„Sind Sie es wirklich?“ - Warum Volker Bouffier in der Corona-Krise auf persönliche Anrufe setzt

Corona zehrt an jedem - das gilt auch für Volker Bouffier. Der hessische Ministerpräsident greift dabei schon einmal zum Telefonhörer und ruft Menschen in Hessen an, die wegen der Pandemie Probleme haben.
Wiesbaden - Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) gibt den Corona-Kümmerer: Er bekomme viel Post von Bürgern, die ihm von ihren ganz persönlichen Schicksalen und Schwierigkeiten in der Corona-Pandemie berichteten und um Rat fragten, berichtete Bouffier im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Manchmal könne er helfen, manchmal nicht. „Dass das an einem zehrt, ist doch völlig klar, keiner ist doch aus Holz“, sagte der Regierungschef. Er könne zwar nicht jedem antworten. „Aber ich habe viele persönlich angerufen. Das war meistens Samstag- oder Sonntagabend, die fallen dann vom Stuhl und fragen ,Sind Sie es wirklich?‘“
Anruf bei Menschen in Hessen: Bouffier greift in der Corona-Krise zum Telefon
Bouffier befürchtet indes eine weitere Radikalisierung von Gegnern der Corona-Maßnahmen - auch in Hessen. „Ja, die Sorge habe ich“, sagte er. Er bekomme auch viel Post von Menschen, die ihn wegen seiner Corona-Politik beschimpften. „Ich war ja lange Innenminister und bin mit Drohungen sehr vertraut“, sagte der Ministerpräsident. Er lebe seit 23 Jahren mit Personenschutz. (Lesen Sie hier: Corona in Hessen: Weihnachtsgottesdienste laut Bouffier möglich)
Natürlich machten ihn die Drohungen „nicht fröhlich“, aber sie änderten nichts an seinen Überzeugungen, betonte Bouffier. „Diejenigen, die sich nicht impfen lassen, das sind nicht unsere Feinde - der Feind ist das Virus“, sagte er. Aber es gelte auch: „Wer sich nicht impfen lässt, trifft nicht nur eine private Entscheidung, sondern diese Entscheidung trifft viele andere Menschen.“
Corona: Bouffier befürchtet Radikalisierung
Bouffier erklärte: „Ich kann nicht Millionen von Menschen ununterbrochen mit allen möglichen Vorschriften beschränken, weil andere sich nicht impfen lassen wollten.“ Wenn nicht insgesamt das Impfniveau höher werde, dann könne der Kampf gegen die Corona-Pandemie keinen Erfolg haben. (dpa)