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Gehen nachts bald die Lichter aus? Städte setzen beim Stromsparen auf Modernisierung 

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Von: Sophie Brosch

Straßenlaterne
Gerade bei der Straßenbeleuchtung kann durch moderne Technik Strom gespart werden. (Symbolbild) © Felix Kästle/dpa/Symbolbild

Angesichts drastisch gestiegener Energiekosten planen erste Kommunen weitere Einsparungen bei der Straßenbeleuchtung. Auch in der Rhön liegen mancherorts die Straßen nachts bereits im Dunkeln. Die Städte Fulda und Hünfeld investieren in energiesparende Beleuchtung.

Fulda - Spätestens seit dem Ukraine-Krieg ist überall Stromsparen angesagt. So auch in den Kommunen. In der Stadt Fulda gehen nachts an einzelnen Ampeln schon länger die Lichter aus. So zum Beispiel die Ampel in der Maberzeller Straße in Richtung Ortsausgang. Magistratspressesprecher Johannes Heller: „Wir schalten bereits seit vielen Jahren alle Lichtsignalanlagen (LSA) ab, bei denen die Verkehrssicherheit durch die Abschaltung in der verkehrsschwachen Zeit nicht gefährdet ist.“

Zudem würden alle Ampeln nach und nach auf energiesparende LED-Technik umgestellt. „Hier sind in diesem Jahr insgesamt fünf LSA zur Erneuerung vorgesehen. Lichtsignalanlagen an sensiblen Knotenpunkten, bei denen es bei Abschaltung oder Ausfall immer wieder zu Gefahrensituationen oder gar zu Unfällen kommt, sind deshalb nicht zur Abschaltung vorgesehen“, erklärt Heller.

Hohe Energiepreise: Fulda und Hünfeld setzen bei Stromsparen auf Modernisierung 

Er verweist darauf, dass die Abschaltung der Straßenbeleuchtung immer im Zusammenhang mit der Sicherheit und dem Wohlfühlen der Bürgerinnen und Bürger betrachtet werden müsse. Sogenannte Angsträume sollen vermieden werden. Doch nicht nur die innerstädtischen Ampeln verbrauchen Strom. „Zwei wesentliche Bereiche, in denen auf kommunaler Ebene Strom benötigt wird, sind die Liegenschaften der Stadt sowie die Straßenbeleuchtung im Stadtgebiet“, berichtet die Pressestelle der RhönEnergie Fulda.

Die Straßen und Wege würden von rund 8500 Leuchten erhellt, die die RhönEnergie Fulda betreibt. Dazu kämen 920 von der Stadt Fulda betriebene Mastleuchten. „Ein großer Teil davon ist auf LED-Leuchtmittel umgestellt. Darüber hinaus wird durch die Nachtabsenkung viel Energie gespart. Die LED-Leuchten – und, sofern technisch machbar, auch ältere Leuchten – werden im verkehrsarmen Zeitfenster zwischen 22.30 und 5.30 Uhr um 50 Prozent abgesenkt“, informiert die Pressestelle der RhönEnergie.

„Das spart Strom, senkt den CO2-Ausstoß und vermeidet Lichtverschmutzung – und gehört dementsprechend auch in den Kontext der ‚Sternenstadt Fulda‘“, erläutert Johannes Heller. Zudem werde der Stromverbrauch auch durch Erneuerung von veralteten Straßenbeleuchtungsanlagen kontinuierlich gesenkt. (Lesen Sie hier: Seit drei Jahren Sternenstadt: Fulda reduziert Lichtverschmutzung auch an Kirchen)

Dort, wo Bürgerinnen und Bürger parallel verlaufende, beleuchtete Wege nutzen könnten, wird die Beleuchtung mancher Rad- und Fußwege in Fulda laut Heller nachts bereits ganz abgeschaltet. Ebenfalls seit einigen Jahren setze die Stadt flexible Lichtsteuerung ein: „Zum Beispiel wird das Licht am neuen Rad- und Fußweg in der Fulda-Aue nachts stark herabgedimmt und ‚fährt‘ sensorgesteuert erst hoch, wenn sich eine Person zu Fuß oder auf dem Rad der Straßenlaterne nähert“, erklärt der Magistratspressesprecher.

Starke Stromverbraucher arbeiten nachts und an Wochenende reduziert

Die Stadt Fulda verfügt laut Pressestelle der RhönEnergie über 250 Immobilien. „Strom wird hier vor allem zur Innenbeleuchtung benötigt. Dabei kommen bereits in hohem Maße energiesparende Leuchtmittel zum Einsatz.“

„Gleichzeitig sind starke Stromverbraucher wie zum Beispiel Lüftungsanlagen in Kitas, Schulen und vielen sonstigen öffentlichen Gebäuden so programmiert, dass sie nachts oder an Wochenenden und in den Ferien nur sehr reduziert arbeiten“, sagt auch Johannes Heller. Ein vollständiges Abschalten solcher Anlagen sei in der Regel nicht sinnvoll. Zudem baue die Stadt Photovoltaik-Anlagen auf städtischen Gebäuden aus, um für den Eigenverbrauch Strom einzuspeisen und somit Energiekosten zu sparen.

Rhön

Seit 2015 schaltet die Stadt Tann von 0.30 bis 3.30 Uhr die Straßenlaternen ab – allerdings nur Montag bis Freitag. Auch in der Gemeinde Ebersburg wird seit 2015 das Licht ausgeschaltet: täglich von 23.30 bis 5.30 Uhr. Kreuzungen, Straßeneinmündungen sowie Stellen mit viel Fußgängerverkehr wie Bürgerhäuser bleiben beleuchtet. Hauptgrund ist, Geld einzusparen. Tann senkt die Kosten um4500 Euro im Jahr, in Ebersburg liegt der Betrag im fünfstelligen Bereich.

Beim Bau des neuen Rechenzentrums habe die Stadt Fulda 2018 zudem auf eine geothermische Kühlung gesetzt, die Energiekosten und CO2-Ausstoß erheblich mindert. „Zu den größten Stromverbrauchern gehören die Beruflichen Schulen, insbesondere die Ferdinand-Braun-Schule“, ergänzt der Magistratspressesprecher. Eine große Anzahl von Schülerinnen und Schülern, die zum Teil bis in den Abend hinein unterrichtet werden sowie viele technische Geräte und Maschinen sorgten für einen hohen Bedarf an Energie. „Einsparpotenzial ist hier nur sehr begrenzt vorhanden.“

Auch in Hünfeld werden Energiekosten eingespart – jedoch nicht durch das nächtliche Abschalten von Ampelanlagen. „Die Stadt Hünfeld setzt auf eine Vielzahl kleinerer und mittlerer Maßnahmen, um nachhaltig Energie zu sparen“, sagt Pressesprecher Helmut Käsmann. Der größte städtische „Einzelverbraucher“ in Sachen Strom sei die Straßenbeleuchtung. „Durch unsere Stadtwerke haben wir in den zurückliegenden fünf Jahren fast die gesamte Beleuchtung auf energiesparende und insektenschonende LED-Lampen umgestellt.“

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Das habe den Stromverbrauch erheblich reduziert. Genauere Zahlen nennt der Pressesprecher nicht. „Lediglich die wenigen Lampen, die zuvor bereits auf eine andere energieeffiziente Technik umgerüstet worden waren, sind nicht erneut angepackt worden und sollen dann bei einer möglichen Erneuerung auf einen entsprechenden Stand gebracht werden“, informiert Käsmann.

Zudem wurde die Gebäudetechnik in Hünfeld aufgerüstet; beispielsweise verfüge das vor kurzem sanierte Rathaus über eine intelligente energetische Steuerungstechnik und auch im Kolpinghaus habe man in die Energieeffizienz investiert. „Wenn zum Beispiel jemand irgendwo im Gebäude vergisst, das Licht auszuschalten, übernimmt das System und schaltet es aus“, erklärt Käsmann. Weiterhin arbeite die Hünfelder Stadtverwaltung gegenwärtig an einem Klimaaktionsplan.

„Wir wollen noch mehr Energie regional gewinnen.“ So betreiben die Stadtwerke bereits eigene Blockheizkraftwerke und „Energiecontracting“ zur Lieferung von Wärme und zur Stromproduktion. „In unserer zentralen Kläranlage wird ein solches Blockheizkraftwerk dazu genutzt, mit Klärgasen Strom und Prozesswärme für die Anlagen zu produzieren, die ansonsten abgefackelt werden müssten. Wir verkaufen unseren Nachbarn Wärme und produzieren dabei Strom“, erläutert der Pressesprecher der Stadt Hünfeld.

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