Die Situation sei aber schlimmer gewesen als erwartet. Seine Frau habe unter anderem die Nahrungsaufnahme verweigert, ihm Essen aus der Hand geschlagen und Tabletten wieder ausgespuckt. Sie habe ihn beschimpft, ihre Windeln zerrissen, Kathederbeutel und Bettzeug weggeschmissen, schilderte der Mann. Schlaf sei nur stundenweise möglich gewesen. Das alles habe ihm aber nichts ausgemacht, betonte der einstige Busfahrer. „Das habe ich aus Liebe gemacht.“
Unerträglich sei allerdings gewesen, dass seine Frau Tag und Nacht gesagt habe, sie wolle zu ihrer Mutter und der gemeinsame Hund komme mit. „Da ist mir irgendwie die Sicherung durchgeknallt.“ Am Abend der Tat habe sie wieder damit angefangen. Da habe er ihr ein Kissen auf das Gesicht gedrückt und sie erstickt. Anschließend habe er den Hund mit einer Plastiktüte erstickt und ihn zu seiner Frau ins Bett gelegt. „Er war ihr Ein und Alles.“
Er habe seine tote Frau noch einmal in den Arm genommen und sie geküsst, so der Angeklagte. „Ich habe zu ihr gesagt: Mäuschen, jetzt bist du bei deiner Mama.“ Dann habe er ein Messer aus der Küche geholt und versucht, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Das Messer sei aber zu stumpf gewesen. Er habe sich daher vier oder sechs Ampullen Insulin seiner Frau gespritzt. Das alles sei spontan passiert.
Eine Mitarbeiterin eines Pflegedienstes, der sich zweimal täglich um die medizinische Versorgung der Frau gekümmert hatte, versuchte am nächsten Tag mehrmals vergeblich, den Angeklagten zu erreichen. Am Abend verständigte sie die Polizei.
Die Beamten fanden die leblose Frau und den Mann, der gerettet werden konnte. Bereits im Krankenhaus habe er die Tat gestanden, berichteten zwei Kriminalpolizisten vor Gericht. Vernehmungen im familiären Umfeld hätten ergeben, dass der Angeklagte immer sehr ruhig und liebevoll im Umgang mit seiner Frau gewesen sei.
„Ich weiß nicht, was ich machen soll ohne sie“, sagte der 71-Jährige gestern unter Tränen. Seine Frau und er seien seit 50 Jahren ein Paar gewesen. Er habe einen Fehler gemacht, für den er jetzt bestraft werde. Für den Prozess sind nach Angaben des Gerichts drei weitere Verhandlungstage vorgesehen, ein Urteil könnte demnach am 9. Mai fallen.