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Hessischer Denkmalschutzpreis: Sanierte „Alte Schäferei“ in Sickels schafft es ins Finale

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Von: Volker Nies

Stolz vor einem preisverdächtig sanierten Fachwerkgebäude (von links) die Bauherren Carsten und Katrin Fischer mit ihren Kindern Merle und Samuel, Architektin Sabine Petermann und Jurychef Markus Harzenetter.
Stolz vor einem preisverdächtig sanierten Fachwerkgebäude (von links) die Bauherren Carsten und Katrin Fischer mit ihren Kindern Merle und Samuel, Architektin Sabine Petermann und Jurychef Markus Harzenetter. © Volker Nies

Jurychef Professor Dr. Markus Harzenetter war begeistert: „Hier spürt man die Begeisterung und das gewaltige Engagement der Bauherren.“ Mit einer Jury besuchte er am Dienstag einige Denkmäler, die vorbildlich saniert wurden. Auch in Sickels, Ort des Lobes, machte die Jury Halt.

Sickels - „Das Fachwerkhaus hat uns förmlich angesprochen. Es hat uns gesagt: Ich brauche euch. Wir gehören zusammen“, erzählt Katrin Fischer (38). Gemeinsam mit ihrem Ehemann hatte sie bereits seit Jahren in Sickels gelebt und über Jahre einen Blick auf ein 400 Jahre altes Fachwerkhaus geworfen – das älteste, heute noch bestehende Fachwerkhaus in dem Stadtteil von Fulda. Dann ließen sie sich von dem historischen Gebäude faszinieren.

Sie kauften das Haus im April 2020 und sanierten es mit enormen Eigenleistungen binnen eineinhalb Jahren. Im vergangenen Dezember zogen sie mit ihren Kindern Samuel (7) und Merle (5) ein. Die Sanierung des kleinen Fachwerkhauses mit 104 Quadratmetern Wohnfläche ist so gut gelungen, dass das Projekt zu den Finalisten des Hessischen Denkmalschutzpreises gehört – und am Dienstag Besuch durch die Fachjury erhielt.

Fulda: Hessischer Denkmalschutzpreis - Sanierte „Alte Schäferei“ im Finale

Das Haus wurde um 1608 erbaut. Das Holz im – jetzt erhaltenen – Dachstuhl ist sogar 80 Jahre älter. „Die Modernisierung solcher Nutzgebäude ist sehr schwierig“, zollte Prof. Dr. Markus Harzenetter den Bauherren Respekt. „Das Haus ist wirklich in gute Hände geraten“, lobte Adrian Hehl, Chef der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Fulda. (Lesen Sie hier: Denkmalschutzpreis für Angel 11 in Fulda - Architekt Peter Sichau für Restaurierung geehrt)

Preis

Der Hessische Denkmalschutzpreis wird für denkmalpflegerische Maßnahmen verliehen, die im Rahmen der gegebenen Voraussetzungen (räumliche Lage, wirtschaftliche Situation, Umgang mit historischer Bausubstanz) durch individuelle Lösungen, handwerklich-technische Qualität und besonderes Engagement vorbildich sind.

Das kleine Häuschen mit seiner prägenden Fachwerkfassade ist das letzte Zeugnis der einstigen fürstlichen Schäferei und diente zwischenzeitlich sogar als Gastwirtschaft. Als sich Familie Fischer im Jahr 2020 des Gebäudes annahm, galt es, modernen Wohnkomfort geschickt auf kleinem Raum zu verwirklichen.

Doch zuerst ging es im wahrsten Sinne des Wortes an die Substanz. Die Fassade im Nordwesten war großflächig geschädigt, die Gefüge verformt und die Kellerdecke durch frühere Maßnahmen gefährdet. Trotz der Schäden gab die Familie nie auf, legte selbst Hand an, wo immer es ihr möglich war. Als gelernter Schreiner konnte Carsten Fischer vieles selbst machen.

Video: 50 Jahre Künzell - Enthüllung der Denkmäler

Beraten von Architektin Sabine Petermann und Denkmalschutz-Chef Adrian Hehl setzten Fischers das Fachwerk instand und bauten den Dachstuhl aus, um modernes Wohnen auf kleinem Raum zu ermöglichen. Dank ihrer enormen Eigenleistungen gelang es, die Gesamtkosten für Erwerb und Sanierung bei 250.000 Euro zu halten, wie die Eheleute berichten. Das entspricht der Summe, die sie vorher kalkuliert hatten.

Nicht nur der Respekt für das historische Bauwerk zeichnet die Arbeit der Fischers aus, auch die Verwendung nachhaltiger, ökologischer Baustoffe bestimmte das Handeln der Familie: Die Wände wurden mit Lehmputz verkleidet. Beheizt wird das Gebäude mit einer Wärmepumpe. Die Wärme wird über die Wandheizung abgegeben. Nicht mehr stabile Holzbalken wurden durch altes Holz ersetzt – gewonnen beim Abriss eines alten Fachwerkhauses in Hosenfeld.

Der seit 1986 ausgelobte Hessische Denkmalschutzpreis wird in diesem Jahr am 21. Juli im Biebericher Schloss in Wiesbaden verliehen. Die Preisgelder von insgesamt 20.000 Euro werden von Hessen Lotto gestiftet.

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