Warum im Haunestausee aktuell „Ebbe“ herrscht

So wie jedes Auto regelmäßig zur Inspektion muss, wird derzeit der Haunestausee bei Marbach sicherheitstechnisch überprüft, damit er bei Hochwasser voll funktionsfähig ist und die Orte im Unterlauf der Haune schützen kann. Dazu ist ein sogenannter „Teilabstau“ notwendig.
Marbach - Derzeit sieht der Haunestausee bei Marbach (Kreis Fulda) aus wie der Edersee - der größte Stausee in Hessen - bei Trockenheit. Die Uferbereiche des Haunesees sind trockengelegt, das Wasser befindet sich nur noch in der Mitte.
Fachfirmen sind aktuell damit beschäftigt, Sand- und Schlammablagerungen in den Zulaufbereichen zu beseitigen und Totholz, das auf dem Wasser treibt oder an den Böschungen liegt, herauszufischen, erklärt Edgar Schäfer, Betriebsleiter des Wasserverbandes Haune, zu dem die Landkreise Fulda und Hersfeld-Rotenburg sowie Hünfeld, Bad Hersfeld, Dipperz, Petersberg, Hofbieber, Nüsttal, Burghaun, Haunetal und Hauneck gehören. (Lesen Sie auch: Wasserverband Haune: Gemeinde Burghaun will mehr Einfluss nehmen)
Hessen: Warum im Haunestausee aktuell „Ebbe“ herrscht
Die wichtigste Funktion des Stausees ist der Hochwasserschutz. Bei Starkregen wird das Wasser im See gestaut, damit die Kommunen im Unterlauf der Haune vor Überschwemmungen geschützt werden. Die regelmäßige Inspektion dient dazu, alle wichtigen Bereiche, das Ufer, die Zuflüsse und natürlich die Staumauer mit der Ablasstechnik zu untersuchen.
Auch der Steg, der vom Wassersportverein Petersberg genutzt wird, ist bei der jetzt herrschenden „Ebbe“ saniert und der Bohlenbelag erneuert worden. Das Totholz, das sich angesammelt hat oder im See treibt, wird im Zuge der Arbeiten beseitigt. Das Gehölz könnte nämlich die hydraulischen Klappen im Staumauerbereich, die den Abfluss regeln, in Mitleidenschaft ziehen. Die gesamte 230 Meter lange und 14 Meter hohe Staumauer und die technischen Anlagen im Inneren des Bauwerks werden aktuell überprüft.
Der Haunestausee in Zahlen
Die alljährlich wiederkehrenden Überschwemmungen im Haunetal haben die betroffenen Gemeinden schon Mitte der 1950er Jahre veranlasst, auf Abhilfe zu drängen. Deshalb wurde der Bau eines Stausees vorgeschlagen. 1983 begannen die Arbeiten, 1989 erfolgte die Einweihung des Rückhaltebeckens. 32 Millionen Mark kostete es. Der See hat eine Wasserfläche von 15 Hektar. Bei Hochwasser kann eine Fläche von 75 Hektar gestaut werden.
„Wichtig ist es, die Sand- und Schlammablagerungen, die sich im Laufe der Zeit angesammelt haben, mit schwerem Gerät zu beseitigen“, erklärt Schäfer. Würde zu viel Sand in den See gelangen, so könnten die Stauleistung beeinträchtigt werden, aber auch die Ökologie des Gewässers leiden. Viele Fische, Tiere und andere Lebewesen haben dort seit der Inbetriebnahme im Jahr 1989 ihre Heimat gefunden. Er ist zu einem Biotop geworden.
Apropos Lebewesen: Da noch für die Fische genügend Wasser im See ist, mussten sie nicht umgesetzt werden. Dies wäre nur bei einem totalen Ablassen des Wassers notwendig gewesen. Dies sei zuletzt 2006 der Fall gewesen, berichtet Schäfer.
Video: Tourismus am Edersee - Mit oder ohne Wasser?
Fachleute sowie das Regierungspräsidium Kassel, die Obere Naturschutzbehörde und das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie begleiten und begutachten die Maßnahmen. Bis Ende Oktober/Anfang November werden die Arbeiten noch andauern. Dann kann wieder aufgestaut werden und der Haunesee wird wieder seinen normalen Pegelstand bekommen.