Beleidigungen und Gewalt - Mehr Sicherheit für Zugbegleiter bei Corona-Kontrollen gefordert

Seit rund zwei Monaten gilt die 3G-Regel in öffentlichen Verkehrsmitteln. Nur ein geringer Prozentsatz fahre ohne die Nachweise mit, heißt es bei den Unternehmen. Die Eisenbahn-und Verkehrsgewerkschaft schildert Fälle von Übergriffen auf Mitarbeiter bei Corona-Kontrollen.
Kassel/Frankfurt - Beleidigungen und Gewalt: Kontrollen der Corona-Regeln wie Maskenpflicht und 3G in öffentlichen Verkehrsmitteln bergen Eskalationsgefahr. „Die Kollegen werden angegangen, bedroht und geschubst“, sagte der Leiter der Kasseler Geschäftsstelle der Eisenbahn-und Verkehrsgewerkschaft (EVG) Andreas Güth.
Die Kontrollen dürften nicht Zugbegleiterinnen und Zugbegleitern allein überlassen werden, sondern müssten in Begleitung von Sicherheitsdiensten oder der Polizei erfolgen. „Das ist ein Gefahrenpotenzial, für das sind die Beschäftigten nicht ausgebildet“, sagte Güth.
Hessen: Mehr Sicherheit für Zugbegleiter bei Corona-Kontrollen gefordert
Seit 24. November und damit rund zwei Monaten dürfen nur Geimpfte, Genesene oder Getestete mit Bussen und Bahnen fahren. Fahrgäste ohne die erforderlichen Nachweise müssen in Hessen 100 Euro Bußgeld zahlen - zudem müssen sie das Fahrzeug verlassen. Die allermeisten Fahrgäste hielten sich an die Regeln, doch einige Fälle eskalierten, sagte Güth: „Das ist ein hohes Gewaltpotenzial von ganz wenigen.“ Schon vor der Corona-Pandemie sei Gewaltbereitschaft da gewesen - Maskenpflicht und 3G hätten dies noch gesteigert.
Güth schilderte einen Fall aus Hessen, bei dem ein Zugführer von einer Zugbegleiterin wegen einer eskalierenden Situation im Zusammenhang mit Corona-Regeln zu Hilfe gerufen und zusammengeschlagen worden sei. „Ein einzelner Übergriff, ist bereits ein Übergriff zu viel“, heißt es in einer gemeinsamen Resolution der EVG mit der Gewerkschaft Verdi.
Anfang Januar berichtete die Polizei vom Fall einer 55-jährigen Zugbegleiterin, die zwischen Fulda und Flieden in Osthessen von einem Fahrgast geschubst und geschlagen worden sei, der keinen Mund-Nase-Schutz trug. Vergangene Woche leitete die Bundespolizei Kassel ein Strafverfahren gegen einen 42-Jährigen ein, der in einem ICE eine Beamtin bespuckt hatte. Er trug demnach keine Maske und hatte weder Fahrschein noch Ausweis.
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) erklärte, man gehe dabei von Einzelfällen aus: „Dieselben Erfahrungen haben wir auch schon bei der Einführung der Maskenpflicht festgestellt. Nach anfänglich gehäuften Verstößen, die aber auch zum Teil an unklaren Regeln oder fehlender Information lagen, hat sich das Ganze inzwischen reguliert und verläuft weitgehend geräuschlos“, teilte ein Sprecher mit.
Video: 3G-Regel: Bundespolizei setzt mehr als 350 Fahrgäste vor die Tür
Im Regionalverkehr der Deutschen Bahn darf die 3G-Regel nur zu zweit kontrolliert werden, wie ein Sprecher von DB Regio sagte. Neben Zugbegleitern würden dazu auch Sicherheitskräfte eingesetzt. Die Kontrollen erfolgten stichprobenartig. Nur ein geringer Anteil der Fahrgäste könne die erforderlichen Nachweise dabei nicht vorzeigen - weniger als 1,5 Prozent. Konfliktfälle seien die Ausnahme.
Die Hessische Landesbahn (HLB) lässt die 3G-Regel von Prüfteams kontrollieren - sowohl an Stationen als auch in den Zügen. Weniger als fünf Prozent betrage der Anteil der Fahrgäste, die gegen Maskenpflicht oder 3G verstießen. Im Frankfurter Nahverkehr werde 3G nur in Zusammenarbeit mit Ordnungsamt oder Landespolizei überprüft, erklärte die Verkehrsgesellschaft traffiQ. Ein Anteil im niedrigen einstelligen Prozentbereich fahre ohne Test oder Impfung mit. Zu nennenswertem Widerstand oder Zwischenfällen sei es bislang nicht gekommen.
Im Bereich des Nordhessischen Verkehrsverbunds (NVV) sind täglich neun bis zehn Teams einer Sicherheitsfirma im Einsatz. „Wöchentlich werden so zwischen 11.000 und 12.000 Personen kontrolliert. Davon haben zwei bis drei Prozent die notwendigen Zertifikate nicht dabei“, erklärte Sprecherin Sabine Herms. Bis auf ganz wenige Einzelfälle hätten diese Fahrgäste nach Aufforderung das Fahrzeug sofort verlassen. (dpa)