Was ist geblieben? Fünf Erinnerungen an vergangene Landesgartenschauen in Hessen

Fünf Städte haben bereits die Landesgartenschau ausgerichtet, bevor Fulda dieses Jahr zum zweiten Mal nach 1994 an der Reihe ist. Fünf Erinnerungen an vergangene Pflanzen- und Blütenfeste.
Landesgartenschau: Fünf Erinnerungen an vergangene Gartenschauen in Hessen
2002 - Hanau
Die zweite hessische Landesgartenschau fand vom 19. April bis zum 6. Oktober 2002 in Hanau (Main-Kinzig-Kreis) statt – auf 31,25 Hektar. Insgesamt 800 000 Besucher kamen, das Motto hieß „Mit allen Sinnen erleben!“. Höhepunkte der Schau seien die vier Ausstellungsbereiche gewesen, wie die Stadt berichtet: „Drei davon, der Schlosspark Philippsruhe, der Schlossgarten und die Kinzigaue, wurden aufwendig saniert und renaturiert. Der vierte Bereich, das Stadtviertel Francois-Gärten, entstand völlig neu.“
Hier habe man eine ehemalige Kaserne in ein Wohngebiet mit Dienstleistungszentrum verwandelt. Die Stadt habe nicht nur die eigentlichen Schauflächen für 21,21 Millionen Euro hergerichtet, sondern weitere Stadtentwicklungsmaßnahmen mit dem dreifachen Volumen durchgeführt. Eines der Vorzeigeprojekte sei das rund eine Million Euro teure Umweltzentrum in der Kinzigaue gewesen.
Seit LGS-Ende werde das Gebäude zur Umweltbildung genutzt. Viele neue Spielplätze seien geschaffen worden. Die erneute Ausrichtung einer Landesgartenschau hat die Stadt derzeit nicht im Sinn – auch wenn die ehemalige Oberbürgermeisterin Margret Härtel (CDU), die die Schau damals nach Hanau geholt hatte, erst kürzlich erneut dafür warb. Der derzeitige Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) erklärt: „Eine Landesgartenschau in Hanau wird es wieder geben, aber nicht mehr in diesem Jahrzehnt.“

2006 - Bad Wildungen
Das Motto der 3. Hessischen Landesgartenschau in Bad Wildungen lautete: „Hessens schönster Garten“. 436 000 Besucher kamen während der Landesgartenschau-Zeit vom 15. April bis zum 3. Oktober 2006. „Das größte und nachhaltigste Projekt war die Erweiterung unseres Kurparks um rund vier Kilometer“, teilt die Stadt mit. Damit habe man bis heute Europas größten Kurpark mit rund 7,4 Kilometern Länge.
Nachhaltig habe sich vor allem die Besucherzahl ausgewirkt: „Wir haben nach der Landesgartenschau spürbar mehr Busreisegruppen als Besucher für unsere Stadt gewonnen.“ Mindestens fünf Jahre danach habe die Landesgartenschau Besucher angelockt. „Heute reden die Bürgerinnen und Bürger noch vom Landesgartenschaugelände, wenn sie über den dazugekommenen Kurparkteil sprechen.“
Geblieben von der Schau in der Stadt sei die Vergrößerung des Kurparks und in den 13 Stadtteilen jeweils das Stadtteilprojekt – wie zum Beispiel ein neuer Dorfbrunnen oder -platz. Hätte die Stadt im Nachgang etwas anders gemacht? „Die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, um eine erfolgreiche Landesgartenschau veranstalten zu können, war von Anfang an gut, so dass wir keinen Verbesserungswunsch haben. Da wir in unserer Stadt einige Projekte, die durch Corona etwas ausgebremst wurden, noch vor uns haben, ist derzeit keine weitere Landesgartenschau in Bad Wildungen geplant.“
2010 - Bad Nauheim
Das Motto der Landesgartenschau 2010 in Bad Nauheim im Wetteraukreis lautete „Traumhafte Gärten im Herzen der Stadt“. 521 511 Besucher kamen. Noch heute prägen die Umgestaltungen das Stadtbild, berichtet Ingrid Korinth, Fachbereichsleiterin Finanzen, Immobilien und Beteiligungsmanagement. Den Kurpark habe man aufgewertet, jedoch in seiner historischen Erscheinung erhalten.
Als zentrales Eingangstor der Stadt wurden die Parkstraße, der zentrale Boulevard und die Bahnhofstraße mitsamt dem Bahnhofsvorplatz neu gestaltet. Durch die Umgestaltung und Erneuerung habe die LGS einen immensen Investitionsschub in die Infrastruktur gebracht, betont Bürgermeister Klaus Kreß (parteilos). Die Schau habe als eine Art „investiver Herzschrittmacher“ fungiert, wovon der Einzelhandel und das gesamte Stadtbild in der Innenstadt profitierten.
Alles in allem sei die Schau eine „gelungene und erfolgreiche Veranstaltung“ gewesen, wie Heiko Heinzel, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung, betont. Eine erneute Ausrichtung plane die Stadt derzeit nicht, sagt der Bürgermeister. Auch in Bad Nauheim blieb am Ende ein Defizit, wie die Nachrichtenagentur dpa im Juli 2012 berichtete. In Bad Wildungen hatte es bei 600 000 Euro gelegen, in Bad Nauheim betrug es laut dpa etwa das Doppelte. Ende der 1990er Jahre sei das Gartenfest in Wetzlar wegen drohender hoher Kosten ganz ausgefallen.
2014 - Gießen
„Auf zu neuen Ufern“ hieß das Motto der Landesgartenschau 2014, die in Gießen veranstaltet wurde. Im Vorfeld der Schau hatte es wegen der drohenden hohen Kosten viel Protest gegeben. Am Ende zählte man 521 000 Besuche. Als das größte, prägende Projekt nennt die Stadt den Stadtpark Wieseckaue als innerstädtischen Grün- und Erholungsfreiraum und einer zusätzlichen Brücke über die Lahn (Christoph-Rübsamen-Steg) für die Stadtinfrastruktur.
Noch immer werde die Stadt von der Landesgartenschau geprägt – unter anderem auch durch den neu angelegten Stadtpark mit wasserstrukturverbessernden Maßnahmen, einen neuen Stadtplatz (Mühlengärten), einen neuen Wasserspielplatz an der Lahn und auch durch den sanierten Bahnhofvorplatz. Eine wichtige Lehre, die die Stadt aus der Ausrichtung der LGS hat lernen können, war nach Angaben der Pressestelle, „Abstand zu nehmen von dem Gedanken, alles perfekt zum Eröffnungstag fertig zu haben.
Im Vorfeld war uns nicht in vollem Umfang klar, welche landesweite Strahlkraft von der LGS ausgehen würde“. Bestrebungen, die Landesgartenschau noch einmal auszurichten, gibt es in Gießen derzeit nicht. „Jetzt sind andere hessische Städte dran, ebenfalls in den Genuss dieses Benefits zu kommen.“
Archivvideo: Startschuss für Umgestaltung des Aueweihers in Fulda
2018 - Bad Schwalbach
Im Jahr 2018 war Bad Schwalbach mit der Ausrichtung der Landesgartenschau an der Reihe. Das Motto der Stadt im Taunus lautete „Natur erleben. Natürlich leben.“ „Insgesamt kamen 302 454 Besucher, um sich die Ausstellung in den beiden Kurparktälern Bad Schwalbachs anzusehen“, berichtet die Stadt. Das prägendste Projekt sei der Bereich „Landleben“ gewesen, der auf einer Fläche von 11 600 Quadratmetern vor allem bei Familien gut angekommen sei.
„Alte Tierrassen, die von Archehöfen in der Region gezüchtet werden, wurden auf einer Freifläche im Kurpark gezeigt. Es gab eine Blockhütte, in der regionale Gerichte und Getränke ausgeschenkt wurden“, heißt es in der Mitteilung der Stadt. Insgesamt sei die LGS ein finanziell herausforderndes Projekt gewesen. Denn auch weil weniger Besucher kamen als gedacht, hatte die Kreisstadt ein deftiges Defizit zu verzeichnen, berichtete die FAZ im Oktober 2019.
Doch wie die Stadt betont, habe man mit der Umgestaltung rund um den Kurpark „nachhaltige und schöne Anlagen erhalten“. Auch bestehe der Förderverein weiter (heute Förderverein Gartenstadt Bad Schwalbach), der sich vor der LGS aus engagierten Bürgern formiert hatte.Dieser unterstütze bei der Pflege zahlreicher Beete im Stadtgebiet und sei im kulturellen Bereich aktiv. Pläne für eine erneute LGS-Ausrichtung hat Bad Schwalbach nicht: „Bisher gibt es keine Bestrebung, dass ein weiteres derartiges Projekt in der näheren Zukunft realisiert werden wird.“
Warum ist der Schlossgarten während der Landesgartenschau durch Bauarbeiten blockiert? Und: Warum wird der Tiergarten erst zwei bis drei Monate nach Eröffnung der Schau fertig, obwohl er auf Gartenschau-Gebiet liegt? Unsere Zeitung sprach mit Stadtbaurat Daniel Schreiner (parteilos) über die Hintergründe.