?“, stellt Helfrich in Frage. Verzweiflung und Existenzängste haben laut ihm im Gastgewerbe dramatisch zugenommen.
In der Rhön gebe es einige Betriebe mit mehr Schließtagen oder reduzierten Öffnungszeiten. Der Mittagstisch werde unter der Woche oft nicht mehr angeboten, die Küche und die Gaststätte selbst würden früher schließen als vor der Pandemie. Helfrich beschreibt die momentane Lage als Notbetrieb.
Auch Großenlüders Bürgermeister Florian Fritzsch (SPD) hat in persönlichen Gesprächen mit Betreiberinnen und Betreibern gastronomischer Einrichtungen in der Gemeinde vom vorherrschenden Personalmangel und den damit verbundenen Schwierigkeiten mitbekommen. Die wöchentlichen Öffnungszeiten im Vergleich zur Situation vor der Corona-Pandemie seien oft eingeschränkt. Außerdem gebe es bei manchen Einrichtungen mehr Schließtage.
Dass Personal fehle, betreffe aber außer der Gastronomie auch die Handwerksbranche oder andere Betriebe, sagt Steffen Ackermann. Auch Käsmann sagt, dass das Problem sich nicht nur auf die Gastronomie beschränke: „Auch der Einzelhandel hat offenbar zunehmend Probleme. Eine Metzgereifiliale in Hünfeld musste deshalb bereits ihre Öffnungszeiten reduzieren.“ Dennoch sei der Freizeit-Sektor laut Ackermann nach der Pandemie am stärksten betroffen: „Wer früher als Kellner oder Koch gearbeitet hat und sich nun einen neuen Beruf gesucht hat, der ist schwer zurückzuholen.“
Die Kräfte haben laut Helfrich erfahren dürfen, dass es angenehmer ist, wenn man am Wochenende oder abends, beziehungsweise nachts nicht arbeiten muss. „Man hat sich daran gewöhnt und die neue Lebensqualität lieb gewonnen, man will nicht mehr zurück.“ Die Anstrengungen, nun neues Personal zu gewinnen, sind groß. Ackermann berichtet zum Beispiel vom gastronomischen Wettbewerb „Heimat“, mit dem Schülerinnen und Schüler für eine berufliche Laufbahn in der Hotellerie und Gastronomie begeistert werden sollen.