In knapp zwei Drittel aller deutschen Landkreise seien im vergangenen Jahr Eigentumswohnungen inflationsbereinigt günstiger zu haben gewesen als im Jahr zuvor. 2021 hatte das reale Plus im bundesweiten Schnitt noch satte 14,2 Prozent betragen, 2020 immerhin 9,6 Prozent. „Die Phase, in der Preise für Eigentumswohnungen in ungeahnte Höhen kletterten, ist vorerst vorbei. Aktuell stagnieren beziehungsweise sinken die Preise angesichts einer leicht nachlassenden Nachfrage in Folge steigender Zinsen und erhöhter Lebenshaltungskosten“, sagt Achim Kuhn, Leiter Kunden- und Produktmanagement bei der Postbank.
Nach dieser aktuellen Preisdelle gehe man aber wieder von einem Anstieg der Preise für Wohnimmobilien aus. „Unter der Annahme, dass die Inflation für einen absehbaren Zeitraum weiterhin höher ausfällt als die zugrunde liegenden vertraglichen Nominalzinsen, entstehen jedoch negative Realzinsen, so dass die Finanzierung einer Immobilie weiterhin sinnvoll sein kann“, führt Kuhn aus.
Besonders Großstädte seien von dem realen Preisrückgang betroffen. So sei der Kaufpreis für Eigentumswohnungen in den sieben größten deutschen Städten um 4,3 Prozent gesunken, in (kreisfreien) Mittelstädten um 1,5 Prozent – in allen Flächenlandkreisen jedoch nur um 0,1 Prozent. Begründet wird dies seitens der Postbank, dass gerade in den großen Städten sich die Preise für Immobilien überhitzt hätten.
Eine für Kaufinteressenten besonders günstige Konstellation lag im vergangenen Jahr offenbar im Landkreis Fulda vor. Selbst nominal – also ohne Berücksichtigung der Inflation – ist der Kaufpreis von Eigentumswohnungen laut Postbank-Studie sogar ganz leicht gesunken. Im Main-Kinzig-Kreis sind die Preise mit 5,65 Prozent unterhalb der Inflationsrate gestiegen, im Vogelsberg hingegen betrug der Preisanstieg mit 8,6 Prozent etwas oberhalb der Inflation.
9734 Euro kostete im vergangenen Jahr in München der Quadratmeter in gekauften Eigentumswohnungen.
6654 Euro waren es hingegen in Frankfurt.
3019 Euro kostete der Quadratmeter im Landkreis Fulda, 3287 Euro im Main-Kinzig-Kreis, nur 1870 Euro im Vogelsbergkreis.
Bei den Mietpreisen ging es in allen drei Kreisen nach oben, allerdings blieben alle Werte unterhalb des Inflationswertes. Mit einem Plus von 6,11 Prozent liegt auch hier der Vogelsberg vorne, es folgen Fulda mit plus 5,04 Prozent sowie der Main-Kinzig-Kreis, in dem die Mieten für Wohnungen lediglich um 3,89 Prozent anstiegen.
Dass Eigentumswohnungen im Vogelsbergkreis im vergangenen Jahr vergleichsweise teuer waren, dürfte auch am geringen Angebot liegen. Nur 0,6 Wohnungen pro 100.000 Einwohner wurden durchschnittlich angeboten – und der Kreis hat kaum mehr als eben diese 100.000 Einwohner. Im Landkreis Fulda waren es immerhin 1,31 angebotene Wohnungen, im Main-Kinzig-Kreis hingegen 3,28 pro 100.000 Einwohner.