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Ärger ums Geld: Fluthelfer Wilhelm Hartmann wollte Zelte in Ahrweiler abbrechen - Jetzt zahlen Behörden doch

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Von: Leon Schmitt

Für seine Hilfe im Flutgebiet - im Hintergrund ist die Altstadt von Ahrweiler zu sehen - wurde Wilhelm Hartmann eine lebensgroße Holzstatue übergeben.
Für seine Hilfe im Flutgebiet - im Hintergrund ist die Altstadt von Ahrweiler zu sehen - wurde Wilhelm Hartmann eine lebensgroße Holzstatue übergeben. © Thomas Frey/dpa; Facebook/Lohnunternehmen Markus Wipperfürth

Wilhelm Hartmann greift seit mehr als drei Monaten Opfern der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz unter die Arme. Dabei ist der Gartenbau-Unternehmer aus Fulda selbst in Not geraten. Sein Hilfsprojekt in Ahrweiler stand auf der Kippe.

Ahrweiler/Fulda - Bei der Hochwasserkatastrophe im Juli haben zahlreiche Menschen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ihr Hab und Gut verloren. Besonders hart hat es die Bewohner in im Kreis Ahrweiler getroffen. Dort hilft Wilhelm Hartmann aus Fulda seit mehr als drei Monaten den Flutopfern.

Der Inhaber der Gärtnerei Hartmann hat in Walporzheim ein Containerdorf mit dem passenden Namen „WilhelmsHafen“ errichtet. Auf einem ehemaligen Sportplatz bietet der 48-Jährige Betroffenen und Helfern Schlafmöglichkeiten. Außerdem können sich die Flutopfer in einem großen Baustoffzelt Materialien und Werkzeuge für den Wiederaufbau ihrer Häuser ausleihen.

Hochwasser in Ahrweiler: Fluthelfer Wilhelm Hartmann macht nach Rückschlag weiter

Die Kosten für das Hilfsprogramm trug der Unternehmer aus Fulda bislang selbst. Medienberichten zufolge hat Wilhelm Hartmann rund 250.000 Euro im Katastrophengebiet gesteckt. Gegenüber Hessenschau sagte Hartmann, allein die Beschaffung und die Einrichtung der Container habe mehr als 150.000 Euro gekostet. Zudem fielen laufende Betriebskosten an.

Wegen bürokratischer Hindernisse drohte einer der „wichtigsten und wertvollsten Fluthelfer“, so wird Hartmann von der Bild-Zeitung betitelt, auf den Kosten sitzen zu bleiben. Die Behörden waren sich nämlich zunächst uneinig, wer für Zahlungen an freiwillige Helfer zuständig ist. Nach langem Hin und Her stellte sich heraus, dass die Kreisverwaltung Ahrweiler am Zug ist.

Hartmann mit emotionalem Facebook-Statement: „Es tut mir leid, ich gebe auf“

Nach Wochen des Wartens erhielt Hartmann eine Mail der Behörde, die den Gartenbau-Unternehmer offenbar mächtig schockierte. „Es tut mir leid, ich gebe auf“, schrieb der 48-Jährige in einem emotionalen Statement auf Facebook. Darin teilte er seinen mehr als 40.000 Abonnenten mit, dass er den Betrieb von „WilhelmsHafen“ und „Baustoffzelt Kaiser Walporzheim“ Ende Oktober einstellen werde.

„Bei der Finanzierung Ihres Projekts handelt es sich um eine Billigkeitsleistung, auf die kein Rechtsanspruch besteht“, zitierte Hartmann aus der Mail der Behörde. „Mein Herz ist gebrochen, mein Glaube an so manches zerstört“, kommentierte er das Schreiben in seinem Facebook-Beitrag, der nicht nur in den sozialen Netzwerken für Aufregung sorgte. Zahlreiche Medien berichteten. (Lesen Sie auch: Fahrschul-Lkw fährt 120 Heuballen ins Flutgebiet)

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Inzwischen gibt es aber gute Neuigkeiten - sowohl für Wilhelm Hartmann als auch für die Flutopfer: Der Kreis Ahrweiler kommt nun wohl doch für die Kosten auf. In einem persönlichen Gespräch habe Ahrweilers Vize-Landrat Horst Gies (CDU) Hartmann versichert, dieser müsse die Aussagen der Behörden missverstanden haben. Wie die Hessenschau berichtet, habe Gies Hartmann dazu bewegt, seine Arbeit fortzusetzen.

Gegenüber der Bild-Zeitung sagte Hartmann: „Nächste Woche fließt das Geld. Wohl nicht gleich in voller Höhe, aber es wird reichen, um zu bleiben.“ Der Helfer, dem zu Ehren eine lebensgroße Statue aus Holz geschnitzte wurde, will nun bis mindestens zum nächsten Frühjahr mit seinem Container-Dorf und dem Baustoffzelt im Flutgebiet bleiben. Allerdings muss er mit seinem Camp innerhalb des Landkreises Ahrweiler umziehen - von Walporzheim nach Grafschaft.

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