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„Heizlüfter sind nicht die Lösung“ - RhönEnergie sieht Gefahr von Stromausfällen

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Von: Eike Zenner

In Anbetracht des Ukraine-Krieges und der Gas-Krise setzen immer mehr Menschen auf Heizlüfter. Die Nachfrage steigt, Fachleute sind allerdings skeptisch. Die RhönEnergie warnt vor Stromausfällen.

Fulda - „Vor dem Hintergrund einer möglichen Gasmangel-Lage im kommenden Winter setzen in Deutschland viele auf mobile elektrische Direktheizgeräte. Doch Fachleute warnen: Der Einsatz dieser Geräte sorgt nicht für eine Kostenentlastung und kann in bestimmten Konstellationen das Stromnetz an seine Grenzen bringen“, erklärt der Fuldaer Versorger RhönEnergie in einer Pressenotiz.

Heizlüfter-Boom: RhönEnergie in Fulda warnt vor Stromausfällen

Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens GfK seien im Zeitraum Januar bis Juni 2022 bereits rund 600.000 Heizlüfter, Heizstrahler, Wärmekonvektoren oder Radiatoren verkauft worden – ein gutes Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum. Und der Trend hält an; auch in der Region. Vielerorts sind die Geräte bereits knapp geworden oder ausverkauft. (Lesen Sie hier: „Zusätzliche Kosten in Millionenhöhe“ - RhönEnergie hält Gas-Umlage für unausweichlich)

Zwar könnten Heizlüfter helfen, vorübergehend einen oder mehrere Räume zu heizen, doch sie seien weder technisch noch wirtschaftlich eine sinnvolle Alternative für die Beheizung eines gesamten Haushalts über einen längeren Zeitraum hinweg, betont die RhönEnergie. „Das Heizen mit elektrischen Direktheizgeräten sorgt einerseits nicht für eine Heizkostenentlastung und kann bei gleichzeitiger Nutzung durch viele Kunden auch in problematischer Weise unser regionales Stromnetz belasten“, kommentiert Dr. Arnt Meyer, Geschäftsführer des Fuldaer Versorgers, in dessen Aufgabenbereich die Netze fallen.

In der Gaskrise steigt die Nachfrage nach Heizlüftern
Die Angst vor Gas-Engpässen im kommenden Winter sorgt mitten im Sommer für einen Nachfrageboom bei Heizlüftern. © Felix Hörhager/dpa

Das Stromnetz der RhönEnergie Fulda-Gruppe umfasst nach eigenen Angaben rund 6870 Kilometer, sei „bestens ausgebaut“ und werde in einer Leitzentrale rund um die Uhr überwacht. „Etwa 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der OsthessenNetz GmbH sorgen für eine hohe Versorgungszuverlässigkeit in der Stromversorgung, die deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt“, betont die RhönEnergie.

Dennoch sei ein Stromnetz ein „fein justiertes System“, das – mit einer Sicherheitsreserve – auf den üblichen Verbrauch ausgelegt ist. „Wird das Netz plötzlich mit gleichzeitigen und ungewöhnlich hohen Überlastungen konfrontiert, weil zum Beispiel in einem dicht besiedelten Raum wie der Stadt Fulda zeitgleich mehrere tausend Heizgeräte eingeschaltet werden, greifen sofort Schutzmaßnahmen. Die Folge: Betroffene Netzbereiche (Hotspots) werden automatisch abgeschaltet. Für alle Kundinnen und Kunden in diesen Bereichen kommt es dann zum Stromausfall“, warnt die RhönEnergie.

Hinzu komme, dass sich beim Heizen mit mobilen elektrischen Direktheizgeräten keine Heizkosten einsparen ließen – im Gegenteil. Handelsübliche Heizlüfter hätten eine elektrische Leistung von 1000 bis 3000 Watt. „Wenn die Geräte in der rund 180 Tage langen Heizperiode täglich mehrere Stunden laufen, verbrauchen sie sehr viel Strom. Beispielrechnungen belegen das“, so die RhönEnergie.

Die Vorsitzende des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Ramona Pop, bringt das Dilemma so auf den Punkt: „Man spart mit Heizlüftern kein Geld, ganz im Gegenteil, man treibt die Stromrechnung in die Höhe. Hinzu kommt die Gefahr, dass die Stromverteilnetze überlastet werden, wenn massig Heizlüfter angeworfen werden.“ (Lesen Sie hier: Heizen nach dem Kühlschrankprinzip: So funktionieren Wärmepumpen)

Heizlüfter als Alternative? Versorger sehen hohe Kosten für Verbraucher

Ebenso deutlich äußert sich der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW): „Elektronische Heizgeräte wie Heizlüfter, Radiatoren und Konvektoren sind nicht dafür gemacht, eine Heizung zu ersetzen und sollten daher nur mit Bedacht eingesetzt werden.“

„Im kommenden Winter kann die Lösung nicht lauten ‚Heizen wie immer, nur mit anderen Mitteln‘. Klüger ist es das persönliche Heizverhalten anzupassen und den Wärmebedarf zu reduzieren“, unterstreicht Dr. Arnt Meyer. Bereits mit kleinen Schritten lasse sich in jedem Haushalt viel erreichen. Das spare Kosten und trage dazu bei, eine Überlastung des Stromnetzes zu vermeiden.

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