Zwei freiwillige zusätzliche Schulstunden je Woche sind vorgesehen. Anhand konkreter Aufgaben aus den Bereichen Ökonomie und Ökologie sollen Grundlagen wie das Programmieren oder die Funktionsweise von Algorithmen gelehrt werden. Das Fach werde zudem Themen wie Datenschutz, Cyberkriminalität und Mediennutzung aufgreifen. Das Pilotprojekt wird in Kooperation mit dem Hasso-Plattner-Institut in Potsdam durchgeführt und von der Goethe-Universität Frankfurt wissenschaftlich begleitet.
Folgende zwölf Schulen nehmen an dem Pilotprojekt im neuen Schuljahr ab September teil:
Solgrabenschule - Bad Nauheim
Brüder-Grimm-Schule - Eschwege
Adorno-Gymnasium - Frankfurt
Carl-von-Weinberg-Schule - Frankfurt
Philipp-Reis-Schule - Friedrichsdorf
Heinrich-Böll-Schule - Fürth
Prälat-Diehl-Schule - Groß-Gerau
Hohe Landesschule - Hanau
Freiherr-vom-Stein-Schule - Dauborn
Georg-August-Zinn-Schule - Kassel
Richtsbergschule - Marburg
Albert-Einstein-Schule - Schwalbach
Die Lehrkräfte werden laut Kultusministerium vor Beginn und während des Pilotprojekts fortgebildet. Der Unterricht werde nicht benotet und sei vorerst nicht versetzungsrelevant, erklärte Lorz. Nach einer Evaluation werde entschieden, ob das Fach mittelfristig im Regelunterricht eingeführt werden könnte. „Gerade, weil wir ein solch einmaliges Projekt starten, wollen wir die Inhalte von Anfang an gemeinsam mit den Schulen entwickeln – in dieser Form ist das auch ein Novum“, meinte Lorz. (Lesen Sie hier: Kompetenzzentrum Sprache und Erziehung in Petersberg feiert zehnjähriges Bestehen)
Der Leiter der Wigbertschule in Hünfeld, Markus Bente, sagt, die Idee an sich sei „klasse“, es gebe aber zwei Probleme. „Erstes Problem: die Benotung und der Stundenplan. In der fünften Klasse, in der das Fach pilotiert wird, gibt es keinen Nachmittagsunterricht, das könnte sich aber ändern. Entweder man streicht ein anderes Fach oder man bietet es nachmittags an. Wegen der hohen Belastung der Schüler wäre das aber keine gute Lösung. Zweites Problem: die Ausbildung. Schließlich bräuchte man Informatiklehrer, die es kaum gibt. Man könnte Lehrkräfte fortbilden, aber das dauert zwei Jahre. Außerdem fallen sie für den Unterricht weg.“ Zudem findet es Bente „schade und sehr ärgerlich“, dass bei der Auswahl keine osthessische Schule berücksichtigt wurde.
In anderen Bundesländern wird das Fach nicht eingeführt. Allerdings gibt es in Thüringen 20 digitale Pilotschulen, um den Einsatz digitaler Medien im Unterricht zu erproben und zu dokumentieren. Das Projekt dauert fünf Jahre.
Warum ist unter den Pilot-Schulen keine aus dem Bereich des Schulamts Fulda vertreten?
Es wurden gezielt diese zwölf Schulen durch das Kultusministerium angesprochen. Dies bedeutet aber keinesfalls, dass nicht auch Fuldaer Schulen oder Schulen in anderen Amtsbereichen sehr gute Arbeit in diesen Themenfeldern leisten oder entsprechend gut ausgestattet sind. Es wurde keine Schule aus unserem Aufsichtsbereich angefragt.
Gäbe es im Landkreis Fulda genug Kapazitäten, um das Schulfach versuchsweise einzuführen - sowohl räumlich als auch personell und technisch?
Es wäre nicht zielführend, jetzt im Sinne einer „Wir stehen bereit“-Aussage dem Ergebnis vorzugreifen und eine Einführung des Faches in Fulda zu fordern. Probleme in den genannten Punkten sind nicht vorhanden.
Es handelt sich um ein Zusatzangebot, welches an den Pilotschulen in zwei zusätzlichen Unterrichtsstunden stattfindet. Da es sich um eine Pilotierung handelt, sind die Ergebnisse der Durchführung und Evaluation abzuwarten. Danach wird entschieden werden, ob und wie das Schulfach hessenweit angeboten wird.
Für wie sinnvoll halten Sie die Einführung des neuen Schulfachs „Digitale Welt“?
Ohne jeden Zweifel erfordern die Herausforderungen der Digitalisierung eine Anpassung von Lerninhalten. Dies ist auf vielfältige Weise in den unterschiedlichen Schulfächern und Schulformen geschehen. Inwieweit das neue Schulfach hier zusätzliche positive Akzente setzen kann, wird der Pilotversuch zeigen.
Ich bewerte es äußerst positiv, dass dies nun erprobt wird, die Inhalte gemeinsam mit den Schulen entwickelt werden und es passgenaue Fortbildungen für die Lehrkräfte geben wird.
Welche Lehrer kommen Ihrer Meinung nach für infrage - nur Mathematik- und Informatiklehrer oder auch andere?
Die Lehrkräfte werden vor Beginn und während des Pilotprojekts entsprechend fortgebildet. Weiterhin haben sie die Möglichkeit, an der Weiterentwicklung der Unterrichtsinhalte mitzuarbeiten.