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Lärm durch Autos, Bahnen und Flugzeuge: Wo es in Hessen besonders laut ist

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Von: Daniel Krenzer

Lärm durch Autos kann für einige Menschen zur Qual werden. (Symbolfoto)
Lärm durch Autos kann für einige Menschen zur Qual werden. (Symbolfoto) © annacovic/stock.adobe.com

Manche können den Lärm von Autos, Bahn und Flugzeugen im eigenen Zuhause ausblenden – andere erleiden dadurch Qualen. Wie laut es an welchem Ort werden kann, das lässt sich im Internet mit einigen wenigen Klicks nachvollziehen.

Fulda - In einer Folge der Zeichentrick-Serie „Die Simpsons“ sitzt die Familie mit von Schlaflosigkeit gezeichneten Gesichtern im Wohnzimmer, das immer wieder zu beben beginnt. Tochter Lisa stellt mit regelrecht irrsinnigem Blick fest, dass Flug Nummer soundso sich heute offenbar wieder um einige Minuten verspätet hat. Die Route der Flugzeuge, die in der fiktiven Heimatstadt Springfield starten, wurde zuvor verlegt – sie brausen nun kurz nach dem Start direkt über das Haus der Simpsons.

Wie so oft stecken in der Simpsons-Folge bei aller Überspitzung viele Wahrheiten. Verkehrslärm kann eine immense Belastung darstellen – allem voran Fluglärm. Durch Umstrukturierungen im Verkehrswesen können sich Lärmauswirkungen auf das Zuhause auch im Laufe der Zeit ändern – und das im Extremfall bis hin zur zumindest subjektiv empfundenen Unbewohnbarkeit.

Die Simpsons versuchen sich – wenn auch mit unlauteren Mitteln – auf dem politischen Weg gegen den Lärm zu wehren. Und auch im wahren Leben muss man sich nicht jede Beschallung klaglos gefallen lassen. (Lesen Sie hier: Lkw-Verkehr soll leiser werden - Gemeindevertreter fordern nachts Tempo 30 in Künzeller Turmstraße)

Hessen: Lärm durch Autos, Bahnen und Flugzeuge: Wo es besonders laut ist

Wo es im Land wie laut ist, das kartieren zum einen das Land Hessen für den Straßen- und Fluglärm sowie das Eisenbahnbundesamt für den Schienenlärm. Zuletzt im Jahr 2017 wurde für Hessen unter anderem anhand der Daten zur Verkehrsinfrastruktur, den sich darauf bewegenden Verkehrsmitteln sowie den Schall beeinflussenden baulichen und natürlichen Begebenheiten ermittelt, welche Lautstärken an welcher Stelle zu erwarten sind – und das auf wenige Meter genau.

Wer also auf der Suche nach einem neuen Zuhause ist oder wissen möchte, ob es in seinem Garten oder in dem des Nachbarn lauter ist, für den lohnt sich ein Blick in den „Lärmviewer“ des Landes. Da dieser allerdings auf ein komplexes Geoinformationssystem fußt, ist die Bedienung nicht ganz einfach.

Für die Lärmkartierung des Schienenlärms ist das Eisenbahnbundesamt zuständig. Die Anwendung, mit der die Lärmbelastung Adressen genau begutachtet werden kann, wird aktuell jedoch überarbeitet. Allerdings gibt es auf den Seiten des Bundesamtes Ausschnitte darauf für verkehrlich wichtige Ballungsräume – wie Frankfurt.

Video: Verkehrsminister Wissing will mehr Tempo 30 in Städten zulassen

Die örtlichen Lärmbelastungen sind – wie die Simpsons-Folge zeigt – nicht in Stein gemeißelt. Politische Entscheidungen und große Verkehrsprojekte können zu einer deutlich steigenden oder auch zu geringeren Lärmbelastungen führen. Zwar nicht über Nacht, wie in der Zeichentrickserie, aber durchaus unerwartet. So war und ist der Lärmschutz ein großer Streitpunkt und wichtiger Planungsbestandteil bei der Suche nach einer neuen Schnellbahntrasse zwischen Hanau und Fulda.

Während entlang der bestehenden Strecke nach dem Neubau die Lärmbelastungen vor allem nachts massiv sinken sollen, sehen sich unter anderem im Raum Schlüchtern und Kalbach Bewohner mit drohendem Schienen- und zuvor jahrelangem Baustellenlärm konfrontiert – und heißen dies alles andere als willkommen. Denn wer will schon im eigenen Wohnzimmer die Simpsons-Szene nachspielen?

Fluglärm

Osthessen ist von Fluglärm in seiner lautesten Form mangels großer Flughäfen weitestgehend verschont. Im Rhein-Main-Gebiet können die startenden und landenden Flieger rund um den Frankfurter Flughafen eine massive Belastung darstellen. In Wohngebieten nahe des Flughafens werden mitunter um die 70 Dezibel gemessen. Das ist so laut, als würde man neben einem in Betrieb befindlichen Staubsauger stehen. Eine Gegenmaßnahme ist das Nachtflugverbot von 23 bis 5 Uhr. Kampfpflugzeuge können etwa 140 Dezibel laut sein.

Schienenlärm

Als in der Blütezeit der Eisenbahn das Schienennetz ausgebaut wurde, machte sich kaum jemand Gedanken über die Lärmauswirkungen. Das ist bei Neubauprojekten anders – doch an den Bestandsstrecken ist die Lärmbelastung nach wie vor hoch. Besonders problematisch sind Bahnhöfe (Bremsgeräusche, aber auch Ansagen) und Kurven (Reibungsgeräusche der Räder). Eine Besserung stellte sich zuletzt ein, da die modernisierten Güterzüge weniger Lärm verursachen. In Städten spielen oft Straßenbahnen eine lautstarke Rolle. Umstritten: Beim Lärmschutz gelten für Schienenlärm 5 Dezibel höhere Grenzwerte („Schienenbonus“) gesetzlich als beispielsweise für den Straßenlärm.

Straßenlärm

Das dichteste Netz an Verkehrslärm kommt allerdings von der Straße. Während Autobahnen eher für ein permanentes Rauschen sorgen, hämmert innerorts oft die Kakophonie von Lkws in Schlaglöchern, gestressten Fahrern an der Hupe und bei hoher Drehzahl gefahrenen Tuning-Kisten gewaltsam auf das Trommelfell. Für Besserung sorgte zuletzt, dass Kommunen auch auf Hauptstraßen häufiger Tempo 30 durchsetzen können – und dass zunehmend Elektroautos unterwegs sind, die mehr säuseln als zu brummen.

Weiterer Lärm

Baustellen: Vorübergehend zu einer gesteigerten Lärmentwicklung führen können Baustellen – erst recht, wenn dort auch nachts gearbeitet wird. Der Gesetzgeber gibt hierfür aber strenge Regeln vor. Dass es mitunter quälend laut wird, lässt sich damit aber nicht vermeiden.

Industrie- und Gewerbelärm: Wo gehämmert wird, ertönen Geräusche. Manche Produktionen kommen nicht ohne die Verursachung von Lärm aus. Auch hier gibt es vom Umweltbundesamt klare Regeln, wie laut es wann für Mitarbeiter innen und für die Anwohner rundherum werden darf.

Naturlärm: Nicht nur der Mensch verursacht Lärm. Und nicht immer ist der Hund des Nachbarn (oder der Nachbar selbst) der „Übeltäter“. Ein rauschender Bach, im Wind wehende Bäume, ein krähender Hahn, gurrende Tauben auf dem Dach: Es gibt viele potenzielle Quellen für Lärm, die subjektiv als störend empfunden werden können. Ein Wasserfall zum Beispiel kann 110 Dezibel erreichen.

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