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Schwächste Honigernte seit Jahren - So erging es Imkern aus Osthessen

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Von: Bernd Götte

Imker konnten in diesem Jahr deutlich weniger Honig ernten als sonst.
Imker konnten in diesem Jahr deutlich weniger Honig ernten als sonst. (Symbolfoto) © Friso Gentsch/dpa

Das große Summen ist vorbei in diesem Jahr, die schrumpfenden Bienenvölker müssen allmählich auf den Winter vorbereitet werden. Zeit für eine Honig-Erntebilanz. Die fällt ernüchternd aus.

Wachtberg - Der Regen hat ihre Ernte vermasselt: Deutschlands Imker haben in diesem Jahr deutlich weniger Honig eingeholt als in den Vorjahren. Im Schnitt brachte es jedes Bienenvolk auf insgesamt 28,3 Kilo und damit 5,5 Kilo weniger als im Gesamtjahr 2020, wie der Deutsche Imkerbund am Dienstag in Wachtberg mitteilte. (Passend zum Thema: Stadt Fulda stellt Bienensachverständige vor - und sucht weitere)

Verglichen mit 2019 waren die Einbußen ähnlich hoch und im Vergleich zu 2018 war es sogar ein Minus von 10,5 Kilo. Die Ernte teilt sich dieses Jahr auf 15,4 Kilo Frühtracht und 12,9 Kilo Sommertracht auf – beide Werte sind sehr niedrig. „In den meisten Regionen war es ein mageres Erntejahr“, sagt Imkerbund-Präsident Torsten Ellmann.

Grund dafür war vor allem das schlechte Wetter: „Es war vielerorts zu kühl und zu nass. Die Bienen sind wenig ausgeflogen und haben die geringen Mengen an eingetragenem Nektar dringend selbst benötigt“, sagt Ellmann.

Hessen: Schlechte Honigernte in Deutschland - So erging es hiesigen Imkern

Regional gab es aber Unterschiede: Die Ernte im Norden und Osten war besser als im Süden und Westen Deutschlands. Die Erntezahlen stammen von der zweimal im Jahr durchgeführten Umfrage des Fachzentrums Bienen und Imkerei in Mayen. Der Ernte-Durchschnitt bezieht sich auf die Umfragemeldungen von Imkereien, die Honig geerntet haben.

Und wie erging es Imkern in der Region Osthessen? Kevin Klinkenberg aus Willofs (Vogelsberg) konnte dieses Jahr nur zwei Drittel der geplanten Ernte einstreichen. Im Schlitzerland sei die Frühtracht mit Raps und Blütenhonig recht ergiebig gewesen. „Der Sommer war fast ein Totalausfall“, berichtet Klinkenberg.

Wegen der Regenperiode während der Lindenblüte fiel da alles aus, und auch Waldhonig wurde kaum eingebracht. Klinkenberg setzt darauf, gezielt gute Trachtgebiete mit seinen Bienenstöcken anzusteuern. Deswegen hielten sich seine Verluste in Grenzen.

Vogelsberg und Rhön: Zwei Imker berichten

In der Rhön haben die Imker keine guten Erinnerungen an dieses Frühjahr. Der Imker Aloysius Mehler aus Hilders (Kreis Fulda) sagt: „Der Mai war kalt, da mussten wir noch bis zum 20. zufüttern.“ So sei die Frühtracht fast komplett ausgefallen. (Lesen Sie auch: Hünfelder Imker bietet hochwertigen Zuchtstoff an)

Beim Wochenmarkt in Hilders stand der 73-Jährige im Frühsommer mit leeren Händen da. Der Sommer dagegen war so ertragreich wie im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Insgesamt konnten seine Bienen nur 50 Prozent soviel Honig erzeugen wie im Vorjahr. Mehler nimmt es gelassen: „Die Natur ist halt so.“

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Viele Imker verzichteten in diesem Jahr aber auf die Ernte und ließen den Honig stattdessen im Stock, damit sich die Bienenvölker ausreichend selbst versorgen konnten. Dies geht auch aus der Umfrage des Imker-Bundes hervor. So holte im Frühjahr 2021 jeder zweite Imker in Deutschland (52 Prozent) keinen Honig ein und im Sommer etwa jeder sechste (18 Prozent). Im Vorjahr lagen die Verzichtswerte mit 11 Prozent bei der Frühtracht und 9 Prozent bei der Sommertracht deutlich niedriger.

Auf Wochenmärkten und in Verkaufsläden könnte es wesentlich weniger deutschen Honig aus diesjähriger Tracht geben als zuvor. Allerdings sind die meisten Bienenhalter Freizeitimker, die Honig für den Eigenverbrauch und als Geschenke an Freunde und Verwandte nutzen – einen Erntewert für den Honig, der im kommerziellen Verkauf landet, gibt es in der Umfrage nicht.

Boom der Imker

Imkern erlebte im vergangenen Jahrzehnt einen Boom, der bis jetzt nicht abreißt. Gab es 2009 nur noch 694 .851 Bienenvölker in Deutschland, waren es 2020 schon wieder 981.780. Grund ist unter anderem auch die zunehmende Professionalisierung der Nebenerwerbsimkerei. Weit entfernt ist man allerdings noch von den Hochzeiten des Bienenzuchtwesens, wie der Deutsche Imkerbund geschätzt hat: Anfang der 50er Jahre wurden noch über zwei Millionen Bienenvölker gehalten, und die Millionengrenze wurde erst 1997 unterschritten. 

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