Diether Dehm zu „Indianer“-Streit: Florian Silbereisen trägt Verantwortung

Als vor wenigen Tagen der Songautor Diether Dehm (72) der Fuldaer Zeitung berichtete, Florian Silbereisen angezeigt zu haben, war das Medienecho groß. Im Interview führt Dehm nun aus, was seitdem passiert ist und was das alles soll.
Fulda - Kürzlich wurde bekannt, dass Florian Silbereisen – offenbar, um Angehörige indigener Völker nicht zu verletzen oder aus Anbiederung an woke Sprachzensur – das Wort „Indianer“ aus dem Klaus-Lage-Song „1000 und 1 Nacht“ gestrichen hat. Die Entrüstung war groß.
Florian Silbereisen: Manager ruft Diether Dehm wegen „Indianer“-Streits an
Florian Silbereisen ließ eine Anfrage der Fuldaer Zeitung bislang unbeantwortet. Doch Songautor Diether Dehm, der in Eiterfeld-Großentaft im Kreis Fulda lebt, hat inzwischen einen Anruf von dessen Manager erhalten. Das verrät Dehm im Exklusiv-Interview mit der Fuldaer Zeitung.
Gegenüber den Medien schweigt Florian Silbereisen zum „Indianer“-Skandal. Haben Sie inzwischen etwas von ihm gehört?
Sein Manager rief mich gerade an und hat sich sehr entschuldigt, weil sie mich vor dem Texteingriff nicht um Erlaubnis gefragt hatten. Denn es gibt im Urhebergesetz ein striktes Änderungsverbot. Aber sowohl der ARD als auch dem Künstler war natürlich klar, dass ich dafür keine Erlaubnis gegeben hätte.
Werden Sie die Strafanzeige wegen Urheberrechtsverletzung, die Sie bei der Staatsanwaltschaft Fulda gestellt haben, trotzdem aufrechterhalten?
Ja, denn selbst, wenn ich es wollte: Man kann keine Strafanzeige mehr zurücknehmen.
Geht es Ihnen bei der Anzeige auch um Geld, das Sie privatrechtlich einklagen könnten?
Natürlich könnte das Florian Silbereisen sehr viel kosten. Per Schmerzensgeld, Schadenersatz oder Unterlassungsklage. Dann müsste er sämtliche Videos in Mediatheken, Daten- und Tonträger mit dem verfälschten Text einstampfen. Aber ich will erst das Gespräch mit ihm abwarten, um das sein Vertreter mich gebeten hat. Ich will denen klarmachen, dass ein solcher Superstar auch eine Verantwortung dafür trägt, dass Menschen nicht weiter eingeschüchtert werden.
Womit eingeschüchtert werden?
Mit dem Angst-Krampf: „Habe ich jetzt etwas falsches gesagt, wenn ich Indianer sage? Hört jemand am Nebentisch mit? Wenn selbst der Silbereisen das Wort streicht, dürfen sich dann meine Kinder an Fastnacht noch eine Indianerfeder ins Haar stecken?“ Ich will denen auch klarmachen, dass selbst ein deutscher Schlagerstar an der Seite der Gedankenfreiheit zu stehen hat – in der guten Tradition von Udo Jürgens, Katja Ebstein, Howard Carpendale, Roland Kaiser, Peter Alexander, Peter Maffay, Drafi Deutscher, Reinhard Mey, Udo Lindenberg, Dieter Hallervorden und vielen anderen, mit denen ich als Autor und als Sprecher von Künstler für den Frieden wirken durfte.
Sie sehen in der Konsequenz des Falles Silbereisen also auch die Gefahr, dass man, als Rothaut verkleidet, in diesen Tagen schief angeschaut wird?
Genau. Fasching ist ein Ventil für unterdrückten freien Geist. Der Karneval bezog sich lange auf die Aufklärung und auch auf die Französische Revolution. Darum war auch auch die Zahl elf – bekannt vom Elferrat – eine Art subversiver Geheim-Code, nämlich als Abkürzung von Égalité, Liberté, Fraternité. Aber als der französische General Rochambeau mit dem preußischen Militär in Mainz den Karneval verbieten wollte, kam es zum Spottlied „Ritzamba“ – heute als Nahallamarsch bekannt. Also logisch: Eine Parodie auf eine meiner 600 Werke auf Schallplatten würde ich nie verbieten lassen. Aber von Spott auf die Macht ist Florian Silbereisen ja meilenweit entfernt.
Sie sehen „Cancel Culture“ und „Wokeness“ auch im Zusammenhang mit der Corona-Politik – was genau meinen Sie damit?
Lassen Sie mich zunächst, was ich mir in jüngeren Jahren nie hätte träumen lassen, der Fuldaer Zeitung für ihre couragierte Aufklärung gegenüber Spahn, Lauterbach und Pharmalobby ausdrücklich danken. Denn die schikanöse Verschandelung von Sprache findet ja nicht nur beim Gendern, gegen Winnetou, sondern auch mit irrsinnigen Impfpflichten und Lockdowns statt. Auch in der untertänigen Nachbeterei von Parolen aus dem Weißen Haus. Wer hier von oben kritische Fragen unterdrückt, hat‘s nötig.
Corona, Silbereisen und „Indiana“-Streit: Diether Dehm im Interview
Es gibt viel Beifall für Ihren Einsatz gegen die Eliminierung des Wortes Indianer aus Ihrem Songtext – auch von rechter Seite. Haben Sie als eigentlich strammer Linker ein Problem, wenn zu viel Applaus von der falschen Seite kommt?
Wenn ein Rechtskonservativer, wie mein CSU-Freund Peter Gauweiler, sagt: „Eins und eins ist zwei“, dann stimmt das immer noch. Aber es ist schon eine Tragödie, dass sich merkwürdige Menschen von ganz Rechtsaußen im Moment als Stimme der Freiheit aufspielen dürfen. Und dass Leute bei dem Wort „linke Politik“ automatisch ihr Portmonee festhalten. Solange sich Pharma-, Bank- und Rüstungskonzerne grünlicher Phrasen und SPD-Parolen bedienen.
Viele Ihrer Parteifreunde von der Linken reagieren dagegen nur noch mit Kopfschütteln. Haben Sie auch in Zukunft noch einen Platz in Ihrer Partei?
Naja, Sie kennen ja die Steigerung von Gegner: „Parteifreund“. Gegen mich und eine Reihe von Leuten, die mehr Sahra Wagenknecht zustimmen, laufen gerade einige Partei-Ausschlussverfahren. Davon hatte ich in der SPD drei erfolglose Schiedsverfahren und zwei in der Linkspartei. Aber da werden nur von Scheinriesen stumpfe Schwerter geschwungen, ohne dass jemand mehr groß den Kopf einzieht.
Das Interview ist zuerst am Montag, 23. Januar, in der Printausgabe der Fuldaer Zeitung erschienen.