1. Fuldaer Zeitung
  2. Fulda

„Katastrophe für die Lehrkräfte“: Schulleiter in Osthessen sehen Abiturprüfungen nach Ostern kritisch

Erstellt:

Von: Leon Weiser

Der Terminplan in Hessens Schulen ist so eng getaktet wie selten zuvor. Denn das Abitur wird erst nach den Osterferien geschrieben. Die Schüler können sich dadurch zwar besser und länger vorbereiten, aber die Belastung der Lehrer wächst.

Fulda - Bis zum Jahr 2021 war für fast alle Abiturientinnen und Abiturienten in Hessen der Zeitplan klar, da sie die schriftlichen Prüfungen vor den Osterferien geschrieben haben, so dass die Ferien zur Vorbereitung auf die mündlichen Prüfungen zur Verfügung standen. Im Anschluss war noch Schulunterricht, ehe der volle Fokus auf die mündlichen und die Präsentationsprüfungen gelegt wurde.

Abitur nach Ostern: Schulleiter spricht von „Katastrophe“

Seit 2021 stehen die schriftlichen und mündlichen Prüfungen erst nach den Ferien an. Die Entscheidung, die Prüfungen nach hinten zu legen, fiel mit Blick auf die Vereinheitlichung des bundesweiten Abiturs. Die Änderung sorgt für Unmut bei den Schulleitern im Kreis Fulda.

„Für die Schülerinnen und Schüler ist das ein Vorteil. Sie haben die Osterferien dazugewonnen und können sich intensiver vorbereiten“, erklärt Markus Bente, Schulleiter der Wigbertschule in Hünfeld. Ähnlich sieht es Steffen Flicker, Schulleiter des Marianums in Fulda.

Für die Lehrkräfte ist diese Umstellung hingegen eine zusätzliche Belastung. Teilweise liegen zwischen der letzten Abiturprüfung (Politik und Wirtschaft) und der Übergabe der korrigierten Klausur an die Zweitkorrektoren nämlich nur zehn Tage. Dieser Zeitraum ist vor allem für Klausuren in Geisteswissenschaften und Fremdsprachen sehr kurz, weil die Schüler in diesen Fächern viel schreiben.

„Das ist eine Katastrophe für die Lehrkräfte. Vor dieser Regelung konnte man schon vor den Ferien mit den Korrekturen beginnen. Und die Ferien standen ebenfalls zur Verfügung“, erklärt Bente. Es sei möglich gewesen, an einem Tag ohne Unterricht zwei bis drei Klausuren zu korrigieren – Zeit, die in den Ferien gut genutzt werden konnte. „Teilweise wurden die Prüfungen schon in den Ferien an die Zweitkorrektoren übergeben. Das ist jetzt nicht möglich“, sagt Flicker. Bundeseinheitliche Pläne, wie man die Lehrer wegen des engen Zeitplans entlasten könnte, gibt es bislang noch nicht.

Weniger Unterricht nach den Ferien: Wigbertschule führt Korrekturtage ein

An der Wigbertschule allerdings wird nach den Ferien Unterricht ausfallen, um sogenannte Korrekturtage einzuführen, wie es Bente erklärt. „Es geht nicht anders, weil wir den Lehrkräften nicht zumuten können, dass sie bis spät in die Nacht arbeiten“, warnt Bente. Daher würde er es befürworten, wenn es einheitliche Regelungen für alle Schulen geben würde. Aktuell sind die Lehrer von den Schulleitungen abhängig, die entscheiden, ob, wann und wie oft solche Korrekturtage stattfinden.

Das Kultusministerium erklärt indes auf Nachfrage unserer Zeitung, dass „die Schulen gut mit der Umstellung zurechtkommen – die Schülerinnen und Schüler ebenso. Beispielsweise kann die Zeit der Osterferien noch zur Vorbereitung für die schriftlichen Abiturprüfungen genutzt werden.“ Zur Belastung der Lehrkräfte und zu generellen Vor- und Nachteilen der Regelungen äußert es sich nicht.

Das Abitur wird diesmal erst nach den Osterferien geschrieben. Die Schüler können sich dadurch länger vorbereiten, aber die Belastung der Lehrer wächst.
Das Abitur wird seit 2021 erst nach den Osterferien geschrieben. Die Schüler können sich dadurch länger vorbereiten, aber die Belastung der Lehrer wächst. © Sebastian Gollnow/dpa

Ob sich das Modell in Zukunft ändert? Sowohl Flicker als auch Bente bezweifeln dies. „Mit Blick auf die Bundesebene wird diese Regelung bleiben – mit ihren Vor- und Nachteilen“, hebt Flicker hervor. In den vergangenen Jahren hat es zwar geklappt, die Prüfungen wurden rechtzeitig korrigiert, dennoch würden sich beide Schulleiter klare Regeln vom Land wünschen, das an den Schulen beispielsweise feste Korrekturtage einrichtet. „Es ist eine extrem harte Zeit, bisher hat es aber immer geklappt, und es wird wieder klappen“, zeigt sich der Hünfelder Schulleiter Markus Bente zuversichtlich.

Schüler begrüßen Abitur nach Ostern - wünschen sich aber dünnere Lehrpläne

Und was sagen die Schüler zu dem Abitur nach Ostern? „Wir Schüler begrüßen es natürlich, dass wir mehr Zeit für das Lernen haben“, Stadtschulsprecher Finn-Luca Möller. Der Schüler vom Marianum sieht es als Problem an, dass die Lehrpläne mit Themen vollgepackt sind, da es zu viel Stoff, aber zu wenig Zeit gibt. „Man sollte auf Qualität, statt Quantität setzten.“

Die kürzere Lernphase zwischen schriftlichen und mündlichen Prüfungen sei aber machbar. „Es war ein wichtiger Schritt, die Prüfungen zu verlegen, da man sich nun besser fokussieren und konzentrieren kann. Die Belastung für die Lehrer steigt aber natürlich“, so Möller.

Auch zur Debatte, ob Jogginghosen in Schulen angebracht sind, haben sich die Schulleiter in Osthessen kürzlich geäußert.

Auch interessant