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Wolfspopulation in Hessen wächst - aktuell zehn erwachsene sesshafte Tiere nachgewiesen

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Von: Sebastian Reichert

Die Wolfspopulation in Hessen wächst langsam, aber stetig. Derzeit seien zehn erwachsene sesshafte Tiere nachgewiesen. Gleichzeitig sei die Anzahl der bestätigten Nutztiere-Risse gesunken.

Wiesbaden - Das teilte das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) am Mittwoch in Wiesbaden mit. Im Frühjahr 2020 hatte sich die erste Wölfin fest in Hessen niedergelassen. Obwohl es mehr Wölfe gebe, sei die Zahl der bestätigten gerissenen Nutztiere in den vergangenen Jahren gesunken.

„Hessens Wölfe jagen offenkundig fast ausschließlich Wild“, hieß es wörtlich in der Pressemitteilung. In 18 Fällen habe im zurückliegenden Beobachtungszeitraum 2021/2022 (1. Mai bis 30. April) genetisch bestätigt werden können, dass ein Wolf ein Tier gerissen hat.

Wölfe in Hessen: Mehr Tiere, weniger bestätigte Nutztierrisse 

Darunter seien zum Stand 30. April 2022 zwei Fälle bei Nutztieren. „Dabei wurden insgesamt vier Schafe getötet, fünf weitere gelten als verschollen“, teilte das Wolfszentrum mit. Zum Vergleich: Im Monitoringjahr 2019/20 waren zwölf Nutztier-Risse verzeichnet worden, 2020/21 sieben.

In Hessen gab es im Beobachtungszeitraum 2021/2022 sieben Wolfsterritorien, darunter ein Rudel mit zwei Elterntieren und mindestens drei Welpen bei Rüdesheim im Rheingau. Zudem seien zwei sesshafte Wolfspaare nachgewiesen worden - bei Wildflecken in der Rhön und bei Ludwigsau im Kreis Hersfeld-Rotenburg.

Das Territorium in der Rhön gilt den Angaben zufolge als länderübergreifend zwischen Hessen und Bayern. Der Rüde des Rhöner Wolfspaares, der wohl aus einem niedersächsischen Rudel stammt, war erstmals im Mai 2021 bei Hosenfeld im Landkreis Fulda nachgewiesen worden.

Darüber hinaus gab es vier sesshafte Einzelwölfe: Ihre Territorien lagen im Vogelsberg, im nordhessischen Stölzinger Gebirge, in der Rhön länderübergreifend mit Thüringen und Bayern und im Odenwald länderübergreifend mit Baden-Württemberg.

Wie hier in der Döberitzer Heide in Brandenburg hat sich auch schon Rudel Wölfe in Hessen angesiedelt.
Wie hier in der Döberitzer Heide in Brandenburg hat sich auch schon Rudel Wölfe in Hessen angesiedelt. © Ingolf König-Jablonski/dpa

Insgesamt gab es damit den Angaben zufolge im vergangenen Monitoringjahr in Hessen zehn erwachsene sesshafte Einzeltiere und mindestens drei Wolfswelpen. Daneben könne es jederzeit durchziehende Tiere geben. Im Februar 2021 hatte beispielsweise ein junger Wolf für Aufsehen gesorgt, weil er mitten durch Homberg/Ohm im Vogelsbergkreis gelaufen und von einer Anwohnerin gefilmt worden war.

Im vergangenen Monitoringjahr gingen 624 Meldungen bei den Experten ein. Dazu gehören Sichtungen, Fotos, Videos und genetische Nachweise etwa an gerissenen Tieren. Bei mehr als 240 dieser Meldungen handelt es sich gesichert um einen Wolf. Zum Vergleich: 2021/22 gingen 414 Meldungen ein. 2019/20 waren es 300.

Territorium im Vogelsberg erlöscht wieder - kein neuer genetischer Nachweis

Laut HLNUG würde ein Wolfsterritorium als ein solcher wieder erlöschen, wenn es über ein Jahr lang keinen genetischen Nachweis des dort sesshaften Wolfes mehr gab. „Dann ist davon auszugehen, dass sich das betreffende Tier nicht mehr dort aufhält. Dieser Fall ist nun für das Territorium im Vogelsberg eingetreten, da bisher für den Berichtszeitraum kein genetischer Nachweis erbracht wurde.“

Die Wolfspopulation in Hessen wächst. Derzeit seien zehn erwachsene sesshafte Tiere nachgewiesen. Die Anzahl der bestätigten Nutztiere-Risse sei hingegen gesunken.
Die Wolfspopulation in Hessen wächst. Derzeit seien zehn erwachsene sesshafte Tiere nachgewiesen. Die Anzahl der bestätigten Nutztiere-Risse sei hingegen gesunken. © Boris Roessler/dpa, Tabelle: HLNUG

Zuständig für das Wolfsmonitoring in Hessen ist das Wolfszentrum Hessen (WZH) beim Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG).  Hinweise auf Wölfe können per E-Mail über das Wolfspostfach an wolf@hlnug.hessen.de oder telefonisch unter der Nummer (0641) 20009522 an das WZH gemeldet werden.

Alternativ könne bei Nutztierschäden mit Verdacht auf Wolfsbeteiligung auch direkt auf das Netz der ehrenamtlichen Wolfsberaterinnen und Wolfsberater zurückgegriffen werden. Die Liste mit Kontakten findet sich im Internet unter hlnug.de/wolf. (sar, mit dpa-Material) 

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