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Gefahr durch Blaualgen: Mehrere Badeseen gesperrt - so ist die Situation in der Region

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Badeverbot im Buga-See wegen Blaualgen
Ein Flatterband versperrt den Zugang zum Buga-See. Der See in Kassel war wegen Blaualgen mehrere Tage lang gesperrt. © Uwe Zucchi/dpa/Archivbild

Sie treten fast in jeder Badesaison auf: Wo das Wasser grünlich schimmert, sind vermutlich Blaualgen. Gesundheitsämter geben dann Warnungen auf mögliche Gefahren heraus, bis hin zum Badeverbot. Inwieweit sind Badeseen in Osthessen betroffen?

Fulda - Sommerwetter und Schulferien, an den offiziellen Badeseen in Hessen sollte Betrieb herrschen. Doch nicht überall können die Menschen gefahrlos baden. Rund ein Dutzend der offiziell 61 hessischen Badeseen sind mit Blaualgen belastet. „Die können sich innerhalb kurzer Zeit vermehren“, sagte Winfried Staudt vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG). Betroffen sind Gewässer von Nord- bis Südhessen.

Badeseen in Hessen: Warnung vor Blaualgen - mehrere Gewässer gesperrt

Eine grün-bräunliche Färbung weist auf mögliche Gesundheitsgefahren hin. Das Wasser sieht teilweise aus wie vermoost. Die Stadt Kassel hatte wegen der Blaualgen-Belastung bereits am 12. Juli eine Badeverbot für den Buga-See ausgesprochen. Das Verbot galt bis heute (29. Juli). Via Twitter teilte die Stadt mit, dass das Verbot aufgehoben werden konnte. „Die kühleren Tage und der Niederschlag haben für eine Reduzierung der Blaualgen geführt“, so ein Sprecher der Stadt. Wie sich die Wasserqualität in den kommenden Wochen entwickeln wird, ist jedoch noch nicht abzusehen.

Am Arheilger Mühlchen in Darmstadt und am Schultheis-Weiher in Offenbach ist das Baden weiter gänzlich verboten. Gleiches gilt für das Ostufer des Werratalsees.

„Sollten Symptome wie etwa verstärkter Juckreiz, Atembeschwerden oder Hautquaddeln auftreten, suchen Sie bitte einen Arzt auf“, erklärt das HLNUG auf seiner Homepage. Betroffen seien eher seichte Seen. Das Wetter sei ein Faktor, aber das Problem sei meist von Menschenhand gemacht, so die Experten. Nährstoffanreicherungen zum Beispiel über die Düngung in der Landwirtschaft aber auch Zuflüsse, die Abwässer einbringen, spielten eine Rolle. Ob der Klimawandel ein Grund sei, sei schwer zu sagen, aber das derzeitige Wetter begünstige natürlich das Wachstum. (Lesen Sie hier: Waldbrände in Europa: Wie ist die Lage in den großen Urlaubsregionen?)

Im Landkreis Fulda ist - Stand 29. Juli 2022 - laut HLNUG der Guckaisee von einer „zurzeit starken Entwicklung von Mikroorganismen“ betroffen. Zu erkennen seien diese an einer starken Trübung und einer geringen Sichttiefe im Wasser. Von Blaualgen ist dabei nicht explizit die Rede. Das Landesamt rät gleichwohl, auf das Baden vorsichtshalber zu verzichten, da bestimmte Mikroorganismen giftig sein können.

Das Gesundheitsamt Fulda spricht folgende Warnung an alle Badegäste aus:

„Blaualgen sind im eigentlichen Sinne gar keine Algen, sondern sogenannte Cyanobakterien. Einige von ihnen enthalten einen grün-blauen Farbstoff, der ihnen umgangssprachlich den Namen „Blaualgen“ verliehen hat“, heißt es auf der Homepage des Naturschutzbundes Bund. Sie kämen hauptsächlich in Flüssen und Seen vor, können aber zeitweise auch im Meerwasser auftreten. Einige dieser Bakterien könnten Giftstoffe entwickeln. Bei Kontakt könne es zu Hautreizungen und allergischen Reaktion, in schlimmeren Fällen auch zu Übelkeit, Durchfall, Fieber oder Atemwegserkrankungen kommen.

Warnhinweise für Badeseen in der Region (Stand 29. Juli 2022)

Fulda

Guckaisee: Starke Bildung von Mikroorganismen mit starker Trübung des Wassers und einer geringen Sichttiefe. Bislang kein Badeverbot. Die Behörden raten aber vom Baden ab.

Vogelsberg

Nieder-Mooser See: Wegen einer „massiven Aufschwemmung“ von Cyanobakterien, also Blaualgen, rät hier das Gesundheitsamt des Vogelsbergkreises vom Baden ab.

Pfordter See: Laut Gesundheitsamt keine Beanstandungen.

Wetterau

Gederner See: Aktuell kann es am Gederner See zu einer Vermehrung von Blaualgen kommen. Dennoch ist der Badesee weiterhin freigegeben.

Hersfeld-Rotenburg

Seepark Kirchheim: Es liegen aktuell keine Hinweise des Gesundheitsamtes in Bad Hersfeld vor.

Auch für Haustiere wie Hunde und Katzen könnten Blaualgen gefährlich werden, wenn sie das Wasser tränken, sagte Winfried Staudt vom HLNUG. „Den tut man aber auch ein bisschen Unrecht, die sind nicht alle toxisch.“ Sie seien vor rund 3,5 Milliarden Jahren die ersten Lebewesen gewesen, die Photosynthese betrieben und Sauerstoff produziert hätten.

Video: Giftige Blaualgen - So erkennst du die Badegefahr

Überprüft werden Staudt zufolge aber nur die offiziellen Badegewässer. Bestehe ein Algenbefall, reichen die Maßnahmen von einfachen Hinweisen bis hin zu Badeverboten. Alle anderen Gewässer würden nicht überprüft. „Da ist das Baden eh auf eigene Gefahr.“

Die EU-Badegewässerrichtlinie wurde dem Bundesumweltministerium zufolge 2006 novelliert. Für den Vollzug sind die Bundesländer zuständig. Eine Untersuchung der Gewässerproben erfolge mehrmals in der Badesaison nach einem festgelegten Überwachungszeitplan. (leb/ mit dpa-Material)

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