„Es ist kein Geheimnis: Es gibt zu wenig Hausärzte. Wir wollten mit der Weiterbildung aktiv etwas dagegen tun. Leider werden wir von der Ärztekammer daran gehindert“, bedauert Wegelin. (Lesen Sie hier: Herz-Jesu wird Lehrkrankenhaus: 17 Ausbildungsplätze für Mediziner im Praktischen Jahr)
Doch die Regeln der Kammer sind eindeutig: „Ärztinnen und Ärzte können eine Befugnis zur Weiterbildung nur für die Bezeichnung erhalten, die sie selbst führen. Die Annahme, ohne weiteres in einem anderen Fachgebiet weiterbilden zu können, ist nicht zutreffend“, sagt Sprecherin Katja Möhrle.
Zudem gebe es genug Allgemeinmediziner, die eine Weiterbildungsbefugnis besitzen und andere Hausärzte ausbilden können – allein in Hessen treffe das auf 1502 Allgemeinmediziner zu, wie Kammer-Sprecherin Möhrle sagt. Wegelin und Wirths beantragten bei der Kammer eine Ausnahmegenehmigung, aber die Kammer lehnte das ab.
Die beiden Künzeller Internisten haben jetzt einen anderen Weg gewählt: Sie bilden eine Gemeinschaftspraxis mit Dr. Matthias Schmidt, der seine Praxis bisher 900 Meter entfernt im Theodor-Litt-Ring hatte. Schmidt – der alle seine Mitarbeiterinnen in die neue Praxis mitgenommen hat – ist Allgemeinmediziner und darf dementsprechend Allgemeinmediziner ausbilden.
Damit hat er bereits begonnen. Der vierte Mediziner in der Praxis, Dr. Hanna Plücker, die bisher in der Gemeinschaftspraxis Praxisteam Pilgerzell tätig war, ist nämlich ebenfalls Facharzt für Innere Medizin. Schmidt wird sie nun in den nächsten Jahren zur Fachärztin für Allgemeinmedizin ausbilden.
Das ist für die Zukunft der Praxis ganz wichtig. Denn sobald Plücker Fachärztin für Allgemeinmedizin ist, kann die Praxis Kolleginnen und Kollegen zum Hausarzt weiterbilden. „Das gilt auch für Ärzte aus patientennahen Bereichen der Chirurgie oder Anästhesie, die die familienfreundlichen Arbeitszeiten einer Gemeinschaftspraxis suchen“, erläutert Plücker.
Nimmt die neue, größere Praxis auch neue Patienten an? „Wir können nicht jeden Patienten aufnehmen“, erklärt Wegelin, „denn wir wollen die Patienten auch bei Hausbesuchen erreichen können. Dazu können wir nicht durch ganz Fulda fahren.“ Plücker ergänzt: „Wir wollen uns auch Zeit nehmen können für die Menschen.“ Patienten aus der näheren Umgebung ihrer Praxis will die Sonnenpraxis, wie sie sich nennt, aufnehmen.