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Corona-Mahnwache auf dem Fuldaer Uniplatz - „Keine Stadt der Montagsspaziergänger“

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Mehrere Menschen haben sich am Donnerstag auf dem Uniplatz in Fulda versammelt, um ein Zeichen gegen die Corona-Proteste zu setzen.
Mehrere Menschen haben sich am Donnerstag auf dem Uniplatz in Fulda versammelt, um ein Zeichen gegen die Corona-Proteste zu setzen. © Sarah Malkmus

Als Antwort auf die Corona-Proteste der sogenannten Montagsspaziergänger in Fulda hat am Donnerstagabend eine Mahnwache des Bündnisses #Fuldahältzusammen mit mehr als 300 Teilnehmern auf dem Uniplatz stattgefunden.

Update vom 14. Januar, 12.16 Uhr: Gegen 19.15 Uhr löste sich die Versammlung mit mehr als 300 Teilnehmern auf dem Fuldaer Uniplatz auf, die ohne Zwischenfälle von statten ging. Andreas Goerkes Bilanz nach der Mahnwache fällt positiv aus: „Es freut mich, dass wir heute ein friedliches Signal aus Fulda gesendet haben.“

Goerke hatte während der Mahnwache erklärt, man wolle Fulda „nicht den Menschen überlassen, die Fulda oder unser Land als Diktatur bezeichnen“.

An dem Aktionsbündnis #Fuldahältzusammen beteiligen sich verschiedene gesellschaftliche Gruppen. Auch die Fuldaer Sozialdemokraten, Grünen und Linken hatten sich entschlossen, den Aufruf zu unterzeichnen. CDU und FDP hingegen nicht. CDU-Kreisvorsitzender Markus Meysner erklärt dazu: „Dadurch, dass auch verschiedene Institutionen dabei sind, die durchaus dem linken Rand zuzuordnen sind, hat sich die CDU im Kreis Fulda dazu entschlossen, offiziell nicht teilzunehmen. Generell widerstrebt es uns, sowohl mit äußerst rechts wie äußerst links orientierten Gruppierungen gemeinsame Sache zu machen.“

Fulda: Mahnwache am Uniplatz verläuft ohne Zwischenfälle

FDP-Kreisvorsitzender Mario Klotzsche hingegen sagt: „Auch das Bündnis ,Fulda stellt sich quer‘ darf demonstrieren. Auch hier gilt, dass Auflagen eingehalten werden müssen.“ Als Partei beteilige sich die FDP jedoch weder an Pro-, noch an Contra-Demonstrationen. „Als politische Partei der Mitte sehen wir unsere Aufgabe auch in erster Linie darin, die Polarisierung und Spaltung in unserem Land nicht weiter anzuheizen, sondern grundsätzlich für gegenseitiges Verständnis zu werben“, fügt Klotzsche hinzu. Es gebe genug Streit in Familien, unter Freunden, Nachbarn und Arbeitskollegen. Das sollte und müsse man hinter sich lassen.

Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld (CDU) ließ indes Grüße ausrichten: „Ich danke allen, die ein Zeichen setzen, um für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einzustehen und der Opfer der Pandemie zu gedenken.“ Angesichts einer zunehmenden Aggression und Gereiztheit im Ton und Inhalt sowohl im realen Leben als auch in den sozialen Medien möchte er an alle appellieren, auch bei unterschiedlichen Meinungen den gegenseitigen Respekt zu wahren.

Erstmeldung vom 13. Januar, 18.28 Uhr:

Fulda - „Wir haben lange überlegt, ob wir in der pandemischen Lage etwas machen wollen“, hatte Andreas Goerke, Vorsitzender des Vereins „Fulda stellt sich quer“, bereits im Vorfeld der Mahnwache gegenüber unserer Zeitung erklärt. „Wir haben uns dann mit etwa 40 Vertretern aus verschiedenen Fuldaer Organisationen und Vereinen online getroffen und sind zum Entschluss gekommen, dass wir etwas tun wollen.“

Das Ergebnis ist die Kundgebung am Donnerstagabend, mit der ein Signal gesendet werden soll, dass sich viele Menschen in Fulda von den sogenannten Montagsspaziergängen distanzierten. Es handle sich bei den „Spaziergängern“ um eine Minderheit, sagt Goerke.

Fulda: Mahnwache auf dem Uniplatz - Distanzierung von Corona-Protesten

Mehrfach haben in Fulda in den vergangenen Wochen Proteste gegen die Corona-Maßnahmen mit vielen Hundert Teilnehmern stattgefunden. Dabei kam es zu Polizei-Einsätzen und teilweise auch zu Ausschreitungen. Bei einem Protest am 3. Januar setzte die Polizei Pfefferspray ein, nachdem einer der Demonstranten einen Beamten angegriffen hatte. Bei dem „Spaziergang“ eine Woche später, am 10. Januar, wurde eine Person festgenommen.

Bei der Mahnwache auf dem Fuldaer Uniplatz konnten Teilnehmer Schilder aufstellen.
Bei der Mahnwache auf dem Fuldaer Uniplatz konnten Teilnehmer Schilder aufstellen. © Sarah Malkmus

Goerke sagt, es sei ihm wichtig zu betonen, dass das Aktionsbündnis #Fuldahältzusammen nicht „gegen etwas“ sei, vielmehr stehe es hinter „den wissenschaftlichen Erkenntnissen“ zur Pandemie. „Wir stehen hinter den Maßnahmen unserer Stadt und unseres Landkreises, auch wenn diese unser Leben einschränken.“ Auf den Schildern stehen deshalb Aussagen wie „Auch für ,die Politik‘ ist es die erste Pandemie“ oder „Applaus! Politik, Polizei, Pflege“.

Insgesamt wolle man Haltung zeigen. „Wir sind keine Stadt der Montagsspaziergänger, sondern eine Stadt, in der Vielfalt und demokratische Werte stark vertreten sind.“ Sein Appell: „Geht und lasst euch impfen, nur gemeinsam können wir in ein ,normales‘ Leben zurückkehren.“

Bei der Mahnwache auf dem Universitätsplatz in Fulda sollte außerdem für jeden Corona-Todesfall in Fulda eine Kerze aufgestellt werden. Diese symbolische Geste solle die Solidarität mit den Opfern der Pandemie verdeutlichen.

Video: Corona-Proteste in Fulda

Dass die Demonstration ordnungsgemäß angemeldet war, bestätigt Magistratspressesprecherin Monika Kowoll-Ferger auf Nachfrage unserer Zeitung. Und auch Goerke sagt: „Das Demonstrationsrecht ist ein hohes Gut unserer Demokratie, dies bedeutet auch, dass man Demonstrationen anmeldet, sich an Auflagen und vor allem an Hygienevorschriften hält.“ Der Verein habe die Kundgebung angemeldet und kooperativ mit Ordnungsamt und Polizei besprochen. (mal)

Hinweis der Redaktion: In der Umfrage in diesem Artikel war zunächst von einer Aktion von „Fulda stellt sich quer“ die Rede. Da die Mahnwache eine Aktion des breiten Bündnisses #Fuldahältzusammen war, zu dem „Fulda stellt sich quer“ gehört, haben wir den Text der Umfrage angepasst. Die Umfrage läuft bis Freitag, 14. Januar, 18 Uhr. Das Ergebnis ist nicht repräsentativ.

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