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Kosten für Tierarzt-Besuch deutlich gestiegen: Verbände befürchten schlimme Folgen

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Katzen im Alter
Der Arztbesuch für Tierhalter ist durch eine neue Gebührenordnung deutlich teurer geworden. © Ina Fassbender/dpa-tmn

Futter und Energie sind schon teuer, nun sind Tierhalter auch noch mit einer neuen Gebührenordnung für Arztbesuche konfrontiert. Befürchtet werden schlimme Folgen, auch für Tierheime und Landwirte.

Frankfurt/Main - Mehr als 50 Euro für die Erstversorgung einer verletzten Hundepfote: Eine neue Gebührenordnung für Tierärzte verteuert viele Behandlungen deutlich. Die Kosten für die Pfotenbehandlung hätten sich damit mehr als verdoppelt, teilte der Landestierschutzverband in Hessen am Mittwoch mit. In Summe werde eine wahre Kostenexplosion ausgelöst. Möglicherweise würden viele kranke Hunde, Katzen, Vögel oder Nagetiere künftig nicht mehr in die Praxis gebracht, sondern an ihnen werde aus Geldmangel „herumgedoktert“ oder sie würden gar ausgesetzt oder eingeschläfert. Auch die Lage der Tierheime verschlechtere sich damit weiter, erklärte der Verband.

Hessen: Tierarzt-Besuch wird teurer - Verbände befürchten schlimme Folgen

Die neue Gebührenordnung ist am Dienstag (22. November) in Kraft getreten. Tierärztinnen und Tierärzte hätten natürlich ein Anrecht auf angemessene Entlohnung, erklärte der Landestierschutzverband. Doch da sich bereits eine zurückgehende Auftragslage in den Praxen abzeichne, sei die Frage, ob die Rechnung des Gesetzgebers aufgehe, der mit den neuen Gebühren langfristig ein flächendeckendes Netz von Praxen, Kliniken und Notdiensten aufrechterhalten wolle.

Als unsere Zeitung Ende September diesen Jahres zum ersten Mal über die geplante Erhöhung der Tierarztkosten berichtete, hatte sich der Tierarzt Dr. Wolfgang Lauber aus Fulda für die neue Gebührenordnung ausgesprochen: „Die letzte Gebührenordnung ist schon lange her. Es ist gerechtfertigt, dass man jetzt eine Anpassung macht.“ Zudem seien auch die Medikamente teurer geworden.

Große Sorgen bereite dem Tierschutzverband auch die Lage der Tierheime. Die höheren Kosten könnten für einzelne Einrichtungen einen zusätzlichen Sargnagel darstellen, die ohnehin mit den Folgen des höheren Mindestlohns, steigender Preise und sinkender Spendenbereitschaft kämpften, teilte der Verband mit. Zudem gebe es große Unsicherheiten, wie Betreuungsverträge mit Tierärzten künftig aussehen müssten.

Neue Gebührenordnung für Tierärzte

Die neue Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte (GOT) gilt seit diesem Dienstag (22. November). Sie legt die Gebührensätze bundesweit einheitlich fest. Wer mit seinem Hund, seiner Katze oder seinem Goldhamster zum Tierarzt geht, muss nun mit deutlich höheren Kosten rechnen. Für eine allgemeine Untersuchung von Hunden oder Katzen sind nun 23,62 Euro fällig. Bislang mussten Halter 13,47 Euro für die Untersuchung ihres Hundes zahlen und 8,98 Euro für ihre Katze. Auch operative Eingriffe sind teurer. Die neue GOT soll die Wirtschaftlichkeit der Praxen angesichts gestiegener Kosten sichern.

Es sei ein Run auf die Tierheime zu befürchten. „Wird die Aufnahme dort abgelehnt, werden sicher einige Halter ihre Tiere aussetzen. Dann landen sie als vermeintliche Fundtiere im Tierheim“, heißt es von dem Verband. (Lesen Sie hier: Immer mehr „Problem-Hunde“? Tierheime beobachten beunruhigenden Trend)

Auch das Tierheim „Wau-Mau-Insel“ in Kassel rechnet mit deutlich höheren Ausgaben. Schon allein die höheren Energiepreise zwängen zum Sparen, sagte Leiter Karsten Plücker. Die Heizung sei heruntergefahren und die Hunde müssten sich nachts mit geschlossenen Klappen abfinden, um Energie zu sparen. Auch wenn jemand beispielsweise Decken spenden wolle, müsse man nun überlegen, ob man diese angesichts der hohen Treibstoffkosten überhaupt abholen könne.

Video: Hund und Katze: Auch der Besuch beim Tierarzt wird teurer

Hinzu kämen nun die höheren Arztkosten. Schon seit deren Ankündigung häuften sich die Anfragen von Haltern kranker Tiere nach Unterstützung. „Wir befürchten, dass die Menschen nicht mehr zum Tierarzt gehen“, sagte Plücker.

Besonders wichtig sei nun, dass weiter gespendet werde. Ein Großteil der Spenden komme rund um Weihnachten, wenn die Menschen absehen könnten, dass sie zum Jahresende etwas übrig hätten. In diesem Jahr stelle er sich allerdings auf weniger Spenden ein, sagte Plücker.

Scharfe Kritik an den höheren Arztgebühren kommt auch vom hessischen Bauernverband: Die erneute deutliche Anhebung sei nicht akzeptabel und werde dazu führen, dass einige Bauern sich eine tierärztliche Versorgung kaum mehr leisten könnten. Wegen der aktuellen Kostenexplosionen in der Landwirtschaft gerieten gerade die Nutztierhalter zusätzlich unter Druck. Der Verband sprach von Erhöhungen bis zu 60 Prozent. Dies zeige, wie wichtig Bestandsbetreuungsverträge seien, bei denen Tierärzte von der Gebührenordnung abweichende Gebührensätze berechnen. (dpa)

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