40-Grad-Temperaturen erreichen Hessen - Meteorologe kritisiert DWD wegen später Hitzewarnung

Diese Woche wird in Hessen eine Hitzewelle erwartet. Ihren Höhepunkt erreicht sie nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Dienstag. Kritik gab es, dass der DWD erst am Montagvormittag eine Hitzewarnung herausgegeben hat.
Update vom 18. Juli 2022, 11.21 Uhr: Gegen 10 Uhr gab der Deutsche Wetterdienst eine Hitzewarnung für Dienstag (19. Juli 2022) heraus. Die „Warnung vor starker Wärmebelastung“ betrifft auch Hessen, inklusive des Landkreises Fulda, des Vogelsbergkreises und des Main-Kinzig-Kreises. Für Fulda heißt es beispielsweise, dass bis zu einer Höhe von 600 Metern vor starker Wärmebelastung gewarnt wird.
Gewarnt wird vom DWD vor der Hitze auch in den Nachbarregionen von Fulda - in Osthessen im Landkreis Hersfeld-Rotenburg, aber auch in Bayern in Unterfranken, in Thüringen im Wartburgkreis und im Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Die Warnung gilt Dienstag (19. Juli 2022) von 11 bis 19 Uhr.
Deutscher Wetterdienst gibt Hitzewarnung heraus - „mittags nicht ins Freie gehen“
„Besonders bei gefährdeten Personen, wie älteren und pflegebedürftigen Menschen, Schwangeren aber auch Säuglingen und Kleinkindern, erfordert Hitze ein angepasstes Verhalten“, warnt das Sozialministerium. „Wenn für Sie ungewöhnliche Gesundheitsprobleme auftreten, kontaktieren Sie einen Arzt.“
Die Experten raten, mindestens zwei Liter pro Tag zu trinken - am besten Wasser. „Essen Sie leichte Kost. Auch der Ausgleich der ausgeschwitzten Minerale ist wichtig. Leicht salzige Kost ist hier hilfreich.“ Während der heißesten Tageszeit am Mittag und am Nachmittag sollte man nicht ins Freie gehen und körperlich anstrengende Aktivitäten vermeiden.
„Verlegen Sie Ihre Aktivitäten - wie Spazierengehen, Einkaufen - in die frühen Morgen- und Abendstunden.“ Der Main-Kinzig-Kreis wies daraufhin, dass zu den Risikogruppen neben ältere Menschen und chronisch Kranken auch Menschen mit Gedächtnis- und Orientierungsstörungen, Säuglinge und Kleinkinder, Obdachlose sowie Schwangere gehören.
„Wer sich alleine im Leben nicht gut zurechtfindet, muss ans Trinken erinnert werden“, erläutert Dr. Wolfgang Lenz, Leiter des Amts für Gesundheit und Gefahrenabwehr. Ein hitzebedingter Tod ist besonders für ältere Menschen ein Risiko. „Mit Grund dafür ist, dass im Alter das Durstgefühl abnimmt, daher trinkt man zu wenig und dehydriert schneller.“
Der Deutsche Wetterdienst bittet, besonders auf Ältere und Kranke zu achten.
Die Fähigkeit zu Schwitzen sinke, der Organismus passe sich nur schwer hohen Temperaturen an und sei extrem belastet. Laut Statistischem Bundesamt starben im Jahr 2020 mehr als acht Mal so viele Menschen an Flüssigkeitsmangel wie 20 Jahre zuvor. Eine weitere problematische Folge hoher Sommertemperaturen sei der Sommersmog.
„Wegen hoher Ozonwerte und Feinstaubkonzentration kann es zu Schleimhautreizungen und Entzündungsreaktionen der Atemwege kommen. Das Herz-Kreislauf-System ist stark belastet und man fühlt sich geschwächt“, betont Dr. Lenz. Daher leiden Städter oft stärker unter der Hitze als Bürger, die von mehr Natur umgeben sind.

Zukünftig ist aufgrund des Klimawandels mit einer Zunahme der Hitzewellen zu rechnen, Bis 2050 rechnet das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit mit einer Erwärmung der durchschnittlichen Jahrestemperatur innerhalb Deutschlands um 0,5 bis 1,5 Grad. Laut Deutschem Wetterdienst hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten die Zahl der Hitzetage verdreifacht. Zu den extremsten Hitzewellen gehören die Sommer der Jahre 2003, 2006, 2013, 2015 und 2018.
Erstmeldung vom 18. Juli 2022, Uhr: 7.53 Uhr: Fulda/Offenbach - Der Montag startet den Angaben der Wetter-Experten zufolge teils mit lockerer Bewölkung, zum Nachmittag wird es dann sonnig. Bei Höchstwerten zwischen 32 und 36 Grad und 27 Grad in Hochlagen bleibt es trocken (lesen Sie auch hier: Hitzewelle im Anmarsch - diese Tipps sorgen für eine kühle Wohnung).
Der Grund für die erwartetet Hitze ist, dass ein Hoch mit Schwerpunkt über Mitteleuropa zunehmend heiße Luft aus Südwesten nach Hessen führt. In der Nacht zum Dienstag liegen die Tiefstwerte bei 19 bis 15 Grad (in Tallagen des Berglandes örtlich um 9 Grad), in Ballungsgebieten und im mittleren Bergland bei 20 Grad.
Fulda: 40 Grad in Hessen - Experte kritisiert DWD wegen fehlender Hitzewarnung
Am Dienstag wird es laut Wetterbericht sehr heiß. Die Höchsttemperaturen steigen auf 35 bis 39 Grad. Im Rhein-Main-Gebiet und an der Bergstraße könnten lokal auch 40 Grad erreicht werden, in Hochlagen bis zu 31 Grad. Es wird sonnig und trocken. In der Region werden nach Temperaturen von knapp über 30 Grad am Montag tags darauf Werte von bis zu 36 Grad erwartet.
Erst ab Mittwoch oder Donnerstag könnte es einzelne Gewitter geben. In der Nacht zum Mittwoch bleibt es mild, im Süden liegen die Tiefstwerte zwischen 23 und 18 Grad, im Norden zwischen 19 und 14 Grad. Am Mittwoch wird es laut den DWD-Experten wechselnd bewölkt.

Von Westen sind einzelne Schauer oder Gewitter möglich - lokal teils kräftig mit Starkregen und Sturmböen, hieß es. Die Höchstwerte liegen zwischen 29 und 34 Grad (lesen Sie auch hier: Süß – und immer teurer: Eisdielen klagen über steigende Einkaufs- und Energiekosten).
Diplom-Meteorologe Dominik Jung vom Wetterportal wetter.net kritisiert den DWD: „Beim Deutschen Wetterdienst ist aktuell (18. Juli 2022, 7 Uhr) noch keine Hitzewarnung zu sehen. Wir hoffen, dass das bald geändert wird. Man fragt sich auf was dort noch gewartet wird. Sämtliche andere europäischen Wetterdienste warnen die Bevölkerung bereits seit Tagen vor großer Hitze.“
Deutscher Wetterdienst in Offenbach verfügt über Hitzewarnsystem
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. Mit Hilfe einem Hitzewarnsystems warnt der DWD vor gesundheitlich belastenden Hitzewellen. Allgemein schreibt der Wetterdienst: „Hitzewellen sind eine ernstzunehmende Gefahr für die menschliche Gesundheit. Steht eine Hitzewelle akut bevor, werden für den aktuellen und den Folgetag amtliche Hitzewarnungen herausgegeben.“
Bei der Herausgabe der Warnungen würden verschiedene Kriterien berücksichtigt, unter anderem die Belastung am Tag und in der Nacht. Hitzewarnungen werden vom DWD nach eigenen Angaben für den aktuellen Tag und den Folgetag jeweils morgens bis spätestens 10 Uhr veröffentlicht. Am 18. Juli um 8 Uhr lag beim DWD noch keine Hitzewarnung vor.
Wetter-Experte Jung führt weiter aus: „Die 40-Grad-Hitze nimmt weite Teile Europas in Beschlag. So schnell hatte England noch nicht mit 40 Grad gerechnet. Man war davon ausgegangen, dass das irgendwann mal der Fall sein könnte, doch das es schon 2022 passiert, das dachte man nicht. Nun ist es soweit. Die heißen Temperaturen fluten nahezu ganz West- und Mitteleuropa.“
Video: Über 1000 Hitzetote in Südeuropa - jetzt erreicht die 40-Grad-Hitze Deutschland
In Deutschland liegt der Hitzerekord bei 41,2 Grad aus Juli 2019. „Ob wir den erreichen, ist allerdings eher fraglich. Aber ob 39, 40 oder 41 Grad - es ist eine heftige und lebensgefährliche Hitze. Das sieht man an den über 1000 Hitzetoten binnen einer Woche in Spanien und Portugal. Die Waldbrandgefahr erreicht die höchste Warnstufe 5.“
Eine große Abkühlung sei nicht in Sicht. „Es bleibt sehr warm bis heiß, nächste Woche deutet sich zudem auch neue Extremhitze an, erneut mit Werten nahe der 40-Grad-Marke. Es scheint so, als würde der Hitzesommer nun voll aufdrehen“ sagt Dominik Jung und betont: „Es ist extrem heiß. Wir müssen vor gefährlicher Hitze warnen.“