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Immer mehr Brennholz-Diebstähle in Hessen - „auch im größeren Stil“: Forstwirte setzen GPS-Sender ein

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Von: Max Wenisch

Steigende Energiepreise lassen manch einen zu drastischen Maßnahmen greifen: Immer wieder verschwinden über Nacht ganze Holzstapel aus den Wäldern, beklagt der Landesbetrieb Hessen Forst.

Osthessen - Während der Energiekrise wird aus den hessischen Wäldern mehr Holz gestohlen. Speziell in den vergangenen Wochen sei es vermehrt zu Holzdiebstählen gekommen – „auch im größeren Stil“, berichtete die Sprecherin von Hessen Forst, Michelle Sundermann, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Auch in der Region hat es Anfang August bei Schotten einen Fall gegeben. In der Kleinstadt im Vogelsberg verschwanden zwischen dem 3. und 20. August zwei Lkw-Ladungen Holz im Wert von 10.000 Euro.

Fulda: Immer mehr Brennholz-Diebstähle - Forstwirte setzen GPS-Sender ein

Von einem anderem Diebstahl von hohem wirtschaftlichen Schaden berichtet der Vorsitzende der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Osthessen (FWV), Hartmut Ziegler: „Erst vor Kurzem ist in einem unserer Privatwälder eine Wagenladung Fichtenholz verschwunden. Das bedeutet für den betroffenen Forstwirt einen wirtschaftlichen Schaden von 2000 bis 3000 Euro.“ Die FWV verwaltet ein Gebiet zwischen Gersfeld im Süden, Niederaula im Norden, Neuhof im Westen und Tann im Osten mit 4000 Forstwirten.

Verhindern lassen sich diese Diebstähle kaum, beklagt Ziegler, immerhin umfasse der Zuständigkeitsbereich 22.000 Hektar. „Wenn jemand nachts das Holz auflädt und damit wegfährt, lässt sich das kaum nachverfolgen. Die einzige Chance, die man hat, ist, die Täter auf frischer Tat zu ertappen“, erläutert er.

Eine andere Möglichkeit, die allerdings noch seltener in Betracht komme, sei, einen Holztransport außerhalb des Waldes anzutreffen, erklärt Ziegler und führt aus: „Dann kann man die Holznummer und Namen auf den Stämmen überprüfen.“ Eine weitere Chance habe man tagsüber, dann könne der zuständige Revierförster bei Aufladenden die Ausfuhrgenehmigung und den Auftrag überprüfen, sagt er.

In den Wäldern der Forstämter im Landkreis Fulda hält sich das Problem bislang noch in Grenzen, wie die Sprecher der Forstämter einmütig berichten. So spricht etwa Friederike Prömse-Schneider, Leiterin des Bereichs Produktion am Forstamt Fulda, von einem „altbekannten Phänomen, das immer wieder mal vorkommt“. Sebastian Keidel, Leiter des Forstamts Burghaun, prognostiziert, dass davon auszugehen sei, dass die Wahrscheinlichkeit von Diebstählen im Bereich Brennholz aufgrund der aktuellen Situation zunehme – immerhin sei Brennholz derzeit nicht unbegrenzt verfügbar und die Preise explodieren.

Das Problem sind die, die mehrere Fuhren mitnehmen und auf dem florierenden Schwarzmarkt handeln.

Hartmut Ziegler, Forstwirtschaftlichen Vereinigung Osthessen (FWV)

Wie die Forstamtsleitungen aus Hofbieber, Fulda, Burghaun und Schlüchtern, rechnet auch FWV-Chef Ziegler mit einer Zunahme der Holzdiebstähle: „Wir befürchten, dass die Diebstähle vor allem im Bereich Brennholz zunehmen, wenn die Leute Angst haben müssen, ihre Wohnungen nicht mehr beheizt zu bekommen. Klar ist aber auch, dass derjenige, der mal ein paar Brocken Holz aus dem Wald mitnimmt, nicht das Problem ist. Das Problem sind die, die mehrere Fuhren mitnehmen und auf dem florierenden Schwarzmarkt handeln“, fasst Ziegler zusammen.

Doch sollte es tatsächlich dazu kommen, dass das Phänomen der Holzdiebstähle überhand nimmt, reagieren die Forstämter wie der Leiter des Forstamts Hofbieber, Florian Wilshusen: „In Bereichen, die oft vom Holzdiebstahl betroffen sind, setzen wir Tracker ein. Das sind kleine GPS-Sender, die im Holz versteckt werden und helfen, die Diebe ausfindig zu machen“, erklärt der Hofbieberer Forstamtsleiter.

Wegen der steigenden Brennholz-Preise kommt es zu immer mehr Diebstählen. Mit dem Einsatz von batteriebetriebenen GPS-Sendern sollen gestohlene Baumstämme geortet werden. (Symbolfoto)
Wegen der steigenden Brennholz-Preise kommt es zu immer mehr Diebstählen. Mit dem Einsatz von batteriebetriebenen GPS-Sendern sollen gestohlene Baumstämme geortet werden. (Symbolfoto) © Swen Pförtner/dpa

Ab und an lieferten auch aufmerksame Waldbesucher oder Waldbesitzer wichtige Hinweise, so Wilshusen. Selbstverständlich wird jeder Fall bei der Polizei zur Anzeige gebracht. „Glücklicherweise hat die alte Weisheit ‚Im Wald ist man nie allein‘ weiterhin Bestand“, fasst Prömse-Schneider vom Forstamt Fulda zusammen.

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