Trockenster Sommer in Hessen seit Beobachtungsbeginn: Langfristige Folgen für das Grundwasser

Grundwasser, Bodenfeuchte, Flüsse, Staudämme: Hessen hat durch den dritten niederschlagsarmen Sommer weiter an Wasser verloren. Jetzt beginnt die Aufholjagd.
Wiesbaden - Der trockene Sommer 2022 hat langfristige Folgen für das Grundwasser. Der Niederschlagsmangel habe zu „deutlich sinkenden Grundwasserständen“ geführt, berichtete das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) am Donnerstag in Wiesbaden. Im Herbst habe der Regen zwar etwas Linderung gebracht, aber „trotz dieser leichten Entspannung kann für das Grundwasser noch nicht von einer nachhaltigen Erholung gesprochen werden.“
Hessen: Trockenster Sommer hat langfristige Folgen für das Grundwasser
„Das für diese Jahreszeit übliche Grundwasserstandsniveau wird weiterhin an vielen Messstellen deutlich unterschritten“, lautet die Bilanz. In den letzten beiden Monaten sei die Bodenfeuchte aber gestiegen. Damit herrschen dem Amt zufolge immerhin günstige Randbedingungen, dass sich neues Grundwasser bildet. Ein nasses Winterhalbjahr „könnte das bestehende Defizit im Grundwasser zwar nicht vollständig ausgleichen, aber zumindest deutlich verringern.“
Der Sommer 2022 war laut Deutschem Wetterdienst in Hessen der zweitwärmste und der trockenste seit Beobachtungsbeginn. „Das hat es auch früher vereinzelt gegeben, aber wir hatten nun in vier Jahren drei Dürre-Sommer in Hessen“, sagte HLNUG-Präsident Thomas Schmid. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass solche heißen und trockenen Phasen im Zuge des Klimawandels häufiger werden.“
Sommer 2022 zu warm und zu trocken
Der Sommer 2022 ist in Hessen der zweitwärmste und der trockenste seit Beobachtungsbeginn gewesen. Mit 56 Sommertagen über 25 Grad und nur 87 Millimeter Niederschlag setzte er Rekorde.
Zwischen Mai und Oktober waren fünf von sechs Monaten zu warm. Nur im September lagen die Temperaturen im durchschnittlichen Bereich. Mit 16,5 Grad betrug der Mittelwert in diesem Zeitraum 1,8 Grad mehr als der Mittelwert der Referenzperiode 1991-2020 für diesen Zeitraum.
Von Mai bis August lag der Niederschlag weit unter dem Durchschnitt. Erst im September regnete es wieder mehr, hier fiel sogar mehr als das Doppelte der mittleren Niederschlagsmenge. Auch im Oktober fielen leicht überdurchschnittliche Regenmengen. Mit 313 Millimetern fielen 91 Millimeter weniger Regen als im langjährigen Mittel 1991-2020.
Nicht nur das Grundwasser, auch die Oberflächengewässer litten unter den Folgen der Dürre. Im Mai führten die Gewässer laut HLNUG nur zwei Drittel der sonst üblichen Wassermengen. Bis August wurde das Wasser immer weniger. Durch den Regen im September ging das Niedrigwasser zwar zurück, aber die Wassermenge blieb zu niedrig. (Lesen Sie hier: Schwarzes Moor trocknet aus: Großeinsatz für Wiederbelebung notwendig)
Bilder vom fast leeren Edersee hatten im Sommer für Aufsehen gesorgt. Ende Oktober war die Edertalsperre laut HLNUG wieder zu 19 Prozent gefüllt. Der Füllstand hängt allerdings nicht nur vom Niederschlag, sondern auch von der Talsperrensteuerung ab.
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Die HLNUG-Daten zeigen zudem, dass die Wasserversorgung der Böden in allen Tiefen zu Beginn des Sommers gut war. Durch die Trockenheit kam es dann aber „vielfach zu starkem Trockenstress, der sich im Laufe des Sommers auch bis in die Unterböden ausbreitete“, wie das Amt berichtete. Auch hier entspannte sich die Situation im Herbst.
Trockene Böden können zu Setzungsschäden führen. „Bei weiteren Trockenjahren ist gerade in Regionen, in denen diese setzungsempfindlichen Bodenschichten auftreten, vermehrt mit Schäden an der Bebauung infolge von Setzungen zu rechnen“, warnt das Amt.
„Die Klimakrise verändert Hessen wie wir es kennen“, sagte Umweltministerin Priska Hinz (Grüne). Das habe Einfluss auf den Wald, die Gewässer und auch auf die Gesundheit der Menschen. Das Land treibe den Klimaschutz mit dem Klimagesetz und der Weiterentwicklung des Klimaplans voran. Hessen klimaneutral zu machen, sei „das Gebot der Stunde“. (dpa)