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Licht aus, Temperatur runter: So senken die Kommunen in Hessen den Energieverbrauch

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Lichtkonzept Fulda
Der Dom in Fulda wird aus Energiespargründen nicht angeleuchtet. © Sebastian Gollnow/dpa

Nachts ist es etwas dunkler in den Städten, in Schwimmbädern und an vielen Arbeitsplätzen bleibt es etwas kühler: Der Bund hat im Spätsommer mit Sparvorgaben auf die Energiekrise reagiert. Halten die Kommunen sich an die Regeln? Und was haben diese bisher gebracht?

Fulda/Frankfurt - Auch in Hessen haben viele Städte seit dem Inkrafttreten der Energiesparverordnungen des Bundes ihren Energieverbrauch deutlich gesenkt. Die Regelungen gelten seit 1. September vergangenen Jahres und umfassen unter anderem Vorgaben zur maximalen Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden, einen Verzicht auf Warmwasser fürs Händewaschen sowie auf die nächtliche Anstrahlung von Gebäuden, Denkmälern und Werbeflächen. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund spricht von einer flächendeckenden und vielfältigen Umsetzung und geht von Energieeinsparungen durch die Maßnahmen von etwa 10 bis 20 Prozent aus.

Hessen: So senken die einzelnen Kommunen den Energieverbrauch

Die Stadt Fulda hat die Raumtemperaturen auf die empfohlenen 19 Grad in Verwaltungsbauten gedrosselt - oder sogar auf niedrigere Temperaturen in Sporthallen mit dem Ziel, den Gasverbrauch zu reduzieren. Wo dies technisch möglich war, sei auch die Warmwasserbereitung in diesen Gebäuden abgeschaltet worden. Auch das Anstrahlen städtischer Gebäude schränkte Fulda ein oder schaltete sie ganz ab, wie die Stadt mitteilte. Der Dom wird ebenfalls nicht angestrahlt.

Wie viel Energie dadurch eingespart werden konnte, sei noch nicht genauer einzuschätzen, weil teils kurzzeitige Ablesemöglichkeiten fehlten und die Abrechnung vieler Versorger zudem nur auf jährlicher Basis erfolge. (Lesen Sie hier: Energiekrise, Inflation und Fachkräftemangel: Risiken für Fuldaer Wirtschaft bleiben hoch)

Auch in Kassel kann nach Angaben eines Sprechers aktuell noch nicht beziffert werden, wie viel Energie eingespart werden konnte. In der nordhessischen Stadt wurde unter anderem die Raumtemperatur in den Arbeitsräumen städtischer Gebäude auf 19 Grad abgesenkt. Die Außenbeleuchtung der Rathaus-Fassade und von Gebäuden des Stadtkonzerns sowie andere Effektbeleuchtung im öffentlichen Raum wurden eingestellt. In den städtischen Bädern Auebad und Hallenbad Süd wurde die Wassertemperatur gesenkt, im Auebad zudem der Saunabetrieb geschlossen. An den Maßnahmen halte die Stadt vor dem Hintergrund der Energiesparverordnungen des Bundes zunächst weiter fest, erklärte der Sprecher.

Eine ganze Reihe von Maßnahmen setzt Hessens größte Stadt Frankfurt nach eigenen Angaben in Behörden und anderen öffentlichen Gebäuden, Schwimmbädern und Turnhallen um. Für ihre städtischen Liegenschaften geht sie von Einsparungen von fünf bis zehn Prozent aus, wie eine Stadtsprecherin mitteilte. Man setze zudem auf eine Umstellung auf LED bei der Beleuchtung, dimme bereits seit Jahren mehr als die Hälfte der rund 60.000 Laternen zwischen 22 und 6 Uhr morgens und habe auch die Beschäftigten zur Abgabe weiterer Ideen aufgefordert.

„Wir gehen davon aus, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortungsbewusst sind und die Maßnahmen nachvollziehen und umsetzen“, so die Sprecherin. Kontrollen zur Einhaltung gebe es nicht, allenfalls „hier und da mal eine Ermahnung durch etwa die Abteilungsleitung, nach unseren bisherigen Erfahrungen und Rückmeldungen ziehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber mit“.

Das Bundeskabinett hatte die Verordnung im Sommer aus Sorge vor möglichen Energieengpässen als Folge ausbleibender russischer Gaslieferungen beschlossen. Die zunächst bis Ende Februar befristeten Regeln sollen bis 15. April verlängert werden, wenn der Bundesrat am 10. Februar zustimmt.

Darmstadt setzt in der Energiekrise eine Task Force ein, um Einsparpotenziale und mögliche Maßnahmen auszuloten. Bei den Maßnahmen richtete sich die Stadt an den im Juli vom Deutschen Städtetag erstellten Empfehlungen, darunter eine Reduzierung der Wassertemperatur in städtischen Bädern, Verzicht auf die Außenbeleuchtung repräsentativer Bauten und Senkung der Temperatur in Verwaltungsgebäuden. An allen Regelungen solle bis Ende der Heizperiode Ende April festgehalten werden. Die Verantwortung hierfür liege bei den zuständigen Ämtern.

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Auch über diesen Zeitpunkt hinaus sollen dann Energiesparmaßnahmen fortgesetzt werden. „Wir sind als Stadtgesellschaft insgesamt grundsätzlich gefordert Energiesparmaßnahmen aus Gründen des Klimaschutzes unbefristet fortzusetzen“, sagte Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne). Nach vorliegenden Berichten und Protokollen würden die Sparmaßnahmen in allen Bereichen umgesetzt. Die zusätzlich eintretende Reduzierung der Lichtverschmutzung sei positiv bewertet worden.

Die Landeshauptstadt Wiesbaden hat zum einen die für die Stadt passenden Vorgaben der Energieeinsparverordnung übernommen und darüber hinaus ergänzende Maßnahmen zur kurz-, mittel- und langfristigen Umsetzung beschlossen, wie eine Sprecherin erklärte. Hierunter fallen zum Beispiel Einschränkungen im Betrieb von privaten Heiz- oder Kühlgeräten, die Prüfung der Einstellungen von Lüftungsanlagen oder der Ausbau des Fernwärmenetzes in der Stadt.

Die Umsetzung obliege den jeweils zuständigen Ämtern. Der Energieverbrauch sei „zumindest im Herbst im Vergleich zum Vorjahr in einem erfreulichen Maße reduziert worden“, hieß es. Eine aussagekräftige Beurteilung dieser Werte sei jedoch nicht möglich, da allein die Rücknahme verschiedener Corona-Maßnahmen wie das Öffnen von Fenstern zu einem deutlich geringeren Energieverbrauch geführt habe.

Auf die Frage nach Kontrollen verwies Wiesbaden wie andere Städte darauf, dass mit den Energiesparverordnungen weder festgelegt worden sei, wer für solche Kontrollen verantwortlich sein könnte, noch wie Verstöße gegen die Regelungen geahndet werden. Bereits seit einigen Jahren forciere die Stadt die kontinuierliche Umrüstung von Heizungsanlagen auf nachhaltigere Systeme wie Fernwärme sowie eine Umstellung auf LED-Beleuchtung und den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen. „Diese Projekte wurden durch die Energiekrise bestätigt und deren Fortführung intensiviert.“ (dpa)

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